Die 87. Minute im Spiel der Partie zwischen dem FC Wegberg-Beeck und Rot-Weiss Essen. Kerim Avci meldet sich nach minutenlanger Behandlung zurück und will wieder ins Spielgeschehen eingreifen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfelds springen RWE-Trainer Waldemar Wrobel und Teammanager Damian Jamro um die Wette und winken mit beiden Armen ab. Dem Mittelfeldmann war entgangen, dass während seiner Behandlung bereits Cedric Vennemann für ihn aufs Feld gekommen war. Bereits im Begriff, einen Wechselfehler zu begehen, versteht Avci jedoch, was die beiden ihm vermitteln wollen und dreht ab. Durchpusten auf der Essener Bank! Allerdings nur für Sekunden. Wenig später wich der Druck. Der - allerdings völlig regelkonform - in der 78. Minute eingewechselte RWE-Verteidiger Dirk Jasmund nimmt von der rechten Strafraumkante Maß und erzielt das 2:0 für die Gäste. Die Entscheidung.
[player_rating]nrwliga-1011-12-220130181[/player_rating] Allerdings hatten die Essener nicht nur ein Mal das Glück auf ihrer Seite. "Plötzlich stehen da Marc-André Nimptsch, Johannes Walbaum und David Zajas auf dem Feld. Das sind alles Jungs, die schon Regionalliga oder höherklassig gespielt haben. Deshalb bleibe ich dabei: das ist keine schlechte Mannschaft", befand Wrobel. Und die hielt zumindest offensiv, was die Namen versprachen. Über weite Strecken agierten beide Mannschaften auf Augenhöhe. Allerdings hätte zumindest Sturmspitze René Schnitzler (57.) aus drei Metern allein vorm Tor mehr aus der größten Wegberger Gelgenheit machen müssen. So blieb den Hausherren schließlich nicht mehr, als mit gleich mehreren vergebenen Großchancen zu hadern.
Rot-Weiss Essen machte dagegen vor, wie es geht. Vor allem, weil Lukas Lenz mit aller Macht auf seinen Treffer drängte. Bereits nach 13 Minuten drückte der Sturmtank den Ball auf Zuspiel von Kapitän Timo Brauer über die Linie, doch der Referee hob die Fahne. Eine ebenso knappe Entscheidung wie jene, nach dem Einsatz von Wegbergs Keeper Sascha Rodemers gegen Leon Enzmann (41.) nicht auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. "Rodemers hat sogar zugegeben, dass ein Kontakt da war", berichtete Wrobel. "Deshalb denke ich, dass der Erfolg unterm Strich absolut in Ordnung geht. Dass es kein filigranes Spiel von uns werden würde, habe ich nicht anders erwartet. Aber mit der kämpferischen und läuferischen Einstellung bin ich absolut zufrieden." Dabei hatte der Coach gar nicht nötig, sich für drei entführte Punkte zu rechtfertigen.
Das tat Lukas Lenz bereits mit seinem dann auch gültigen Treffer (23.), nachdem Rodemers einen Avci-Schuss nur abprallen lassen konnte und der Angreifer abstaubte. Überhaupt gab es an dem achten Saisonsieg der Essener schließlich nichts zu deuteln. Auch ohne großes Spektakel verdienten sich die Gäste den Dreier dank einer vor allem im ersten Durchgang kämpferisch überzeugenden Leistung, bei der auch das nötige Glück sein Übriges tat. Eben ganz im Stile eines Spitzenreiters.