Vor der Landesliga-Saison 2022/2023 hatte man große Ziele beim VfB Bottrop. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Statt im Oberliga-Aufstiegskampf um Punkte zu spielen, muss die Mannschaft als Tabellenvorletzter den Blick nach unten richten. Erst im letzten Spiel konnte man die rote Laterne an den punktgleichen TSV Wachtendonk-Wankum übergeben. Einen Anteil daran hat sicher auch Coach Can Uçar – ein alter Bekannter im Jahnstadion.
Denn Uçar war bereits in der Aufstiegssaison 2021/22 als Co-Trainer an der Seitenlinie der Schwarz-Weißen unterwegs, man konnte sich jedoch nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Den 31-jährigen zog es infolgedessen als spielenden Co-Trainer zum SV Zweckel.
Anfang Februar kehrte Uçar dann ins Jahnstadion zurück. Er trat die Nachfolge von Michael Schrank an. Mit der Konsequenz, dass er die eigenen Fußballschuhe an den Nagel hängen musste.
Trotzdem nahm Uçar die Herausforderung beim VfB gerne an. „Ich wollte eigentlich zum Ende meiner Laufbahn noch ein bisschen spielen. Leider hat eine Verletzung dazu geführt, dass das kaum noch möglich war. Deswegen fiel mir die Entscheidung, das Spieler-Dasein für den Job in Bottrop ad acta zu legen, nicht so schwer. Als ich den Anruf bekommen habe, war es eine klare Sache, dass ich dem Verein helfen will“, berichtet er.
Dass er einen Großteil der Spieler schon kennt, kommt sowohl Uçar als auch dem Verein entgegen. Vor dem Start der Restrunde hatte er nur sechs Trainingseinheiten und ein Testspiel, um die Mannschaft auf den Abstiegskampf einzustellen.
Was die wichtigsten Stellschrauben waren, an denen in der Kürze der Zeit gedreht werden konnte, macht der Coach im Gespräch deutlich: „Fußballspielen musste ich da keinem beibringen. Die Trainingsbeteiligung war aber vorher niedrig, die Jungs waren als Team noch nicht wirklich zusammengewachsen. Ich habe das Gefühl, dass sich da in den letzten Wochen richtig was getan hat und sehe eine ganz andere, motivierte Truppe aktuell.“
Davon konnten sich die Fans des VfB im Nachholspiel gegen den TuS Fichte Lintfort bereits überzeugen. Gegen den Tabellen-Vierten holte man ein sehr respektables 1:1.
Trotzdem bittet der Coach um Geduld: „Wir sind auf einem sehr guten Weg, der aber noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir die Punkte holen, um da unten rauszukommen.“ Die nächsten Zähler für den Klassenerhalt können schon im Auswärtsspiel gegen den SV Genc Osman Duisburg gesammelt werden. Dort muss man auf Tugay Tekin verzichten, der nach einem Riss der Achillessehne mehrere Monate fehlen wird.
Davon möchte sich Uçars Team aber nicht aufhalten lassen. Erklärtes Ziel für die Restrunde sei es, schnell nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben und so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. „Umso eher wir da unten rauskommen, umso früher können wir für die nächste Saison planen“, schaut der Coach voraus.
Ein konkretes Ziel möchte er für diese nächste Saison noch nicht ausgeben. Es gebe zwar erste Planungen im Hintergrund, Uçar wünscht sich aber, dass diese in Zukunft umsichtiger kommuniziert werden. „Es gibt immer Variablen, die man nicht berechnen kann, wenn sich zum Beispiel Leistungsträger verletzen und dann stehst du plötzlich nicht oben, sondern wie wir nach der Hinrunde ganz unten“, resümiert er.
Wohin es nächstes Jahr für Uçars Team gehen soll, bleibt also spannend. Nur seine Feuerwehr-Kluft würde der Trainer dann lieber im Schrank lassen.