Stylish kommt er daher. Körperbetontes Shirt, lässig aufgesetzte Cappy, lässig aufgesetztes Lächeln. Ein wenig erinnert der 20 Jahre alte Heiligenhauser an sein Idol. An Neymar jr., den brasilianischen Fußballstar des FC Barcelona. Beide lieben Mode, beide lieben Fußball. Und beide waren in ihrer Jugend mit Talent gesegnet. Trotzdem könnten die Karrieren unterschiedlicher kaum verlaufen sein: Neymar ist frisch gekürter Olympiasieger. Rymarczyk möchte in seiner ersten Saison beim SC Velbert „oben mitspielen“. In der Landesliga.
In der Jugend gegen Leroy Sané
„Ich habe zu meiner Zeit in Gladbach gegen Jungs wie Leroy Sané gespielt. Der ist jetzt bei City. So ist das im Fußball. Uns wurde damals gesagt, dass es nur zwei bis drei aus unserem Jahrgang schaffen. Für den Rest reicht es nicht.“ Rymarczyk erzählt sehr bedacht, sehr reflektiert, fast schon selbstverständlich von seiner Fußballkarriere. Von seinem Berater, „den man haben muss als junger und umworbener Spieler.“
Von seiner Jugend beim Wuppertaler SV und bei Borussia Mönchengladbach, „einem sehr professionellen Verein“, wo er sehr gerne war – auch, wenn er in dieser Zeit, so mit 16, 17 Jahren, fast keine Zeit für all die Dinge hatte, die 16, 17 Jahre alte Jungs für gewöhnlich gern machen. Dass der Linksfuß jetzt wieder mehr Zeit hat, genießt er mit Freunden und Freundin in vollen Zügen.
Auch, wenn er manchmal darüber nachdenkt, wie es alles hätte sein können, wenn es diese eine Verletzung nicht gegeben hätte. „Ich hab damals alles versucht, um mich durchzusetzen und eine Chance als Profi zu bekommen. Aber dann bin ich mit einem Mittelfußbruch sehr lange ausgefallen“, erinnert sich Rymarczyk.
Uns wurde damals gesagt, dass es nur zwei bis drei aus unserem Jahrgang schaffen. Für den Rest reicht es nicht.
Nico Rymarczyk über Profifußball
Da war der gebürtige Velberter 17 und fing an, sich Gedanken auch über seine nichtfußballerische Zukunft zu machen. „Das ist sehr wichtig. Man muss sich ein zweites Standbein aufbauen. Auch ohne Verletzung hätte es sein können, dass ich es nicht geschafft hätte. Das Geschäft ist sehr hart, da muss man sich frühzeitig vorbereiten.“
Beim SC Velbert ist der von Ratingen 04/19 zum Von-Böttinger-Platz gewechselte offensive Mittelfeldspieler hoch motiviert: „Ich will mich hier durchsetzen und mit dem tollen Team oben mitspielen!“ Gleichzeitig kann Rymarczyk in dem familiären, vergleichsweise ruhigen Umfeld jetzt aber auch ein normales Leben führen. „Ich genieße einfach mal meine Ruhe.“
Ein normales Leben zu führen heißt aber auch, nicht für sein Hobby sondern für seine Arbeit bezahlt zu werden. Aktuell arbeitet der Fachabiturient für den Verein „interaktiv“ an der Heiligenhauser Realschule im Sportunterricht, in Sport-AGs und in der Hausaufgabenbetreuung.
„Parallel mache ich an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf ein Bachelor-Studium. Ich studiere Sportbusiness Management. Mit diesem breit aufgestellten Studium qualifiziere ich mich für viele spannende und interessante Arbeitsfelder im Sport.“ Der Studiengang ist berufsbegleitend, so kann Rymarczyk lernen, wann immer er Lust und Zeit dazu hat. „Das ist super. Ich kann zum Fußball, kann arbeiten gehen, kann Spaß haben. Und studiere trotzdem – wo, wann und wie ich möchte.“
Träume hat Nico „Reymar“ Rymarczyk auch: einmal den „Clásico“ live im Nou Camp sehen, Barça gegen Real, am besten mit Neymar als Siegtorschütze. Und beruflich? „Der Beruf des Spielerberaters reizt mich sehr. Aber auch die Arbeit, die Max Eberl als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach macht, beeindruckt mich. So etwas könnte ich mir auch vorstellen.“ Dass Eberl die gleiche Hochschule besuchte wie er jetzt, ist sicher keine schlechte Voraussetzung.