Der Trainer des Landesligisten hatte sich vor dem Spiel gegen den Tabellenführer 1. FC Bocholt vorgenommen, den Gegner zu provozieren und so zur Übermotivation zu reizen. Deshalb besorgte er sich ein T-Shirt mit dem Wort "Tabellenführerbesieger." Dirr erklärt: "Das Shirt hab ich mir vor dem Spiel selbst bedruckt und am Spieltag angezogen. Neben dem selbstbewussten Auftritt in den Medien sollte das die Spieler von Bocholt weiter reizen", erklärt Dirr seine riskante Taktik. Nachdem dem Coach aber in der Nacht vor der Partie mehrere Spieler abgesagt hatten - unter anderem meldete sich sein Abwehrchef ab - kam bei Dirr, der für seine "bekloppten Aktionen" bekannt ist, doch ein etwas mulmiges Gefühl auf. "Das war natürlich alles andere als ideal. Unser Durchschnittsalter lag damit bei knapp 21 Jahren", sagt der Coach.
Große Klappe, viel dahinter
Trotzdem konnte der Tabellen-13. die Partie überraschenderweise durch ein Tor von Kevin Lachs - "Kevins Leistung war auf Oberliga-Niveau, er hat keine Fehler gemacht" (Dirr) - mit 1:0 gewinnen, genau so sah auch der Tipp vom Rhenania-Coach aus. Dass er aber noch Geld auf das Spiel seiner Mannschaft setzen wollte, sei nur ein Bluff gewesen. "Auch das gehörte zum Programm", schmunzelt Dirr, der sich nach seiner großen Klappe im Vorfeld der Partie bei seinem Team bedanken kann. "Das hätte auch voll in die Hose gehen können. Großen Dank an meine Mannschaft, die läuferisch und kämpferisch wirklich fantastisch gespielt hat." Für die Bottroper war es das vierte Spiel in Folge, in dem sie ungeschlagen geblieben sind, am nächsten Wochenende geht es gegen Sterkrade-Nord. "Das wird schwerer als gegen den Tabellenführer. Normalerweise tausche ich mich mit deren Coach immer aus, das wird diesmal wohl nicht passieren", blickt Dirr voraus.
"Ich hoffe, dass die bis dahin Erster sind"
Insgesamt ist der Coach gespaltener Meinung was den bisherigen Saisonverlauf betrifft, sein Team hat mit nur 18 Gegentoren die beste Defensive der Liga, im Angriff hapert es aber noch an allen Ecken und Enden. "Unsere Torausbeute von elf Treffern ist die eines Absteigers", weiß er. Das soll in den verbleibenden Spielen bis zur Winterpause aber besser werden. Dabei will er nicht zu oft zu seinen kreativen Maßnahmen greifen, "das nutzt sich ja irgendwann ab."
In einem Monat kommt es dann zum nächsten Topspiel für die Bottroper, es geht gegen den Zweiten FSV Duisburg. "Ich hoffe, dass die bis dahin Erster sind", lacht der Coach, der sich ein ähnlich glückliches Händchen wie gegen Bocholt wünscht. Danach sollen seine Spieler im Winter "sechs Wochen die Füße hochlegen." Dafür hat er bis auf die obligatorische Hallenstadtmeisterschaft schon alle Turniere abgesagt, der Fokus gilt dem Abstiegskampf. "Es wäre eine Sensation, wenn wir drinbleiben." Zumindest für die Landesliga wäre es die Sache wert, ein Vorgehen wie das von Dirr sieht man schließlich nicht alle Tage.