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Kleine Vereine kämpfen
Niedergang trotz großer Tradition

Revier: Kleine Vereine kämpfen um Existenz

Mit TuS Bredenscheid steht ein weiterer Traditionsverein kurz vor dem Kollaps. Und das nur ein Jahr nach den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen.

Die Liste der bedrohten und schon aufgelösten Vereine ist lang und ein Ende ist nicht in Sicht. Zu wenig Ehrenamtliche, zu hohe Kosten. Zerfällt der Amateurfußball?

Im Sommer 2007 war die Stimmung beim TuS Bredenscheid noch weitgehend gut. Das 100-jährige Bestehen war ein willkommener Anlass zum Feiern, unter anderem wurden drei kleine Turniere veranstaltet. Seit der Gründung am 22. September 1907 war dem Verein zwar nie ein großer Coup gelungen, der ihn auch außerhalb des Kreises Hattingen in den Blickpunkt rückte, aber wer sich hundert Jahre lang im Amateurfußball behauptet hat, beweist Tradition und Beständigkeit. Wohl auch deshalb war vor einem Jahr die Auflösung noch nicht abzusehen.

Überschattet wurden die Festlichkeiten allerdings durch den Abstieg der ersten Mannschaft aus der Kreisliga B. Dieser Abstieg kam für die TuS-Verantwortlichen unerwartet. Als Grund wurde die Undiszipliniertheit einiger Akteure ausgemacht, zu oft wurden sie in der Saison 2006/07 vom Feld verwiesen. Der Club sah den Abstieg als Chance zum Neubeginn. Ein erster Schritt dazu war die Auflösung der zweiten Mannschaft, wobei viele der dazugehörigen Spieler als Ersatz für ehemalige aus der Ersten vorgesehen waren. Selbst Niels Niehäuser, am Ende Spieler und Geschäftsführer in Personalunion, sah am letzten Spieltag der TuS in der B-Liga wegen einer Tätlichkeit Rot.

Der Plan mit der Fokussierung auf ein einziges Team in der Kreisliga C ging sportlich weitgehend auf. Die Mannschaft belegte in der abgelaufenen Saison einen akzeptablen sechsten Platz, gewann zwischenzeitlich sogar neun Spiele in Folge. Doch auch außerhalb des Spielfelds war der Verein im vergangenen Winter nochmal in die Schlagzeilen geraten: TuS-Spieler hatten sich in der Begegnung gegen den VfL Winz-Baak in eine Schlägerei auf der Tribüne eingemischt. Die Partie musste abgebrochen werden.

Den ersten Hinweis auf das endgültige Aus gab es im Februar. Bei einer Mitgliederversammlung sollte unter anderem ein neuer Kassenwart gewählt werden, ein Freiwilliger konnte unter den knapp 100 Mitgliedern jedoch nicht gefunden werden. Ebenso erfolglos blieb eine zweite Versammlung. Bei der dritten und letzten - Anfang Juni - erschien nur etwa ein Viertel der Mitglieder, obwohl die akute Notlage des Klubs mittlerweile bekannt war. Niehäuser will daher die Löschung aus dem Vereinsregister beantragen und beklagte sich gleichzeitig über die schwache Unterstützung von vereinsinternen Helfern. Er sieht beim TuS Bredenscheid eine ähnliche Entwicklung wie sie kurz zuvor beim PSV Ennepe stattfand. Der Polizei-Sportverein, gegründet 1970, hat nach Ablauf dieser Saison seine erste Mannschaft zurückgezogen, ob auch hier das endgültige Aus droht, ist hingegen noch ungewiss.

Die Katastrophe verhindern konnte in diesem Jahr der Kreisligist SV Yeni aus Castrop-Rauxel. Und das, obwohl die angedachte Fusion mit einem benachbarten Klub - mit Arminia Ickern und dem SV Dingen liefen Gespräche - scheiterte. Wohl auch aufgrund von Vorbehalten gegenüber dem türkischen Hintergrund des Vereins. Mittlerweile aber stehen zwei Mannschaften sowie ein kompletter neuer Vorstand für die neue Saison, nachdem der Spielbetrieb in der abgelaufenen Saison aufrecht erhalten werden konnte.

Grund für die Misere im Amateurbereich ist in vielen Fällen vor allem der Mangel an Mitgliedern, die sich auch dazu bereit erklären, ehrenamtlich selbst tätig zu werden. Eine Spirale setzt ein, denn weniger Mitglieder bedeuten weniger Einnahmen, was die Klubs zusammen mit gestiegenen Abgaben an die Verbände zusätzlich in finanzielle Schieflagen bringt. Zahlen des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen (FLVW) belegen den Rückgang.

In der zuletzt Anfang 2007 veröffentlichten Gesamtstatistik des FLVW ist im Vergleich zum Vorjahresbericht ein Rückgang der Mannschaften im Seniorenbereich von 4.785 auf 4.690 Teams auffällig. Das sind zwar "nur" etwa zwei Prozent, aber für jede der 95 Mannschaften ein kleines Schicksal - und das in einem einzigen Jahr, wobei ein Ende des Trends nicht abzusehen ist. Hoffnung macht hingegen der Zuwachs im Juniorenbereich. Die Statistik des FLVW weist hier für 2007 knapp 8.500 jugendliche Fußballer mehr aus als noch drei Jahre zuvor. Die Steigerung verlief weitgehend gleichmäßig in allen Altersklassen von der F- bis zur A-Jugend. Das ist wichtig, denn die Auflösung der Jugendabteilungen erscheint den Teams oft als gutes kurzfristiges Mittel, um Geld einzusparen, entzieht ihnen damit aber gleichzeitig auch die Basis. So geschehen unter anderem beim PSV Ennepe und in Bredenscheid.

Ist die Anzahl der Fußballvereine in kleineren Städten wie Hattingen zu hoch? Wegen dieser negativen Einflüsse ist zum Beispiel schon die SG Wanne-Nord zu Grunde gegangen, der Verein existierte nur neun Jahre lang (von 1998 bis 2007). Ähnlich wird es nun wohl beim TuS Bredenscheid laufen, wenngleich die Vereinshistorie viel länger ausfällt. Dass es auch anders laufen kann sieht man am aufstrebenden Frauenfußball. Beflügelt durch die Erfolge des Nationalteams melden sich immer mehr Mädchen und Frauen in den Vereinen an. Zwischen 2004 und 2007 sind laut FLVW-Bericht fast 17.000 Mitglieder dazugekommen. Der entscheidende Unterschied: Hier entsteht ein noch weitgehend neuer Zweig des Sports, während der Fußball im Herrenbereich eine lange Tradition hat.

Einige Etagen höher sieht es auch nicht viel besser aus. Bestes Beispiel: Der KFC Uerdingen 05. Die Krefelder schrammten im Winter nur knapp an der Insolvenz inklusive Neustart in der Kreisliga oder gar der Auflösung vorbei. Mit Klaus Berge kam für Aleksandar Ristic ein neuer Trainer und ein neuer Vorstand wurde gewählt, an dessen Spitze Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos, steht. Lakis pumpte insgesamt fast eine Viertelmillion in den Verein und trug so maßgeblich zur Rettung bei. Die Finanznöte in Uerdingen waren schon lange bekannt und aufgrund der Popularität konnten kuriose Maßnahmen - wie die Kaderplatz-Ersteigerung für 33.050 Euro bei Ebay - ergriffen werden. Eine Chance freilich, die sich den Kreisligisten nicht bietet.

Wie wichtig ein neuer Vorstand dafür auch in den untersten Ligen sein kann zeigt sich jetzt bei Gurbet Spor Bergkamen. Zwar gab es auch dort zunächst finanzielle Engpässe, die zu unzufriedenen Spielern und schlechteren Leistungen geführt haben. Entscheidender für die Zukunft des Klubs ist aber die Vorstands-Frage. In zwei Jahreshauptversammlungen wurde jeweils keine neue Belegschaft gefunden. Bleibt das so bis zum 15. Juli, will man eine Fusion mit dem TSC Kamen anstreben - der Verlust des eigenen Vereinsnamens und damit der Vereinsidentität ist dabei einkalkuliert.

Will man das Vereinssterben stoppen, werden die Menschen wieder deutlich engagierter in ihren Vereinen zu Werke gehen müssen, sonst wird auch der Aufschwung im Juniorensektor nicht zu halten sein. Passiert das nicht, droht den Kreisligen bald vielleicht ein radikaler Umbau.

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