Schließlich kickt der Klub am „Maischützendenkmal“ im Norden der Stadt. Mit einem 10:1 eröffnete der Bochumer B-Ligist die Saison. Es folgte unter anderem ein 8:0, zuletzt siegte der Traditionsverein zwei Mal 5:1. Nach einem „blütenweißen September“ bekam die Elf von Arne Penger aber im Oktober schon zweimal einen Dämpfer: Erst trotzte der SV Steinkuhl den Harpenern beim 1:1-Remis einen Zähler ab, was zuvor nur der DJK Hiltrop-Bergen gelungen war, die sogar gegen den TuS Harpen gewinnen konnte.
Noch schlimmer: Am 10. Spieltag setzte es eine 3:1-Pleite bei der DJK Teutonia Ehrenfeld, die sich als einer der ärgsten Konkurrenten im Kampf um die Spitze entpuppen könnte. Penger hat diese Partie im Vorfeld als „Reifeprüfung“ deklariert. In Sachen Reife hat die Mannschaft also anscheinend noch etwas Luft nach oben.
Deshalb tut der ehemalige Weggefährte von Carsten Eversberg wohl auch gut daran, sich eher zurückhaltend zu geben, wenn es um die Formulierung des Saisonziels geht: „Wir wollen oben mitspielen. Ob es am Ende für den Aufstieg reicht, muss man abwarten. Denn es gibt mindestens zwei Konkurrenten. Vöde II, die sehr stark sind, und eben Teutonia Ehrenfeld“, schätzt Penger.
Klingelt's im Kasten, klingelt's auch im Kasten
Der Spielertrainer versucht die Spielweise des – immer noch amtierenden – Spitzenreiters zu erklären: „Unsere Stärke ist ganz klar die Offensive, da braucht man sich nur einmal das Torverhältnis anzusehen. Nach zehn Spielen sprechen 41:13 Tore eine deutliche Sprache.“ Dass seine Mannschaft aber auch regelmäßig Gegentore hinnehmen muss, müsste Penger eigentlich maßlos ärgern, besonders wenn der Gegner deutlich unterlegen ist.
Doch das ist ganz und gar nicht der Fall: „Ich freue mich, wenn wir 8:0 führen und dann doch noch ein Gegentor fällt“, erklärt Penger. Das hat allerdings keinen pädagogischen, sondern einen ganz profanen Grund: „Für jedes Spiel, dass wir zu null beenden, muss ich eine Kiste Bier ausgeben“, lacht der 33-Jährige. Im Gegenzug sind seine Spieler verpflichtet, pro Nase einen Euro in die Mannschaftskasse zu spendieren, falls es im eigenen Kasten klingelt. Nach dem bisherigen Verlauf mit zwei „Zu-Null-Siegen“ darf sich der Trainer durchaus als Gewinner der vor der Saison getroffenen Regelung fühlen. „Manchmal fällt auch eine Trainingseinheit zu Gunsten eines Pokerabends im Vereinsheim aus“, zeigt sich der Chef aber sonst recht „arbeitnehmerfreundlich“.
Die Frauen des TuS Harpen um Willi Wernick sind das Aushängeschild des Vereins (RS-Foto: firo).
Denn der Linienchef kennt sich mit Motivationsmaßnahmen aus: Wenn er sich nicht um seine Fußballer kümmert, bildet er Mitarbeiter im Call-Center aus. „Es geht darum zu fördern und zu fordern“, hält der Routinier fest, deshalb forciert er auch den Austausch zwischen erster und zweiter Mannschaft – und den mit der Jugendabteilung.
Das ist auch ein Teil des Bestrebens, das Vereinsleben zu beleben. „Es geht nicht darum, irgendwelche Systeme schon in der Jugend einzustudieren. Da muss man als B-Ligist die Kirche im Dorf lassen“, macht Penger klar. „Aber gerade den jüngeren Spielern tut es gut, wenn auch mal jemand anders sagt, woran sie arbeiten müssen. Dann sehen sie oft eher ein, dass der eigene Trainer mit seiner Meinung doch nicht ganz falsch lag“, schmunzelt der ehemalige Riemker. Stürmer Hausherr auf den Spuren von Gerd Müller
Dass er einen guten Draht zur Jugend hat, zeigt die Tatsache, wem Penger in der Mannschaft eine besondere Bedeutung zumisst. „Da muss man Pierre Kaczmierowski und Klemens Sukandar nennen, unsere Innenverteidiger. Die machen ihre Sache mit 19 beziehungsweise 20 Jahren richtig gut.“
Dafür, dass die Tormaschine der Blau-Weißen richtig rund läuft, ist aber ein anderes Pärchen verantwortlich: Christian Kucharski und Patrick Hausherr haben die Hälfte der Treffer des Teams markiert. Gerade Hausherr scheint sich als Harpens Gerd Müller zu erweisen: In der noch jungen Spielzeit heftet bereits ein ganzes Dutzend Buden an seinem Revers. „Es könnten aber noch mehr sein“, achtet Penger darauf, dass keinerseiner Schützlinge abhebt.
Für Höhenflüge ist im Verein sowieso eher eine andere Abteilung zuständig. Die TuS-Fußballfrauen s sind das Aushängeschild des Vereins: Die erste Frauenmannschaft spielt in der Regionalliga und kann dank einer Kooperation mit dem VfL unter Profi-Bedingungen arbeiten.
Die Damen haben also wohl den besseren Platz – aber ganz sicher weniger Geld in der Mannschaftskasse als die männlichen Kollegen.
Auf Seite 2: Geschäftsführer Georg Glania über den Traum vom KunstrasenplatzGeorg Glania, Geschäftsführer des TuS Harpen, was macht die Mannschaft für einen Eindruck auf Sie?
Wenn ich die Auftritte vor meinem Urlaub im Oktober als Maßstab nehme, traue ich dem Team auf alle Fälle den Aufstieg zu. Und in die A-Kreisliga, da wollen wir auch hin.
Wie beurteilen Sie die Arbeit von Arne Penger?
Er spricht die Sprache der Spieler, das ist als Spielertrainer ja auch ganz normal. Aber wenn es sein muss, hat er auch die Distanz. Meist ist er aber eher der Kumpeltyp.
Er spricht davon, dass der TuS darauf bedacht ist, besonders an einem lebendigen Vereinsleben zu arbeiten. Stimmt das?
Absolut. Wir stehen ja ein wenig im Schatten unsere Frauenfußballabteilung. Sie sind zwar unser absolutes Aushängeschild und wir gönnen ihnen den Erfolg auch von Herzen, sie spielen und trainieren aber beim VfL. Deshalb ist es umso wichtiger, dass auch hier im Bockholt etwas passiert. Aber es tut sich was, wir freuen uns, dass wir in dieser Saison auch wieder eine zweite Mannschaft haben. Genauso gehört die Förderung der Jugendmannschaften dazu.
Ist es schwierig, die an die „Vereinsfamilie“ zu binden?
Es wäre einfacher, wenn wir keinen holprigen Aschenplatz hätten, sondern einen Kunstrasen. Das ist unser großer Traum beim TuS Harpen. Es gibt viele junge Spieler, die zwar unser Umfeld toll finden, aber von unserem Platz gar nicht begeistert sind. Umso schwieriger ist es, Kicker zu uns zu holen. Das ist auf Dauer natürlich ein Problem.