So ging der Klub aus dem Dortmunder Süden, der seine Spiele im Hörder Goy Stadion absolviert, in der Saison 04/05 gleich mit zwei Teams in der Kreisliga C an den Start.
"Ein absolutes Novum", wie der erste Vorsitzende der South Dortmund Soccers, Michael Hagemann, verrät. Ursprünglich waren die "Soccers" ein loser Haufen aus acht Jungs und Mädchen, die sich bereits 2002 immer sonntags regelmäßig zum "Pöhlen" getroffen hatten, dann mit anderen "herrenlosen Leuten", wie es Hagemann nennt, den Sprung in die Freizeitliga machten, um zwei Jahre später zu entscheiden: Wir wollen mehr.
Also suchte sich der Klub einen Trainer, der den Start in die Kreisliga C erleichtern sollte. "Und unsere Überraschung war natürlich groß, als der uns dann gleich zum ersten Training eine komplette Mannschaft mitbrachte", zeigt sich Hagemann immer noch erstaunt über den außergewöhnlichen Start. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Nach dem sofortigen Aufstieg in die Kreisliga B, einer daran anschließenden durchwachsenen zweiten Saison, nahm der Coach seinen Hut – und auch seine Kicker – und verließ den Verein.
Doch manche Wunder wiederholen sich offenbar. Wenig später schloss sich nämlich die zweite Mannschaft des PTSV Dortmund komplett den "Soccers" an. "Das waren hauptsächlich Studenten, die beim PTSV spielten, weil es dort einen Rasen gibt", verrät Hagemann. Doch dann habe es dort Unstimmigkeiten gegeben und die Jungs fanden bei den "Südlichen" als zweite Mannschaft Unterschlupf.
Kurios, doch nicht kurios genug, denn ähnliches gab es bei den "Soccers" ja schon einmal. Aber offensichtlich hat der Klub bezüglich seiner Neigung zu Besonderheiten eine nach oben offene Skala: Während sich die "Erste" in der folgenden Saison sang- und klanglos wieder in die C-Liga verabschiedete, schaffte die "Zweite" zeitgleich den Aufstieg in die B-Liga. "Als wir diese Entwicklung gesehen haben, wollten wir eigentlich den Abstieg der ersten Mannschaft verhindern, doch die Jungs haben sich anders entschieden", erklärt Hagemann die ungewöhnliche Entwicklung.
Den bisherigen sportlichen Höhepunkt für den Klub bildeten die vergangenen zwei Hallenstadtmeisterschaften. Aber auch bei ihrem ersten Auftritt vor zwei Jahren sorgten die "Soccers" natürlich wieder für Skurriles. "Uns kannte praktisch noch keiner. Als der Hallensprecher uns dann vorstellte, haben die Zuschauer gedacht wir machen irgendeine akrobatische Vorführung. Dass wir Fußball spielen, hat keiner geglaubt", erzählt Hagemann vergnügt.
Dass es bislang in der Halle weder zu einem Treffer geschweige denn zu einem Punkt reichte und jeweils nach der Vorrunde Schluss war, ist für den 34-Jährigen überhaupt kein Beinbruch. "Wir haben von allen Seiten mächtig Lob eingeheimst. Das ist für uns schon ein riesiger Erfolg.“
Eine echte Erfolgsgeschichte ist auch der Weg von Bernd Peters, ebenfalls Mitglied der „Soccers“. Der 25-Jährige gehört nicht zum aktuellen Kader – seine fußballerischen Qualitäten reichen dafür scheinbar nicht aus – wie sein Coach Christoph Maier schmunzelnd versichert: „Der Bernd hat als Spieler nur ein einziges Match für uns absolviert, aber man konnte sofort sehen, dass sein Können nicht mal für die B-Liga reicht.“
Peters nimmt die leichte Häme gelassen, denn er punktet ganz woanders: „Als Spieler bin ich der Mann fürs Gröbste, ein echtes Kampfschwein, daher habe ich mich auch früh für die Schiedsrichter-Laufbahn entschieden.“
Dass er seine Qualitäten eher an der Pfeife als am Ball hat, zeigt seine steile Karriere als Schiri. Schon als knapp 18-Jähriger war der gebürtige Auricher nämlich der jüngste Bezirksliga-Schiri von ganz Niedersachsen. Und auch nach seinem Umzug in das Herz von Westfalen ging die Karriere nahtlos weiter: „Nach gut einem halben Jahr hier bin ich dann in die Landesliga aufgestiegen. Und dort pfeife ich heute noch für die Soccers."
Doch warum landet ein junger, talentierter Schiedsrichter bei einem B-Ligisten und nicht bei irgendeinem höherklassigen Verein? Auf diese Frage hat Peters eine ebenso einfache wie überraschende Antwort: „Ich bin fürs Studium nach Dortmund gezogen und suchte daher nach einem neuen Verein. Nach kurzer Internetrecherche habe ich mal bei einigen Vereinen angefragt, mich dann jedoch für die ‚Soccers’ entschieden, weil deren Vorsitzender Michael Hagemann einfach am lockersten und sympathischsten rüber kam.“
Seit kurzem lebt Peters allerdings in Bonn und arbeitet als Volontär beim Kölner Express. Dennoch ist er weiterhin für den Dortmunder Klub als Referee unterwegs: „Das ist kein Problem. Ich leite dann eben Spiele im Raum Köln“. An einen Vereinswechsel hat er aber bislang noch nicht gedacht. Warum sollte er auch? Schließlich ist er derzeit für einen wirklich außergewöhnlichen Amateurklub tätig. Und wer kann das schon von sich behaupten?