Am Ende war die 1:7-Niederlage am Wochenende fast schon ein kleiner Erfolg für den Tabellenletzten. Immerhin stand auf der anderen Seite Tabellenführer Katernberg 19. Zudem erzielten die Schwarz-Weißen ihr zweites Tor. Zudem auswärts. Aber jetzt mal ernsthaft: Was ist das bitte für eine Bilanz?! Acht Spiele, acht Niederlagen, 2:35 Tore - schlichtweg zum Fürchten.
Kastner hat resigniert
Angesichts der Hintergründe kann das aber kaum verwundern. Die Atmosphäre an der Serlostraße ist gelinde gesagt angespannt. Ein Training, das den Namen verdient, findet schon seit geraumer Zeit nicht mehr statt. Trainer Klaus Parsch fühlte sich zunehmend überflüssig und nahm in der Konsequenz seinen Hut. Seither versucht Dirk Kastner, den Laden so gut zusammenzuhalten, wie es eben geht und gibt derzeit sogar den Trainer. Einen neuen Übungsleiter einzustellen, mache vorerst keinen Sinn, solange keiner kommt. Teilweise kämen nicht mehr als vier Spieler überhaupt zu den Einheiten. "Der Rest hat einfach keine Lust und erscheint dann sonntags zum Spiel, als ob nichts gewesen wäre. Ich habe versucht, sie bei der Ehre zu packen, aber da kommt nichts. Die haben noch nicht mal Lust, irgendeine Diskussion zu führen. Es liegt einfach an der Einstellung, am Charakter einzelner Spieler, die andere mit runtergezogen haben." Kastner hat resigniert.
Die wenigen Aufrechten, die weiterhin versuchen, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sind zudem schwer angesäuert. Um überhaupt eine spielfähige Mannschaft zusammenzustellen, muss Kastner nehmen, was er kriegt. "Weil sich drei Torhüter verletzt haben, musste ich schon einen von der Straße holen, der früher einmal für uns gespielt hat. Am Sonntag hat ein Stürmer gespielt, der ein Jahr lang nicht traininert hat." Das lässt sich natürlich nur bedingt kaschieren. Doch auch die Trainings-Schwänzer aus dem aktuellen Kader weisen inzwischen nicht zu übersehende konditionelle Defizite auf.
Dass ein neuer Trainer die Situation in den Griff bekommen könnte, bezweifelt Kastner. Daher will er vorerst keinen neuen engagieren, auch um das Budget nicht weiter zu belasten. Erst sei die Mannschaft in der Pflicht, eine Reaktion zu zeigen. "Dann hole ich morgen einen neuen Trainer", verspricht der Funktionär. Allerdings sind die Voraussetzungen denkbar schlecht. Nächster Gegner ist der Tabellenfünfte TuS Holsterhausen. Dieses Spiel hat er sich und seiner Mannschaft noch gegeben. Danach soll eine Entscheidung fallen. Das müsste heißen, dass wohl eine der beiden Senioren-Teams dran glauben müsste.
Doch auch hier droht ein Dilemma. TuRas Zweite spielt in der Kreisliga C. Kastner gesteht: "Die sind auch nicht besonders gut drauf." Das ist allerdings noch äußerst wohlwollend formuliert. Am Wochenende fing sich die Reserve auf heimischer Anlage eine 1:14-Packung von Juspo Altenessen II, belegt mit 8:40 Toren souverän den letzten Tabellenplatz. Die beiden Mannschaften zusammenzuwürfeln und in der Kreisliga A antreten zu lassen, würde wohl kein gutes Ende nehmen. Kastner räumt ein: "Ich habe auch keine Lösung für das Problem." Vieles spricht also für einen Neustart in der Kreisliga B. Wenngleich Kastner sich nur zähneknirschend damit anfreunden will. "Ich bin seit 15 Jahren im Verein. Wir sind auch schon mal in die Kreisliga B abgestiegen, aber mit Anstand. So eine Situation habe ich auch noch nicht erlebt." Es ist eben eine der schwereren Krisen der Vereinsgeschichte.