Der Bezirksliga-Absteiger hat aus sieben Spielen schon sechs Siege geholt. Bei dem Mülheimer Verein sind fußballerische Werte aber laut Guerbouj wichtiger als Tabellenplatzierungen und Saisonziele. Und so ist das Gespräch mit ihm anders, als mit anderen Trainern. Weniger Fakten, mehr Fußballideologie!
„Wir können Fußball spielen“
„Dass wir oben stehen, ist eigentlich keine große Überraschung, sondern harte Arbeit. Die Mannschaft, die vor zwei Jahren Zweiter in der Bezirksliga wurde, ist im Kern immer noch zusammengeblieben, auch wenn einige Spieler Angebote aus höheren Ligen hatten. Wir können alle Fußball spielen“, so Guerbouj. Wichtig für ihn ist weniger, dass die Spieler da sind, vielmehr zählt das Warum. „Mir ist es wichtig, dass sich die Spieler mit dem Verein identifizieren, dass der Respekt untereinander da ist. Wir möchten Fußball spielen, mehr nicht.“
Der Verein hat sich kein Saisonziel gesetzt. „Wenn wir aufsteigen, okay. Wenn wir nicht aufsteigen, okay. Im Moment läuft es gut, die Mannschaft hat Spaß, wir haben eine hohe Trainingsbeteiligung, es ist gut so, wie es ist“, erzählt Guerbouj. Wichtig dabei: „Die Spieler wissen, für wen sie es tun. Hier gibt jeder alles für den Verein, für die Mannschaft und für seine Mitspieler. Niemand spielt für sich selbst. Wir haben keine Egoisten und auf solche Typen habe ich auch keinen Bock“.
Schon wieder Omas Geburtstag
„Bei uns kriegt auch keiner einen Cent für das, was er tut, auch ich nicht. Wenn Spieler bei uns sagen 'Tut mir Leid, ich studiere jetzt und ich brauche die paar Euro nebenher', dann sage ich 'gerne – aber nicht hier'. Auf Typen, denen ihre 200 Euro im Monat wichtiger sind als der Fußball, kann ich verzichten“. Guerbouj fordert Authentizität und Ehrlichkeit von seiner Mannschaft. „Ich verstehe jeden, der wegen einer Klausur oder Stress bei der Arbeit nicht zum Training kommt. Das geht ganz klar vor. Kritisch wird es erst, wenn die Oma zum dritten Mal im Jahr Geburtstag hat. Bei keinem darf sich hier ein Schlendrian einschleichen, das schadet der ganzen Mannschaft“.
Am Sonntag, 15 Uhr, trifft Rot-Weiß Mülheim auf den TSV Heimaterde. Wenn es nach Guerbouj geht, wird die Siegesserie ausgebaut – aber nur, wenn der Einsatz stimmt.