Dass Rot-Weiß Oberhausen eine aus tabellarischer Sicht zufriedenstellende Hinrunde gespielt hat, ist unumstritten. Mit zehn Punkten belegen die Kleeblätter einen Nicht-Abstiegsplatz, das formulierte Saisonziel wäre zum heutigen Zeitpunkt erreicht. Die Art und Weise, wie sich das Team von Gerd Gotsche diese Zwischenbilanz erspielt hat, wirft allerdings einige Fragen auf. Eine Spielidee sucht man vergebens; einzig der Kampf zählt!
Aus analytischer Sichtweise ist diese permanent geforderte „Malocher-Tugend“ ohne Aussagekraft. Zwar kann sich der klassentiefste (Senioren)-Klub – und auf diese Tatsache wird im Oberhausener Umfeld gerne verwiesen, wenn man vom eigenen Leistungsvermögen spricht – in individuellen Spielerfähigkeiten nicht mit den Spitzenteams der Liga vergleichen. Trotzdem sollte eine eigene Identität in Form einer zu erkennenden Spielidee gewahrt werden. Diese Spielidee ist exemplarisch anhand der Strategie bei eigenen Standardsituationen schnell zusammengefasst. Jeder Freistoß wird nach dem Prinzip Hoffnung vor das gegnerische Tor geschlagen – auch aus der eigenen Spielhälfte.
Von strukturierten Abläufen bei eigenem Ballbesitz ist die Oberhausener U19 weit entfernt, selbst einfache Prinzipien des Kombinationsspiels sind nicht zu erkennen. Zu groß scheint die Angst, dass es zu einem Ballverlust kommen könnte. Zu sehr scheint der Fokus auf das Spiel gegen den Ball in der eigenen Hälfte gerichtet zu sein. Eine eng verteidigende Formation ist ständig darauf bedacht, die Räume vor dem eigenen Tor zu sichern. Durch hohe Laufintensität und ein intensives Zweikampfspiel sollen die Gegner zu Fehlern gezwungen werden.
Das Risiko des hohen Verteidigens wird prinzipiell vermieden. Es scheint, als wäre das Verteidigungsrepertoire für dieses (etwas riskantere) Defensivspiel nicht ausreichend. Nach gegnerischen Ballverlusten gilt es, über schnell vorgetragene Konter zum Erfolg zu kommen. Mit diesem taktischen Mittel können die Rot-Weißen durchaus für Gefahr sorgen. Die Qualität an torgefährlichen Umschaltspielern ist sowohl mit den offensivstarken Zwillingen Boran und Sergen Sezen als auch mit Hakan Dönmez und dem Ex-Schalker Mats Scheld gegeben.
Es bleibt abzuwarten, ob Kompaktheit im Defensivspiel, verbunden mit der Hoffnung auf gelegentliche Konter und Standardsituationen, ausreicht, um den Klassenerhalt zu schaffen. Zwar sollte die Kaderqualität insgesamt für weitere Erfolgserlebnisse sorgen, ob allerdings Kampf allein ausreicht, um am Saisonende drei Mannschaften hinter sich zu lassen, ist mehr als fraglich.
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