Was wäre, wenn RWE-Kapitän Kai Nakowitsch und die Nationalspieler Max Dittgen, Jeremy Dudziak und Max Meyer aktuell das Zebratrikot trügen? Das Team von Carsten Wolters hätte (zusammen mit dem letztjährigen U17-Torschützenkönig Julien Rybacki) eine Offensive, die in der Liga wohl ihresgleichen suchte. Abstiegskampf wäre an der Westender Straße ein Fremdwort; die Frage nach potentiellen Profispielern schnell beantwortet.
Wunschdenken? Momentan schon. Ein Blick in die Vergangenheit verrät allerdings, dass die konstruierte Offensivkonstellation keinesfalls aus der Luft gegriffen ist. Diese U19-Toptalente haben ihre Wurzeln beim MSV, sorgten einst für einen herausragenden 95er-Jahrgang und entschieden sich irgendwann für den Wechsel zu einem Klub mit vermeintlich besserer Perspektive.
Ob die gegenwärtige Kaderqualität ausreicht, um den Ansprüchen eines Zweitligisten gerecht zu werden, scheint zumindest fraglich. In den ersten Spielen suchte man bei den Zebras vergeblich nach auffälligen Stärken. Frei nach dem Motto: „Von allem etwas, aber nichts richtig gut!“. Kaum defensive Stabilität, Probleme bei gegnerischen Standardsituationen, harmlos im Konterspiel und Torabschluss.
Erst die Anfangsphase gegen Arminia Bielefeld zeigte, welches Potenzial im Wolters-Team steckt. Mit sehr offensiver Viererketten-Besetzung ausgerichtet, spielten die Zebras überragende 20 Minuten, in denen sie frühzeitig für klare Verhältnisse sorgten. Fynn Strahlendorf, Niko Blaszak und Maximilian Güll bildeten ein spielstarkes Trio im Viererkettenspiel, Mirko Turp und Manuel Schiebener zeigten sich als souverän abgestimmte Verbindungsspieler und die vorderste Reihe erwies sich als das erhoffte Prunkstück der Mannschaft.
Es bleibt allerdings abzuwarten, welches Innenverteidiger-Duo zukünftig für defensive Stabilität sorgen wird. Eine dauerhafte Lösung scheint noch nicht gefunden. Die regelmäßigen, nicht durch Verletzungen bedingten Wechsel (Tafilovic/Teichmöller, Blaszak/Teichmöller, Strahlendorf/Blaszak) zeigen, dass die Weiß-Blauen auch am fünften Spieltag noch in der Findungsphase sind. Hinzu kommt, dass mit Fynn Strahlendorf zuletzt ein Spielertyp in hinterster Reihe auflief, der als Innenverteidiger keine Dauerlösung darstellen sollte.
In den kommenden, richtungsweisenden Begegnungen gegen Oberhausen und Aachen sollte die Gruppierung der vordersten Spieler den Unterschied ausmachen. Mit Tarkan Yerek, Manuel Schiebener und Janis Timm stehen bundesligaerfahrene Talente in den Reihen der Zebras, die in Verbindung mit Julien Rybacki gegen jeden Gegner für Torgefahr sorgen können. Es wird eine zwingende Notwendigkeit, dass Rybacki & Co. noch mehr Spiele für ihre Mannschaft entscheiden – in der Offensive!
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