In ganz Italien wird derzeit heftig über das gnädige Urteil gegen die beiden Hauptstadtklubs AS und Lazio Rom diskutiert. Dabei wird vornehmlich Kritik an den Strafen geübt und gegen die unangemessene Milde protestiert. Unterdessen ist am Mittwoch ein zweiter Fan, der in die Krawalle beim abgebrochenen Derby am 21. März im Olympiastadion verwickelt war, zu acht Monaten Haft verurteilt worden.
Verärgerung bei Innenminister Pisanu
Die Gewerkschaft der Polizisten bezeichnete das von Sportrichter Maurizio Laudi verhängte Urteil gegen die beiden römischen Klubs derweil als "Affront". Arbeitsminister Roberto Maroni sprach von einer "sehr milden Strafe". Auch Innenminister Giuseppe Pisanu, der künftig schärfere Sicherheitsmaßnahmen zur Vorbeugung von Ausschreitungen in und rund um die Stadien ergreifen will, zeigte sich verärgert.
Nach den Krawallen beim Derby mit mehr als 150 Verletzten, darunter Dutzende von Polizisten, wurde der AS Rom mit einer Sperre für ein Heimspiel bedacht. Lazio muss 51.000 Euro zahlen. Entgegen den Erwartungen muss das Wiederholungsspiel, das für Mittwoch, 14. April (17.00 Uhr), terminiert wurde, nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden.
Lazio-Präsident Ugo Longo begrüßte das Urteil. "Es freut mich, dass die Partie nicht ohne Zuschauer stattfindet. Die Tifosi hätten sich ohnehin vor dem Eingang des Olympiastadions versammelt. Wer weiß, was dann geschehen wäre", sagte Longo. Der AS Rom denkt hingegen über einen Einspruch gegen die Sperre von einem Heimspiel nach.
Neapels Präsident übt Kritik
Seinen Unmut verkündete der Präsident des Zweitligisten SSC Neapel, Salvatore Naldi, über die verhängten Strafen. "In Italien gelten verschiedene Maßstäbe für Klubs der Serie A und der Serie B", meinte Naldi. Nach Ausschreitungen am Rande des Derbys gegen Avellino im Herbst 2003, bei denen ein junger Fan ums Leben gekommen war, wurde der SSC Neapel mit einer 0:3-Niederlage, fünf Spielen Stadionsperre und fünf Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestraft.