Es sind immer ganz besondere Spiele, wenn der FC Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg aufeinandertreffen, schon seit Jahrzehnten sind beide Fangruppen befreundet.
Am Samstagmittag knisterte es ganz besonders in der Arena, die Königsblauen nutzten die Atmosphäre dank einer herausragenden ersten Hälfte zu einem 3:1 (3:1)-Heimsieg. Verlass war einmal mehr auf die Torjäger Moussa Sylla und Kenan Karaman.
Schon das Vorprogramm hatte es in sich: Die Schalker ehrten auf dem Rasen Torjäger-Legende Klaus Fischer, der am 27. Dezember seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte. Vorstandschef Matthias Tillmann gab anschließend bekannt, dass die Fördergenossenschaft an den ersten drei Tagen rund 3,5 Millionen Euro einsammelte. Auf eine Schweigeminute für verstorbene S04- und FCN-Fans, initiiert von den Ultras Gelsenkirchen, folgte ein emotionales Einlaufen.
Die sehr positive Atmosphäre übertrug sich auf den Platz. Die Schalker begannen mit einem Fußball-Feuerwerk, zeigten in den ersten 15 Minuten ihr dominantestes, bestes Heimspiel. Dass sie direkt eine 2:0-Führung herausschossen, war folgerichtig und hochverdient. In der siebten Minute verlängerte Kenan Karaman eine Freistoßflanke von Tobias Mohr zum 1:0 ins Netz, Moussa Sylla ließ auf Vorlage von Anton Donkor das 2:0 folgen (15.).
Auch nach der 15. Minute spielte Schalke weiter gut, aber die zu Beginn überforderten Nürnberger begannen auch mitzuspielen. Und sie nutzten gleich ihre erste Chance. Zwei Minuten nach dem zweiten Schalker Treffer klärte Ron Schallenberg im Strafraum eigentlich einen Nürnberger Pass, weshalb alle S04-Spieler abschalteten. Der Nürnberger Jens Castrop beförderte den Ball aber artistisch per Fallrückzieher zurück in den Fünfmeterraum, dort stand Stefanos Tzimas frei und verkürzte auf 1:2.
Schalke: Heekeren - Bulut, Schallenberg, Kamiński, Donkor - Grüger (67. Kalas), Seguin - Aydin (88. Gantenbein), Karaman, Mohr (72. Hamache) - Sylla. - Trainer: Van Wonderen.
Nürnberg: Reichert - Jeltsch, Knoche, Karafiát - Rose - Villadsen (82. Hofmann), Flick (46. Lubach), Soares (60. Yilmaz) - Jander, Justvan, Castrop (73. Joachims) - Tzimas (82. Schleimer). - Trainer: Klose.
Tore: 1:0 Karaman (7.), 2:0 Sylla (15.), 2:1 Tzimas (17.) 3:1 Sylla (45.).
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin).
Zuschauer: 60.000.
Schalke drängte nun auf das dritte Tor: Paul Seguin traf mit einem wuchtigen Fernschuss den Innenpfosten (22.), Kenan Karaman (34., Schuss auf Mann) und Tobias Mohr (36., Schuss rechts vorbei) vergaben weitere Möglichkeiten. Die S04-Fans im Stadion aber mussten jedes Mal die Luft anhalten, wenn der Ball über die eigene Mittellinie flog. Schalkes Vorwärtsverteidigung war sehr riskant. In der 42. Minute hätte zweimal der Ausgleich fallen können. Einen Schlenzer von Julian Justvan lenkte S04-Torwart Justin Heekeren mit den Fingerspitzen zur Ecke. Diese Ecke schoss Justvan selbst, Finn Jeltsch stieg am höchsten und köpfte knapp drüber - Glück für S04.
Als der vierte Offizielle gerade die Nachspielzeit der ersten Hälfte anzeigen wollte, fiel in einem sehr günstigen Moment das 3:1 für Schalke. Tobias Mohr bekam auf der linken Seite den Ball, schlug eine präzise Flanke in die Mitte, wo Sylla erneut perfekt stand und sein 13. Saisontor köpfte. Es war ein offener Schlagabtausch, mit donnerndem Applaus schickten alle 62.278 Fans die Teams in die Kabine.
Nach der Pause ließen es die Schalker deutlich ruhiger angehen, sie drosselten das hohe Spieltempo, überließen den Nürnbergern überwiegend den Ball. Zuweilen zogen sie sich etwas zu weit zurück oder verloren zu lässig den Ball, was die Gäste stärker, selbstbewusster machte. Die Nürnberger kamen im Gegensatz zu den Schalkern auch zu Abschlüssen im gegnerischen Strafraum. Jens Castrop (54./58.) und der eingewechselte Berkay Yilmaz (72.) schossen den Ball aber am Tor vorbei. An der Seitenlinie raufte der einstige Weltklasse-Torjäger Miroslav Klose, inzwischen FCN-Trainer, die Haare. Vorwürfe konnte er seiner Mannschaft nicht machen, sie stemmte sich gegen die Pleite. Aber sie war einfach viel zu ungefährlich.
Die Schalker Fans sangen derweil den Sieg gemütlich nach Hause, zum Beispiel den „FC-Schalke-Walzer“, ihre Mannschaft beließ es nach der Pause bei gelegentlichen Highlights, hatte aber keine Chance mehr - mit einer Ausnahme: FCN-Torwart Jan Reichert schoss in der 80. Minute den heranstürmenden Ron Schallenberg an, von dessen Körper der Ball fast ins Tor prallte.
Als Schiedsrichter Burda abpfiff, war der Jubel groß: Schalke blieb zum fünften Mal in Folge unbesiegt. Nächster Gegner ist der 1. FC Magdeburg (20.30 Uhr/Sky), wieder in der Veltins-Arena.