Die Derbyhelden von Schalke 04 stiegen in Düsseldorf gerade in ihren Flieger, da begrüßte Lukas Podolski im Londoner Nebel die deutschen Journalisten mit einem stilechten "Good morning". Der neue Fanliebling des FC Arsenal feixte im letzten Training vor seinem ersten Wiedersehen mit einem Bundesliga-Klub am Mittwoch (20.45 Uhr) in der Champions League mit seinem Teamkollegen Per Mertesacker, das Reden überließ er aber den anderen. "Der schießt auch nur aufs Tor", sagte etwa Schalkes Torwart Lars Unnerstall, mit dem Selbstbewusstsein des 2:1-Triumphes bei Borussia Dortmund ausgestattet, ganz lapidar. Und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar merkte an: "Natürlich müssen wir auf ihn aufpassen, aber auch auf ihre Klassespieler im Mittelfeld."
Der jüngste Höhenflug der Schalker, die seit acht Pflichtspielen auswärts ungeschlagen sind, wird auch in London registriert. "Sie haben technisch versierte, temporeiche Spieler, ihr Spiel ähnelt unserem", sagte Mertesacker voller Hochachtung, "und in der Defensive gehen sie immer rigoros zu Werke. Da ist es schwer durchzukommen." Seine Prognose: "Wir werden wohl Platz eins und zwei unter uns ausmachen."
Arsenal ist in diesem Zweikampf im Vorteil - nicht zuletzt wegen Podolski, der vom kölschen Prinzen ganz schnell zum "King" von Nord-London geworden ist. Zwei Tore steuerte der 27-Jährige zu den ersten beiden Siegen in der Königsklasse bei. Der schnelle Erfolg des Ex-Kölners bei den Gunners überrascht Schalke-Trainer Huub Stevens nicht. "Lukas ist ein Gefühlsmensch, den musst du gut begleiten", sagte der Niederländer, der Podolski einst in Köln trainierte: "Ich denke, dass er hier mit Arsène Wenger einen Trainer hat, der sich um ihn kümmert."
Für Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes ist das Duell am Mittwoch ein schnelles Wiedersehen mit Podolski und Mertesacker. "Ich habe schon bei der Nationalmannschaft ihnen ein wenig gefrotzelt, wer denn gewinnt", berichtete der Abwehrspieler. Vor allem mit Mertesacker, zu dessen Geburtstagsparty er Ende September nach London reiste, versteht sich Höwedes bestens, aber "am Mittwoch kann von Freundschaft natürlich keine Rede sein".
Statistik und Historie sprechen nicht unbedingt für Schalke
Ein Wiedersehen feiern auch Stevens und Wenger. Vor elf Jahren trafen sie schon einmal in der Champions-League-Vorrunde mit ihren Klubs aufeinander, am 19. September 2001 verlor Schalke im alten Highbury-Stadion 2:3. Die Bilanz der Königsblauen im Fußball-Mutterland ist ohnehin ernüchternd. In fünf Gastspielen erreichten sie nur ein Remis, das beinahe so lange zurückliegt wie der letzte Meistertitel: Am 12. November 1958, ein halbes Jahr nach dem siebten Titelgewinn, gelang ein 2:2 bei den Wolverhampton Wanderers. Danach setzte es vier Niederlagen.
Die Gunners haben deutsche Klubs gerne zu Gast. Neun von elf Heimspielen gewannen sie, zuletzt sechs in Folge. Nur Borussia Mönchengladbach siegte am 10. September 1996 im UEFA-Cup 3:2 in Highbury. Die Gegenwart dürfte allerdings Schalke Mut machen. Nach dem peinlichen 0:1 bei Norwich City am vergangenen Samstag sind King Poldi und Co. auf Platz neun zurückgefallen. Außerdem fehlt fast eine komplette Mannschaft verletzt.