Der zweite Anzug der deutschen Nationalmannschaft sitzt noch nicht wie maßgeschneidert, doch die Generalprobe für die nächste Hürde in der EM-Qualifikation ist trotzdem geglückt. Die auf vielen Positionen veränderte DFB-Auswahl kam im letzten Heimspiel des Jahres in Rostock zu einem 2:0 (1:0)-Sieg über Georgien und feierte damit den vierten Sieg im vierten Spiel unter Bundestrainer Joachim Löw. Beim schweren Auswärtsspiel in der Slowakei am kommenden Mittwoch in Bratislava (20.45 Uhr) muss sich die deutsche Mannschaft aber noch steigern, soll die weiße Weste in der EM-Qualifikation weiter Bestand haben.
Rot für Podolski, Gelb-Rot für Chisanischwili
Vor 28.000 Zuschauern im ausverkauften Ostseestadion erzielten Bastian Schweinsteiger (24.) und Michael Ballack (67.) die Treffer für den WM-Dritten, der nahezu die gesamte zweite Halbzeit mit zehn Mann agieren musste. Denn Lukas Podolski sah drei Minuten nach der Pause wegen einer Tätlichkeit gegen Surab Chisanischwili die Rote Karte (48.). In der EM-Qualifikation ist der Bayern-Stürmer laut DFB-Angaben aber trotzdem spielberechtigt. Für Chisanischwili war die Partie ebenfalls vorzeitig beendet, in der 62. Minute sah der Profi von den Blackburn Rovers wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte.
"Wir haben sehr engagiert und beherzt gespielt. Allerdings hat man auch gemerkt, dass die Abstimmung durch die vielen Änderungen bei meiner Mannschaft noch gefehlt hat. Dabei haben wir auch einige Fehler gemacht", bilanzierte Löw, der als erster Bundestrainer in der DFB-Geschichte mit vier Siegen startete. Über die Rote Karte von Podolski sei, so Löw, aber intern noch zu sprechen: "Das darf nicht passieren."
Vier Debütanten im DFB-Dress
Die junge deutsche Mannschaft - das Durchschnittsalter der Startformation betrug 24,4 Jahre - knüpfte dabei zumindest im Offensivspiel an die guten Leistungen der letzten Partien an und präsentierte sich sehr spielfreudig. Die Unsicherheiten in der Hintermannschaft blieben aber nicht verborgen. Nur eine gehörige Portion Glück gepaart mit dem Unvermögen der von Klaus Toppmöller trainierten Georgier verhinderten den ersten Gegentreffer in der Ära Löw.
Inwieweit die Partie als Maßstab für das Duell mit der Slowakei, die am Samstag in Wales 5:1 gewann, diente, bleibt aber offen. Zu sehr hatte Löw die Mannschaft durcheinander gewirbelt. So kamen der Hamburger Piotr Trochowski, Clemens Fritz von Werder Bremen, Jan Schlaudraff von Alemannia Aachen und der ebenfalls eingewechselte Alexander Madlung von Hertha BSC Berlin zu ihrem Debüt im DFB-Trikot. Im Tor rückte für Jens Lehmann der Stuttgarter Timo Hildebrand zwischen die Pfosten. Geschont wurden zunächst auch WM-Torschützenkönig Miroslav Klose, für den Mike Hanke stürmte, sowie Philipp Lahm, Torsten Frings und Bernd Schneider.
Debütant Trochowski war es auch, der mit einem Fünf-Meter-Schuss die erste Chance des Spiels besaß (7.). Der Hamburger agierte hinter den Spitzen und konnte durchaus Akzente setzen. Dafür rückte Kapitän Michael Ballack in die Position vor der Abwehr und strahlte dabei sehr viel Ruhe auf seine Mitspieler aus.
Glück bei Lattentreffer von Zkitischwili
In der ersten Viertelstunde besaßen Ballack per Kopf (7.), Podolski mit einem Flachschuss (8.) sowie Hanke (12.), der den Ball in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle brachte, weitere gute Möglichkeiten für den dreimaligen Welt- und Europameister. Doch erst mit einem 23-m-Schuss von Schweinsteiger auf Zuspiel von Ballack platzte der Knoten (24.).
Doch auch die Georgier, die in der EM-Qualifikation nur ein Sieg in drei Spielen erzielten, hatten ihre Möglichkeiten. Der frühere Freiburger Lewan Zkitischwili setzte einen Distanzschuss ans Lattenkreuz (13.), fünf Minuten später tauchte Otar Martswaladse nach einem Fehler des Mainzers Manuel Friedrich gefährlich vor Hildebrand auf. Und als Arne Friedrich ein grober Schnitzer unterlief, hatte erneut Martswaladse die große Chance zum Ausgleich.
Ballack zieht mit Klose und Fritz Walter gleich
In der zweiten Halbzeit bekam das deutsche Spiel nach der Roten Karte gegen Podolski erst einmal einen Bruch. Umso erlösender wirkte das 2:0, als wieder eine Co-Produktion von Schweinsteiger und Ballack zum Erfolg führte. Diesmal legte Schweinsteiger für seinen früheren Teamkollegen auf, der sein 33. Länderspieltor im 73. Länderspiel erzielte und damit in der ewigen Torjägerliste mit Klose und Fritz Walter gleichzog.
Vor der Partie hatten die Nationalspieler beider Mannschaften mit einem Plakat ("Wir sagen Nein zu Rassismus") zum Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit aufgerufen. Anfang September war Nationalspieler Gerald Asamoah bei einem Pokalspiel in Rostock mit Affengeräuschen beschimpft worden.