Die Probleme des Rudi Völler werden nicht kleiner. Zwar gab es vor dem EM-Vorbereitungsspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch (20.30 Uhr/live in der ARD) in Köln gegen Belgien trotz einer Mittelhand-Operation beim Bochumer Paul Freier zunächst keine Absagen, doch die Probleme für den DFB-Teamchef haben sich deshalb nicht gelöst. Erneut waren einige Nationalspieler wie etwa Abwehrchef Jens Nowotny am Samstag in den Bundesligaspielen ihrer Vereine nicht erste Wahl oder blieben unter den Erwartungen.
Doch noch will Völler die Situation nicht überbewerten. "Bis zur EM bleibt ja noch Zeit. Da kann noch viel passieren. Und vielleicht holen sich die Spieler über die Nationalmannschaft wieder das nötige Selbstvertrauen", sagte der Teamchef vor dem Treffpunkt des 21-köpfigen DFB-Kaders am Sonntagabend in Bergisch-Gladbach.
Ins "Schlosshotel Lerbach" reiste auch Freier an, der sich am Samstag im Spiel gegen Schalke 04 die linke Mittelhand brach und anschließend im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund operiert wurde. Möglicherweise kommt der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler dennoch mit einer Spezialmanschette zum Einsatz. "Er will unbedingt, aber man muss die Entwicklung in den nächsten Tagen einmal abwarten", sagte Völler.
Nowotny bei Völler gesetzt
Eine klare Entscheidung hat der Teamchef dagegen im Fall Nowotny bereits gefällt. Obwohl der 30-Jährige bei Bayer auch am Samstag beim 4:1 gegen Hertha BSC Berlin wie in schon in den beiden Spielen zuvor nur Zuschauer war, wird er am Mittwoch gegen Belgien sein 40. Länderspiel als Abwehrchef der DFB-Auswahl bestreiten. "Jens ist auch nach seinen zwei Verletzungen ein wichtiger Spieler für uns. Er ist fit, das ist bei ihm nur ein Kopfproblem", stärkte Völler Nowotny im Vorfeld bereits den Rücken - auch mangels Alternativen.
Die Alternativen fehlen auch im Angriff, weshalb Völler auch dort an den zuletzt erfolglosen Miroslav Klose, Kevin Kuranyi, Fredi Bobic und Oliver Neuville festhält. Dabei durfte der Berliner Bobic in Leverkusen nur 22 Minuten spielen, bei Bayer-Stürmer Oliver Neuville waren es gerade einmal 11 Minuten. Auch Benjamin Lauth von 1860 München, der von Völler diesmal nicht berücksichtigt wurde und der im "U21"-Aufgebot steht, war erst in der 66. Minute eingewechselt worden.
Kritik an seinen Trainer-Kollegen in der Bundesliga will der Teamchef angesichts der aktuellen Probleme deshalb aber nicht üben: "Ich verstehe das schon, dass jetzt in der heißen Phase der Bundesliga keiner Rücksicht auf eine EM im Sommer nehmen kann."
Völler wiederholt Forderung nach Ausländerbeschränkung
Um überhaupt wieder mehr Möglichkeiten zu haben, hat sich Völler deshalb auch zum x-ten Male für eine Ausländerbeschränkung in der Bundesliga ausgesprochen. "Wir müssen wieder dahin kommen, dass fünf deutsche Spieler in der Anfangsformation stehen", sagte der Teamchef in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Man habe einen Punkt erreicht, "wo es einen Tick zu viel geworden ist". Überhaupt müsse man die Nationalmannschaften schützen, "darum müssen wir kämpfen".