Dem spanischen Profifußball droht der finanzielle Kollaps. Die Schulden der 42 Vereine der ersten und zweiten Liga betrugen am 30. Juni 2002 zusammen mehr als 1,625 Milliarden Euro, wie Juan Jose Hidalgo, Vizepräsident der spanischen Fußball-Liga, in einem Brief an die spanische Regierung mitteilt. Der spanische Fußball befinde sich in einer "dauerhaften wirtschaftlichen Krise", heißt es in dem Schreiben, das die spanische Fußball-Liga sowie verschiedene Tageszeitungen am Mittwoch auf ihren Internet-Seite veröffentlichten.
Viele Ursachen für die Krise
Hidalgo zufolge sind ist ein ganzes Paket von Ursachen für diese Entwicklung verantwortlich. Die Spielergehälter seien inflationär angestiegen, die Vereine rechtlich gegenüber den Spielern, den Steuerbehörden, den Medien sowie dem Verband benachteiligt. So nehme der spanische Fußball-Verband durch die Vermarktung der Nationalmannschaft rund 30 Millionen Euro pro Jahr ein, ohne dass die Vereine im Gegenzug für die Abstellung ihrer Spieler irgendeine finanzielle Entschädigung erhalten.
Mit "nur" 215 Millionen Euro pro Jahr seien die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte bei weitem zu gering. Diese betrügen nur einen Bruchteil dessen, was die Profiligen in England, Frankreich oder Italien einnähmen, schreibt Hidalgo. Allein die Selbstvermarktung der Spitzenklubs Real und Atletico Madrid sowie des FC Barcelona koste die übrigen Vereine zwischen 130 und 200 Millionen Euro. Hinzu komme ein Gesetz, dass vorschreibe, ein Spiel pro Wochenende im frei empfangbaren Fernsehen zu übertragen.
Dringende Lösung der Probleme notwendig
Hidalgo bat die Regierung um eine "dringende Lösung" dieser Probleme. Andernfalls drohe schon zu Beginn der nächsten Spielzeit ein "Zusammenbruch unserer Wettbewerbe", heißt es in dem Schreiben. Allerdings vermuten einige Kommentatoren, dass mit dem Brief bewusst Panik hervorgerufen werden soll, da sich Spanien mitten im Wahlkampf für die Ende Mai stattfindenden Kommunal- und Regionalwahlen befindet.
Bislang hat die spanische Fußball-Liga noch keinen Fernsehvertrag für die kommende Saison abgeschlossen. Wie die tägliche erscheinende Sportzeitung AS am Mittwoch berichtete, wollen sich am Abend acht Vereine der ersten sowie alle Klubs der zweiten Liga in Madrid treffen, um über die Krise zu beraten. Sogar eine Verschiebung des Beginns der kommenden Saison werde nicht ausgeschlossen, heißt es in dem Artikel.
Bereits 1985 hatte der spanische Profifußball vor dem Bankrott gestanden. Damals beliefen sich die Gesamtschulden der Vereine auf umgerechnet 216 Millionen Euro. Die spanische Regierung hatte daraufhin ein Rettungsplan entworfen und den Vereinen strikte finanzielle Auflagen erteilt, an die sich diese offenbar nicht gehalten haben. Denn 2003 sind ihre Schulden fast achtmal so hoch wie vor 18 Jahren.