„Wir kennen uns aus dem Eff-Eff, das ist alles sehr transparent“, erklärt Agolli, der die SGW zuletzt zwei Mal beobachtet hat. Seine Erkenntnis: „09 ist eine spielstarke Mannschaft, die wir nicht unterschätzen dürfen. Wer in so einem Match die falsche Einstellung an den Tag legt, der kann auch gegen einen Zweitligisten sein blaues Wunder erleben“, warnt der Schönebeck-Trainer, der dennoch überzeugt ist: „Das wird am Sonntag aber definitiv nicht passieren.“
Die Favoritenrolle muss sich der Tabellensechste der Bundesliga ohnehin zuschreiben lassen. Kein Problem für Agolli: „Wir nehmen das gerne an, alles andere wäre ja auch utopisch.“ Wie sich sein Essener Kollege fühlt, weiß SGW-Coach Thomas Obliers nur zu genau. Als er noch beim FCR Duisburg die Geschicke leitete, war er in nahezu jeder Partie favorisiert. Diesmal findet er sich mit seinem Team in der Rolle des Underdogs wieder. „Natürlich wäre ich lieber der Favorit, aber wir wollen Essen so viel wie möglich ärgern und dann mit etwas Glück nach 90 oder 120 Minuten in das Halbfinale einziehen“, schmunzelt Obliers.
Schon jetzt haben die Wattenscheider Pokal-Geschichte geschrieben, stehen zum ersten Mal in der Runde der letzten Acht. Für ein weiteres Erfolgskapitel erwartet Obliers tatkräftige Unterstützung: „300 SGW-Fans wären schon eine super Sache.“ Spezielle Fanbusse werden nicht eingesetzt. Obliers: „Dafür ist der Weg doch viel zu kurz. Da kann man ja fast laufen.“ Für ein Ticket zum Finalort Berlin würden bestimmt nicht wenige das Fahrzeug zu Hause lassen. Agolli: „Einige meiner Spielerinnen wissen, was es bedeutet, dort vor großer Kulisse aufzulaufen. Auf diese Erfahrung müssen wir bauen, das ist unser Vorteil. Ich hoffe, dass die Mädels dies am Sonntag auch zeigen.“
Verzichten muss Agolli auf die gelb-gesperrte Marina Himmighofen. Susanne Kasperczyk kehrt nach Rotsperre in der Liga in den Kader zurück: „Sie hat uns zuletzt sehr gefehlt“, blickt Agolli optimistisch auf seine Auswahl. Obliers stehen die Ex-Schönebeckerinnen Janine Ganser und Kathrin van Kampen verletzt nicht zur Verfügung. Mit Silke Tancyus steht noch eine dritte „Ehemalige“ im SGW-Aufgebot.
Sabrina Dörpinghaus, Daniela Löwenberg und Caro Hamann fanden umgekehrt den Weg von Wattenscheid nach Essen. Den sie offensichtlich nicht bereuen, so dürfte Löwenberg ihren Vertrag an der „Ardelhütte“ vorzeitig verlängert haben. „Für diese Spielerinnen ist es sicher ein besonderes Wiedersehen“, glaubt Agolli.
Neben dem sportlichen Erfolg lohnt auch ein Blick auf das Finanzielle. SGS-Manager Willi Wißing macht deutlich: „Mit dem Einzug ins Halbfinale kann man zum ersten Mal Geld verdienen.“ Dem Sieger winken rund 15.000 Euro. Wißing: „Kein Reichtum, aber für den Frauenfußball sicher interessant.“ Obliers konnte nur zustimmen: „Das sehen wir in Wattenscheid auch so.“