"Der Anpfiff wird wie eine Erlösung. Wir wollen Fußballspielen und nicht die Zeit totschlagen", sagte Mittelfeldspielerin Kerstin Garefrekes.
Hat großen Respekt vor Marta: Bundestrainerin Silvia Neid. (Foto: firo)
Allerdings hat Trainerin Silvia Neid das Trainingspensum heruntergeschraubt, um vor dem letzten Schritt auf den Fußballthron keine nötigen Kräfte mehr zu verschwenden. Nach fast drei Wochen und fünf zum Teil enorm intensiven Spielen wird der Regenerationsbedarf zwischen zwei Partien immer größer. Doch der körperliche Zustand der Mannschaft war bislang ein großer Trumpf, der auch gegen Brasilien stechen muss. Die Südamerikanerinnen haben mit ihrem beeindruckenden 4:0-Erfolg im Halbfinale gegen die zuvor 51-mal unbesiegten USA lautstark an den Saal der Großmächte im Frauenfußball angeklopft. Ein großer Titel fehlt der Mannschaft noch. Das Olympiafinale 2004 hatte sie gegen die USA verloren. Technisch ist Brasilien besser als jedes andere Team bei dieser WM. In der amtierenden Weltfußballerin Marta hat die Mannschaft die bislang auffälligste Spielerin des Turniers in ihren Reihen. Siebenmal hat Marta schon getroffen, und gegen die USA spielte sie ihre Gegnerinnen mit einem Kabinettstückchen nach dem anderen förmlich schwindelig. "Gegen sie im eins-gegen-eins zu bestehen, ist unmöglich. Wir müssen die Räume eng machen und Überzahl schaffen. Dann können wir Brasilien stoppen", sagte Neid.
Dazu ist abermals eine enorme Laufbereitschaft erforderlich. Das fällt mit einer Führung im Rücken wesentlich leichter. Doch bei aller Zuversicht bleibt auch die Möglichkeit, dass Brasilien das erste Tor im Finale schießt. "Wir müssen natürlich darüber sprechen, dass wir in Rückstand geraten können. Auch darauf müssen wir vorbereitet sein", sagt Silvia Neid, die um den Einsatz von Melanie Behringer bangt. Die Mittelfeldspielerin hat sich beim Spiel gegen Norwegen eine Verletzung an der Wade zugezogen, ist aber inzwischen wieder ins Training zurückgekehrt.
Am Freitag standen die Chancen zwar nicht allzu schlecht für einen Einsatz Behringers, aber Gewissheit hatte Neid darüber noch nicht. Die 19 Jahre alte Fatmire Bajramaj steht als Alternative zur Verfügung. Ansonsten kann Neid auf die Startformation der vergangenen beiden Spiele setzen.
Das letzte Aufeinandertreffen mit Brasilien liegt inzwischen mehr als sieben Jahre zurück. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann Deutschland im Spiel um die Bronzemedaille 2:0. Birgit Prinz und Renate Lingor erzielten die Tore. Ein abermaliges 2:0 würde Deutschland nicht nur den Titel, sondern auch für einen besonderen Rekord bescheren: Noch nie hat eine Mannschaft in der WM-Geschichte einen Titel ohne ein einziges Gegentor gewonnen - weder bei den Frauen, noch bei den Männern. Zudem fehlen Nadine Angerer nur noch 57 Minuten, ehe sie den WM-Rekord von Walter Zenga einstellt, der 1990 das italienische Tor 517 Spielminuten sauber hielt.