Fast vier Monate ist es nun her, dass der MSV Duisburg Christian Franz-Pohlmann als neuen Trainer für die Bundesliga-Fußballfrauen vorgestellt hat – jetzt ist es endlich soweit, dass der Nachfolger von Inka Grings seine Feuerprobe erlebt. Am Sonntag um 14 Uhr starten die Zebras mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg in die Saison 2017/18.
2014 Zehnter, 2015 Elfter und damit Absteiger, nach dem Wiederaufstieg dann in der vergangenen Saison wieder Zehnter – der tabellarisch ganz große Wurf ist dem MSV seit der Übernahme des Spielrechts vom in der Insolvenz verschwundenen FCR 2001 Duisburg noch nicht gelungen. Ein Blick auf die Kaderveränderungen vor dieser Spielzeit lässt auch erahnen, dass es kühn wäre, für das Endklassement im kommenden Sommer deutlich mehr zu erhoffen.
Ganz so einfach wollen es sich die Spielerinnen des MSV allerdings nicht machen. Am Donnerstagabend trafen sie sich zu einem internen Workshop, um eine gemeinsame Zielsetzung zu erarbeiten. „Es kann ja auch sein, dass manche Spielerinnen für sich sagen, dass sie den vierten Platz erreichen wollen“, erklärt die neue Kapitänin Paula Radtke, die auf ihren Geburtsnamen Kathleen bekanntlich eher verzichtet. Um aufzuzeigen, was in der Theorie alles möglich sein kann, nutzt die 32-Jährige ein Beispiel aus dem Männer-Bereich: „Der 1. FC Kaiserslautern ist als Aufsteiger ja sogar einmal Deutscher Meister geworden.“
Keine Schlüsselspiele
Das wäre angesichts der doch etwas festgefahrenen Kräfteverhältnisse im deutschen Frauenfußball wohl leicht vermessen – die ehemalige Jenaerin will damit aber verdeutlichen, dass es für die Zebras die Prämisse sein muss, kein Duell vorab verloren zu geben: „Ich glaube nicht, dass es so etwas wie Schlüsselspiele gibt. Wir haben 22 Spieltage.“ An denen es möglichst regelmäßig zu punkten gilt, um am Ende ein weiteres Jahr in der Erstklassigkeit dranzuhängen.
Die Grundvoraussetzung dafür glaubt Christian Franz-Pohlmann in der Vorbereitung erkannt zu haben. „Mir gefällt die Einstellung der Mädels, ihre Bereitschaft, neue Dinge anzunehmen, ihre Leidenschaft, die sie auf den Platz bringen“, resümiert der Trainer vor dem Pflichtspielstart. Wie die Ergebnisse der Testphase ausfielen, ist schon längst wieder uninteressant: „Bei der offiziellen Saisoneröffnung der Bundesliga am Montag haben einige Kollegen anerkennend festgestellt, dass wir gegen den FC Twente 1:1 gespielt und bis kurz vor Schluss sogar geführt haben. Aber drei Punkte bekomme ich dafür auch nicht.“
Für mich persönlich ändert sich damit nichts.
Paula Radtke (MSV Duisburg)
Trotz langer Vorbereitungszeit dürften die ersten Saisonspiele auch immer noch zur Findungsphase gehören. Schließlich kamen potenzielle Leistungsträgerinnen wie Virginia Kirchberger und Barbara Dunst erst spät von der Europameisterschaft zurück; Pia Rijsdijk stieß als letzter Neuzugang erst vor einer Woche dazu. „Ich glaube aber, dass wir ziemlich weit sind“, sagt Christian Franz-Pohlmann auf die Frage nach seinen Gedankenspielen für die Startelf am Sonntag. „Wir haben den riesengroßen Vorteil, dass wir nach der ersten Elf vier, fünf Spielerinnen haben, die wir ohne großen Leistungsabfall bringen können – und dass wir taktisch auf jede Situation reagieren können.“
Die Hierarchie innerhalb des Teams dürfte ein wenig flacher geworden sein, nachdem sich mit Linda Bresonik und Rahel Kiwic die Kapitänin und ihre Stellvertreterin verabschiedet haben. Nun führt Paula Radtke die Zebra-Elf auf den Platz. „Mir bedeutet dieses Amt recht wenig, für mich persönlich ändert sich damit nichts. Wir können nur als Mannschaft Erfolg haben“, sagt die Abwehrspielerin.
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