Die Idee zu "Mädchenfußball an Essener Grundschulen hatte Wißing nach der Frauen-WM 2011, in deren Rahmen er bereits in der Gervinusschule, unweit der Heimat der Schönebeckerinnen, ein "Schnuppertraining" für junge Mädchen veranstaltet hatte. Daraufhin bekam der Verein so viele Anfragen von Fußballbegeisterten, die er gar nicht alle annehmen konnte. Hinzu kommt: "Wir betreiben Leistungssport", erklärt der Manager des Bundesligisten. "Darum wollen wir dabei helfen, dass auch Fußball für die breite Masse angeboten wird." Kurzerhand entstand das Projekt.
Unterstützt wird die SGS dabei von der SportJugend Essen, der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit, der Gleichstellungsstelle der Stadt Essen, dem Essener Verbund für Immigrantenvereine und dem Projekt spin - sport interkulturell. Nicht zu vergessen die Grundschulen und Sportvereine, ohne die das Vorhaben erst gar nicht in die Tat hätte umgesetzt werden können. Im Mai dieses Jahres starteten die Verantwortlichen einen Probelauf in fünf Schulen. Dieser traf auf so großes Interesse bei den Mädchen, dass nach den Sommerferien zwölf Grundschulen mitmachen sollen.
Kein Vereinsfußball für junge Mädchen
In den Grundschulen sollen die Acht- bis Neunjährigen an den Fußball herangeführt werden. Übungsleiterinnen, die, sofern sie noch nicht über einen Schein verfügen, in Zusammenarbeit mit der Uni Essen hierfür ausgebildet werden, trainieren mit den Mädchen in AGs in der Schule. Ein bekanntes Gesicht ist Melanie Hoffmann, Bundesligaspielerin der SGS, die auch eine Gruppe betreut. Von dort sollen sie an die Vereine herangeführt werden - bei zwei Trainingseinheiten in der Woche findet eine in der Schule und eine im Verein statt - um nach einem Jahr dann vollständig in die (neue) Mädchenmannschaft des Fußballvereins übergehen zu können.
Wißing wollte sich bewusst an Mädchen im Grundschulalter wenden. "Für sie gibt es kein Angebot. Entweder spielen sie mit den Jungs zusammen, oder eben gar nicht im Verein. Erst ab 12, 13 Jahren gibt es reine Mädchenfußballmannschaften. Aber es ist wichtig, dass auch die schon früher mit dem Fußballspielen beginnen."
Großes Thema Migrationshintergrund
Außerdem im Mittelpunkt stehen Mädchen mit Migrationshintergrund, denen über den Fußball und den Sport die Integration erleichtert werden soll. Vor allem in solchen Familien bestehen häufig Barrieren zum Vereinssport, die das Projekt "Mädchenfußball an Essener Grundschulen" auflösen soll. "Wir haben unheimlich positive Erfahrungen gemacht", berichtet Jürgen Schürcks, ehrenamtlich für die SGS tätig und beim Projekt ebenfalls involviert, von der Probephase. "Wir sind von acht, vielleicht zehn Teilnehmerinnen pro Gruppe ausgegangen, es kamen bis zu 32 Mädchen. Von den insgesamt 130 Mädchen, die wir bisher erreicht haben, hatten circa zwei Drittel einen Migrationshintergrund."
60.000 Euro Kosten
Zunächst einmal ist das Projekt auf drei Jahre ausgelegt. Die Kosten von gut 60.000 Euro übernimmt zum Großteil (50.000 Euro) die RAA/Büro für interkulturelle Arbeit. Bis dahin wollen die Verantwortlichen 36 Schulen integriert haben. Jedes Schuljahr sollen zwölf Grundschulen eine AG anbieten, die Schülerinnen danach im Verein weiter spielen, sodass zwölf Neue dem Projekt beiwohnen können. "Wenn wir danach einen Erfolg verbuchen können", erklärt Günter Dercks, Leiter der RAA, "wovon ich derzeit schwer ausgehe, dann werden wir auf jeden Fall weiter machen." Und vielleicht wird Wißings Vision dann auch eines Tages Wirklichkeit: "Wenn wir in Essen zehn Vereine bekommen, es gibt knapp 100 Grundschulen, dann haben wir vielleicht irgendwann 10.000 Mädchen, die Fußball spielen."