Auf mehr Spielzeit kann von den acht Neuzugängen lediglich Keeperin Ursula Holl verweisen. Satte 1.092 Minuten stand Dallmann in der Bundesliga für Essen bisher auf dem Platz. Zehn Spiele bestritt die Schülerin über die gesamten 90 Minuten.
Auch wenn Dallmann bei ihrem Ex-Verein Bayer 04 Leverkusen bereits erste Bundesligaluft schnuppern konnte, ist für sie diese Entwicklung seit ihrem Wechsel im Sommer 2011 teilweise immer noch unvorstellbar. „Ich wollte erst mal in die Mannschaft reinkommen und mithalten“ erklärt sie. Bis dato hatte sie überwiegend in der U17 der Werkself gespielt und daher bedeutete der Wechsel für sie eine große Umstellung: „Das Niveau ist viel höher und alles geht viel schneller.“
Dementsprechend aufgeregt war sie vor ihrem ersten Spiel gegen den 1. FFC Frankfurt. Wohl auch, weil sie auf ihr Vorbild Lira Bajramaj traf. Doch der Trainer wusste, warum er die Mittelfeldspielerin von Beginn an ins Rennen schickte. „Linda spielt sehr frech und ist technisch unglaublich beschlagen“, lobte Markus Högner seinen Schützling in der Winterpause. „Sie sorgt mit ihrer Spielweise immer wieder für Entlastung, was ihr natürlich auch beim Gegner Respekt verschafft.“
Vier ältere Brüder prägen Dallmanns Spiel
Gelernt hat sie die Durchsetzungskraft schon früh. Bei vier älteren Brüdern musste sich das Nesthäkchen anstrengen, um sich beim Fußballspiel gegen diese zu behaupten. Hier lernte sie aber auch den Zusammenhalt schätzen, den man in ihren Augen für einen Mannschaftssport braucht. „Alleine ist man nichts“, weiß die Hünxerin. Und das ist derzeit auch das Markenzeichen ihrer Essener Mannschaft. „Wir haben keinen Topstar und darum müssen wir zusammenhalten, um uns zu behaupten.“
Beim 4:0 gegen Leipzig behauptete sich die 1,58-Meter-Frau dann auch endlich vor dem Tor. Obwohl sie „nur noch einschieben“ musste, freute sie sich über den Treffer, denn: „Ich bin nicht der Torjäger“, weiß Dallmann. Und auch der Trainer sagt ihr immer wieder, sie müsse noch torgefährlicher werden. Doch mit 17 Jahren hat sie ja auch noch ein bisschen Zeit, bis sie zur perfekten Fußballerin herangereift ist.
Europameisterschaft ist ein Traum
Immerhin wurde Dallmann gerade für die EM-Qualifikation der U19 in Schweden nominiert (27. März bis 6. April). Auch hier gelang ihr im Test gegen die Niederlande (1:0) ihr erstes Tor. Zwar streifte sie auch schon das DFB-Trikot der U16 und U17 über, doch die U19 ist etwas ganz Besonderes für sie. „Die Erwartungen sind viel höher. Man muss sich zeigen“, erklärt Dallmann, „sonst kann es sehr schnell vorbei sein.“
In ihrem Fall hofft sie das natürlich nicht. Dallmann „würde alles dafür tun“, um bei der Europameisterschaft im Sommer (28. Juni bis 15. Juli) dabei zu sein. Schließlich weiß sie noch aus dem letzten Jahr, als sie mit der U17 Dritte wurde, wie schön eine EM ist. „Diese Erfahrungen macht man sonst nirgendwo“, sagt sie und träumt bereits davon, wie es wäre, in der Türkei erneut auf dem Treppchen zu stehen.
Doch bis dahin steht erst noch der Bundesligaalltag an. Der hat zwar durch den Algarve-Cup eine kleine Pause eingelegt, doch für die Essenerinnen hieß das keineswegs Freizeit. Högner weilte zwar ebenfalls in Portugal, seine Mädels mussten aber im Testspiel gegen Twente Enschede ran und schafften durch zwei Treffer von Caroline Hamann immerhin ein 2:2 gegen die Niederländerinnen. Dallmann hofft, dass die SGS nun ihren guten sechsten Platz bis zum Saisonende verteidigen kann. Für die Nationalspielerin könnten bis dahin weitere 990 Spielminuten auf das Konto kommen. Für Dallmann ist das aber alles nicht so wichtig: „Ich möchte mich weiterentwickeln und an meinen Schwächen arbeiten“, erklärt sie und ist dabei trotz ihres Blitzstarts völlig auf dem Boden geblieben.