Die Bundesliga-Rekordtorschützin spricht im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über ihr neues Leben in der Schweiz, die Zukunft in der Nationalmannschaft und ihre beruflichen Pläne für die Zeit nach dem Fußball.
Inka Grings, Ende August sind Sie gemeinsam mit Sonja Fuss vom FCR Duisburg zum FC Zürich gewechselt. Haben Sie sich in Ihrer neuen Heimat bereits eingelebt?
Ich fühle mich sehr wohl in Zürich. Es macht viel Spaß. Die Schweizer sind total umgänglich - genau wie ich. Das erleichtert die Arbeit. Die Wohnung ist sehr schön gelegen. Die Sprache ist angenehm. Insgesamt passt es sehr gut.
Zeit für Heimweh blieb bislang vermutlich kaum - oder vermissen Sie Ihr gewohntes Umfeld und Ihr Zuhause?
Das vergangene Wochenende war das erste ohne Besuch aus Deutschland. Das war auch mal schön. Und falls man doch mal Heimweh bekommen sollte, ist man ja recht schnell zu Hause.
Geboren am: 31.10.1978 in Düsseldorf Verein: FC Zürich Vorherige Vereine: FCR 2001 Duisburg, Garather SV, TSV Eller 04 Länderspiele: 94 (64 Tore) Erfolge: Europameisterin 2005, 2009; Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 2000; UEFA-Cup-Siegerin 2009; Deutsche Meisterin 2000; DFB-Pokal-Siegerin 1998, 2009, 2010
Sportlich läuft es gut. Der FC Zürich liegt nach acht Tagen mit 22 Punkten an der Tabellenspitze der Nationalliga A, Sie haben in vier Spielen acht Tore erzielt. Sind Sie bereits vollständig in die Mannschaft integriert?
Im zurückliegenden Spiel (beim 9:2 gegen den FC Staad erzielte Grings fünf Tore, die Red.) haben wir uns zum ersten Mal richtig als Mannschaft gefunden. Ich musste mich der Mannschaft anpassen, die Mannschaft musste sich auf mich einstellen. Im letzten Spiel hat das zum ersten Mal gut geklappt. Grundsätzlich ist es aber nicht so einfach wie im letzten Spiel. Davor waren die Begegnungen enger.
Der Entschluss, nach Zürich zu gehen, kam für Außenstehende überraschend. Vorher gab es nur Gerüchte um einen Transfer nach Russland, dann machten Sie sich mit Sonja Fuss auf gen Süden - wann und wie fiel die Entscheidung für die Schweiz?
Die Zusagen waren am Ende so, dass es sehr lukrativ war. Abends um 23.00 Uhr habe ich mich dann für die Schweiz entschieden.
Das Trikot mit der Nummer "9" soll zu Ehren von Inka Grings beim FCR nicht mehr vergeben werden (Foto: mmb).
Ihre Entscheidung, Duisburg nach 16 Jahren urplötzlich zu verlassen und Ihren gültigen Vertrag aufzulösen, hat viele Beobachter stutzig gemacht - was waren die Hintergründe?
Den Abschied habe ich mir auch nicht so gewünscht. Ich habe mich in meiner Zeit beim FCR immer voll mit dem Verein identifiziert. Dann sind aber einige Dinge vorgefallen, die dazu geführt haben, dass ich mich nicht mehr mit dem Klub identifizieren konnte.
Sie hätten auch innerhalb der Bundesliga wechseln können - wieso wollten Sie ins Ausland?
Wenn man Deutschland verlässt, ist das sportlich immer ein Schritt zurück. Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt. Das war mir bewusst, und mit 20 hätte ich das auch nicht gemacht. Aber ich bin keine 20 mehr und werde auch keine zehn Jahre mehr spielen. Da legt man Wert auf andere Dinge, sucht neue Herausforderungen - die ich zuvor ja nie hatte. Vielleicht wird man auch ein bisschen neugieriger, wenn man älter wird. Ich habe den Schritt jedenfalls noch keine Sekunde bereut.
Wenn das sportliche Niveau im Alltag sinkt, ist das neue Umfeld aber sicherlich nicht die perfekte Vorbereitung für die EM 2013 in Schweden - wie hat Bundestrainerin Silvia Neid auf Ihren Entschluss reagiert?
Ich bin mit der Bundestrainerin so verblieben, dass ich jetzt die Qualifikation spiele und wir nächstes Jahr weitersehen. Ich fühle mich derzeit sehr gut und muss mich mit meiner Leistung nicht verstecken. Ich will den jungen Spielerinnen helfen. Die brauchen noch ein, zwei Jahre. Wenn man da eine erfahrene Spielerin in den Reihen hat, tut das allen sehr gut.
Die Heim-WM sollte auch für Sie ein sportliches Highlight in Ihrer erfolgreichen Karriere werden. Es kam bekanntlich anders. Haben Sie diesen Rückschlag mittlerweile verdaut?
Das ist abgehakt. Die WM war trotz allem ein tolles Erlebnis für uns alle. Und Japan war am Ende der verdiente Weltmeister.
Seit 2010 betreiben Sie ein Fernstudium zur Sport- und Fitnesstrainerin - ist das weiterhin Ihr Berufswunsch für die Zeit nach dem Fußball?
Das führe ich auch in der Schweiz fort. Ich möchte zudem meine Trainerscheine machen und auf jeden Fall im Sportbereich bleiben.