Für die Spielvereinigung Gerthe, die in der BL 15 gelandet ist, ist diese Situation nichts Neues. Schon im letzten Jahr teilte der FLVW den Verein für diese Staffel ein. Das Besondere daran: Gerthe ist jetzt der einzige Bochumer Verein in diesem Bereich, alle anderen spielen in Staffel 13. Aus diesem Grund wurde auch im Vorfeld der Zuteilung beim Verband ein Antrag zur Änderung gestellt. SpVgg-Geschäftsführer Arnd Most gibt sich dennoch gelassen. Man sei zwar "ziemlich enttäuscht, weil es mit den Derbys schöner wäre", wolle aber "keinen Aufstand machen und sich auf das Sportliche konzentrieren". Die Spielvereinigung sei eben laut Verbandsschreiben eine von 357 überkreislichen Herrenmannschaften, die zugeordnet werden müssten. Da könne es nicht jedem Recht gemacht werden: "Es ist nicht schön, aber wir können es nicht ändern."
Machtlos fühlte sich bei der Zuteilung auch Theo Lohmüller, Geschäftsführer der Sportvereinigung 95/08 Recklinghausen. Die Verbandsentscheidung ist nicht anfechtbar und die Klubs haben kaum Mitsprachrecht. Die Sportvereinigung wurde von der Staffel 12 in die 15 verschoben. Der Ärger gründet vor allem auf die fehlende Beziehung zu den neuen Konkurrenten. Nicht längere Anfahrtswege seien für sie der Hauptgrund, sondern die Gefühlslage bei den Spielen. "Wir haben doch überhaupt keinen Bezug zu den Gegnern", ist Lohmüller enttäuscht. Bei anderen Vereinen wie dem TuS Stockum spielt dafür auch das Geld eine Rolle, denn statt im Revier zu bleiben, muss der Verein zu den meisten Spielen ins Siegerland fahren.
Doch es gibt auch positive Reaktionen auf die Zuteilung. So vor allem bei Eintracht Datteln, einem Aufsteiger aus der Kreisliga. Während das Team selbst einen Rasenplatz hat, wird es in der BL 15 auf einige Gegner treffen, die auf Asche spielen. Diese Tatsache wird aber gerne in Kauf genommen, da auf der anderen Seite kürzere Anfahrtswege als in anderen Staffeln anfallen werden. "Gerade angesichts der steigenden Benzinpreise ist das natürlich auch ein finanzieller Aspekt", sagt Geschäftsführer Harald Szlafka. Im sportlichen Bereich erhofft man sich zudem ein etwas einfacheres Unterfangen beim Saisonziel Klassenerhalt, ohne jedoch die Gegner in dieser Staffel zu unterschätzen: "Man kann vorher nicht sagen, ob es leichter sein wird, aber wir hoffen es".
Gemischte Gefühle löste die Gruppeneinteilung auch bei den Essener Bezirksligisten im FVN aus. Nachdem im Vorjahr besonders die Zwangsversetzung von ETB Schwarz-Weiß Essen II in Parallelgruppe 3 für Missmut sorgte, müssen sich in der Saison 2008/09 alle Essener Clubs auf weitere Wege einstellen. Denn die „Essener Gruppe“ 4 wird komplett auseinandergerissen.
Für Staffelleiter Clemens Lüning (Bezirksliga 4) kein Grund, sich zu rechtfertigen: „Unsere Aufgabe ist es nicht, eine Essener Gruppe zusammenzustellen, sondern die Kreise beieinander zu halten.“ Die Freude der Clubs hält sich angesichts weiterer Fahrten und steigender Kosten dennoch in Grenzen: „Ich kann es nicht so ganz nachvollziehen“, gesteht TC Freisenbruch-Trainer Friedhelm Ingenhag und wartet gleich mit einer Alternative auf: „Es gibt 19 Bezirksligisten in den beiden Kreisen, davon sind allerdings drei nicht in Essen beheimatet. Warum hätte man nicht einfach die in die anderen Gruppen legen können? Rein sportlich denke ich aber trotzdem, dass es eine interessante Herausforderung wird.“
Versöhnlich gab sich auch ETB II-Coach Patrick Notthoff. Nach dem Clinch mit Lüning im Vorjahr fühlte sich der Ex-Profi diesmal fair behandelt: „Es ist okay. Nach dem letzten Jahr kann wohl jeder verstehen, dass ich mich beschwert habe, aber jetzt haben wir ja wieder einige Essener Teams in der Gruppe, daher kann ich damit leben.“
Im Zuge der Ligareform, die im Sommer bei der eingleisigen dritten Liga beginnt und bald auch auf Bezirks- und Kreisebene folgen soll, könnte der Aufschrei allerdings noch größer ausfallen. Dann würden kleinere Kreise unter Umständen zusammen gelegt, was noch weitere Wege bedeutet.