"Wir wollen nicht klagen. Das Pech hat jeder Verein irgendwann mal und zur Zeit läuft es ja gut", stellte Kannegießer vor dem Anpfiff in Hinblick auf die Tatsache klar, dass von dem 24 Mann starken Kader aktuell nur 14 Feldspieler zur Verfügung. Eine Sache, die auch ihn gegen Dersimspor zu einem Einsatz auf dem Feld zwang und zwar als Libero. Doch dieses Mal war mit Kahraman Simsek wieder ein Akteur für diese Position fit.
Die Partie begann temporeich und wurde dem Prädikat Spitzenspiel in der Bezirksliga gleich von Beginn an gerecht. Bereits in der vierten Minute sorgte Andy Lausberg für die erste Schrecksekunde auf Mülheimer Seite, als er plötzlich frei vor dem Gehäuse von Union-Keeper Markus Hangert zum Schuss kam, doch die Überraschung über diese plötzliche Chance war auch ihm anzumerken, so dass der Ball nicht den Weg ins Tor fand. Im Folgenden entwickelte sich ein offener Schlagabtausch auf hohem Niveau. In der 31. Minute hatte David Steindor dann die beste Chance für die Gäste, doch auch er konnte die Kugel aus nächster Distanz nicht ins Tor befördern.
Die Schlussviertelstunde der ersten Hälfte war dann eher von kleineren Fouls geprägt, die der Schiedsrichter mit immer wiederkehrenden kurzen Unterbrechungen bestrafte, so dass der gute Spielfluss der ersten 30 Minuten ein wenig ins Stocken geriet. Dennoch hatten die Gäste vor dem Pausenpfiff durch Karsten Wüst und Zugang Kaya Hidir, der vom Landesligisten TuRa 88 kam, zwei sehr gute Tormöglichkeiten, doch Hangert parierte zwei mal glänzend. Kurz vor dem Pausenpfiff hätte dann der kaum zu stoppende Gianni Campanella fast sein zweites Saison-Tor für die Mülheimer erzielt, doch sein Kopfball ging knapp neben das Ziel.
Nach der Pause kamen die Hausherren wie ausgewechselt aus der Kabine. Kannengießer hatte seinen Spielern sicher noch einmal die große Chance mit Spitzenreiter FSV Duisburg gleichzuziehen, der bereits am Vorabend nicht über ein Unentschieden gegen den TSV Bruckhausen hinaus kam, in Erinnerung gerufen. Waren die ersten 45 Minuten noch ein offenes Duell, beherrschte die Kannengießer-Elf das Geschehen auf dem Feld. Bereits sechs Minuten nach Wiederanpfiff hatten die Union-kicker und deren Anhänger den Torschrei auf den Lippen. als der stark aufgelegte Gökhan Türk einen Freistoß aus gut 18 Metern unter die Latte knallte, von wo aus der Ball die Torlinie in Wembley-Manier überquerte oder eben auch nicht.
Setzte offensiv sehr viele Akzente: Union Zugang Gianni Campanella
Der Referee verweigerte aber absolut vertretbar das Tor, was zu kurzen Protesten führte. Der Druck der in rot gekleideten Heim-Elf war fortan enorm. Die Gäste hatten kaum Möglichkeiten entlastende Gegenangriffe zu fahren. So hatten Francesco Greco (57.) und Türk (64.) beste Möglichkeiten, ihr Team in Führung zu bringen. Doch dieses Mal konnte Preußen-Schlussmann Björn Nickel seine Qualitäten als Schlussmann eindrucksvoll mit starken Reflexen beweisen.
Der endgültige Todesstoß für die Gäste kam dann in der 65. Minute, als Campanella-Bewacher Jens Benemann wegen Schiedsrichter-Beleidigung glatt Rot sah. Klaß reagierte zwar umgehend und schickte für Bähr mit Andreas Plebuch einen neuen Manndecker auf das Feld. Doch die Duisburger konnten das Unterzahlspiel nicht kompensieren und spielten lange auf Verteidigung des Remis. Eine Sache, die bis kurz vor Schluss auch immer wieder gelang.
Doch Sekicki war es dann in der 88. Minute, der nach einer Ecke mit seinem vierten Joker-Tor in dieser Saison die verdiente Führung für Union Mülheim herstellte. Kurz vor dem Abpfiff kamen dann die Gäste noch einmal gefährlich vor das Gehäuse von Hangert. Doch der Union-Keeper, der bis dato sehr ruhige 45 Minuten verbrachte, war bei dem Kopfball von Ludwig Asenso hellwach und rettete seinem Team den dreifachen Punktgewinn.
Entsprechend zufrieden zeigte sich Kannengießer nach dem Abpfiff: "Wir wussten, dass wir auf einen körperlich sehr robusten Gegner treffen. Wir haben nicht umsonst in der Vorsaison zweimal gegen Preußen verloren. Aber besonders unsere Leistung in der zweiten Hälfte hat den Erfolg absolut verdient gemacht. Da habe ich streckenweise wirklich schöne Kombinationen gesehen. Und im Vergleich zur Vorsaison steht auch unsere Abwehr sehr sicher. Das sind ja keine schlechten Vorzeichen für das nächste Spitzenspiel gegen Lirich."
Ein Sonderlob schickte der 42-Jährige dann auch noch an den Torschützen, der vor der Saison vom B-Ligisten Croatia Mülheim an die Südstraße wechselte: "Slobodan kann berufsbedingt während der Woche nicht trainieren. Er geht nur samstags joggen und ist dennoch sehr wertvoll für uns." Aber auch Klaß wollte kein Trübsal blasen: "Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen. Jeder hat gekämpft. Ich denke, dass uns der Platzverweis auf die Verliererstraße gebracht hat. Sonst hätten wir das Remis sicher gehalten. Eine Sache, die für die Moral gut gewesen wäre." Des Weiteren freute sich der Preußen-Coach auch über die Unterstützung des zahlreichen Anhangs, der besonders in Form der eigenen C-Jugend mitgereist war. Über den gesamten Spielverlauf peitschten die kleinen Supporter ihr Team mit Trommeln und Gesängen nach vorne: "Das war sehr schön. Ich würde mich freuen, wenn sie uns jetzt immer so toll anfeuern würden."
Weitere Stimmen zum Spiel:
Damir Mekic (Spieler Union Mülheim): "Wir sind auf jeden Fall gefestigter als letztes Jahr. In der ersten Hälfte haben wir uns zwar teilweise einlullen lassen, aber in den zweiten 45 Minuten haben wir richtig tollen Fußball gezeigt. Ich denke, dass wir noch stärker werden, wenn sich das Lazarett lichtet. Denn bis jetzt wissen wir nicht, wo wir stehen."
Gianni Campanella (Spieler Union Mülheim): "Insgesamt kann ich mit meiner und der Leistung der Mannschaft zufrieden sein, auch wenn ich heute gerne ein eigenes Tor erzielt hätte. Wir müssen auf jeden Fall cleverer werden, denn dann gewinnen wir Spiele mit solchen Chancen nicht so knapp."
Andy Lausberg (Spieler Preußen Duisburg): "Die Rote Karte war überflüssig. Das ist sehr ärgerlich und hat uns auf die Verliererstraße gebracht. Jetzt müssen wir gegen Dersimspor unbedingt siegen, um den Anschluss nicht zu verlieren."