Doch was machte den Coach so sprachlos? Ganz einfach: Völlig unbekümmert setzte seine Truppe, im Durchschnitt 21 Jahre jung, die Martener von Beginn unter Druck. Jeder einzelne Schweriner war seinem Gegenspieler technisch überlegen und auch in den Zweikämpfen konnten die „Bubis vom Berg“ gegen den erfahrenen Gegner bestehen. Doch trotz der deutlichen Überlegenheit war regelmäßig am gegnerischen Strafraum Schluss mit aller Herrlichkeit. Entweder fehlte der "tödliche" Pass, oder es regierte beim Abschluss die Hektik. So gab es in den ersten 45. Minuten weder hüben noch drüben erwähnenswerte Torgelegenheiten.
Doch dann der Paukenschlag unmittelbar nach dem Wiederbeginn: Die komplette Schweriner Hintermannschaft konzentrierte sich bei einer Ecke auf den kopfballstarken Carsten Malten und verlor darüber den kleinen Christian Heimann aus den Augen. Dessen Kopfball konnte Schwerins „Oldie“ Christian Pauly zwar noch glänzend parieren, doch gegen Dennis Bonks Nachschuss aus kürzester Distanz war er machtlos (46.). Hätte Sebastian Metzelder nur eine Minute später per Hacke zum 2:0 getroffen, das Spiel wäre wohl früh entschieden gewesen.
Doch jetzt packten die Schweriner noch eine Schüppe drauf und vor allem Kapitän Christian Grond "vernaschte" die gegnerische Hintermannschaft ein ums andere Mal. Doch bis auf einen Innenpfosten-Kracher (72.) verpufften seine Versuche Martens Grochla zu überwinden. Besser machte es sieben Minuten später Thomas Fojcik. Eine millimetergenaue Flanke vom hochtalentierten Spielmacher Christof Luka nagelte Fojcik unhaltbar für Grochla ins kurze Eck (79). Jetzt witterten die Blau-Gelben ihre Chance und suchten die Entscheidung. Doch mitten in ihre Drangperiode kam die kalte Dusche in Person von Thorsten Nilkowski. In unnachahmliche Manier zirkelte er eine direkten Freistoß in den Winkel vorbei am verdutzten Pauly zum entscheidenden 2:1 (86.).
Trocken meinte „Toto“ hinterher: „Ich habe nur gesehen, dass er einen Schritt nach links gemacht hat und habe mich dann für die Torwartecke entschieden.“ Scheinbar hatten die „jungen Wilden“ noch nichts von Nilkowskis Freistoßstärke gehört, denn das dem Freistoß vorangehende Foul war eigentlich unnötig – wie auch Kapitän Grond fand: „Da fehlt uns einfach die Cleverness. Wenn man in solch einer Situation foul spielt, dann doch bitte nicht erst 25 Meter vor dem Kasten, sondern schon an der Mittellinie.“
Trotz der unglücklichen Niederlage: Diese junge und spielstarke Mannschaft wird die Liga noch gehörig aufmischen.