Ursula Bannasch (Geschäftsführerin VfB Bottrop 1900):
Ich gehe davon aus, dass wir Zuschauer verlieren werden. Wir haben im Schnitt etwa 150, davon werden mit Sicherheit einige wegbleiben. Bei den vielen Spielen zu unterschiedlichen Zeiten kann ich mir vorstellen, dass da so mancher Haussegen am Wochenende schief hängt wenn fast rund um die Uhr ein Livespiel übertragen wird. Das hätte man von DFB-Seite anders regeln müssen. Im Grunde gehts es doch wieder nur darum, dass da oben mehr Geld gemacht werden kann. Da bleiben die kleinen Amateurvereine auf der Strecke. Hier in Bottrop haben wir auch viele Schalke-Fans, die gehen dann Sonntagsnachmittags lieber in die Arena, als zu uns ins Jahnstadion um sich Bezirksligafußball anzusehen.
Norbert Lewandowski (Leiter Abteilung Fußball TuS Ennepetal 1911):
Die Gefahr ist offensichtlich: Die Schere zwischen Amateur- und Profifußball wird weiter auseinandergehen. Ich erinnere mich noch gut an die lauten Rufe des DFB nach mehr Straßenfußballern, als es mit der Nationalelf mal nicht so lief. Aber wer soll denn bitte die Straßenfußballer entdecken und ausbilden? Diese Arbeit können nur die Amateurvereine übernehmen. Am letzten Wochenende haben wir deutlich gespürt, dass weniger Zuschauer da waren, weil wir genau im Einzugsgebiet von Schalke und Dortmund liegen. Da muss man sich schon was überlegen um die Leute ins Stadion zu kriegen. Wir haben es schon mit Freibier oder Gratis-Brezeln probiert.
Stefan Beermann (Aufsichtsrat SG Wattenscheid 09):
Es soll ja angeblich einen Ausgleichsfond geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man daraus gerecht entschädigt werden kann. Wie soll man den Schaden exakt nachweisen? Unmöglich! Für die Amateurvereine ist das eine Katastrophe, man kann überhaupt nicht mehr ausweichen. Gerade hier im Revier, wo die Dichte an Bundesligaklubs so groß ist.
Leere Ränge: Der Amateurfußball kämpft um seine Anhänger.
Carsten Ringele (2. Vorsitzender TuRa 88 Duisburg):
Das ist ein großer Schlag ins Gesicht aller Amateurvereine. Wir haben im Schnitt 400 Zuschauer, wenn der MSV parallel spielt fallen da bestimmt 100 weg. Das kann man den Leuten nicht verübeln, aber sie fehlen nunmal.Wenn man mal die sechs Euro pro Zuschauer abzieht ist das, auf die Saison gerechnet schon ein fünfstelliger Betrag der in der Kasse fehlt. Hinzu kommt, dass die Abgaben und Fixkosten wie etwa Stromkosten stetig steigen. Den Amateurklubs wird die Existenzgrundlage genommen. Aber so wie es aussieht muss man diese bittere Pille wohl schlucken. Was ich mir wünsche wäre, dass sich die Amateurvereine zusammenschließen und mit einer Stimme gegen solche Änderungen sprechen.
Horst Haneke („Boss“ Westfalia Herne):
Die ganzen Neurungen sind tödlich für die Amateure. Ich glaube, die Verantwortlichen beim DFB sind so abgehoben, dass sie kein Verständnis mehr für die Basis haben. Ansonsten würden sie nicht ständig zum Nachteil der Kleinen entscheiden. Für uns bricht durch die Spielansetzungen der Bundesliga eine ganze Fankultur weg, denn die Leute, die nach Schalke wollen, kommen nicht zu uns. Dass die Spiele auf Premiere gezeigt werden, stört uns aber nicht, denn viele Anhänger entscheiden sich lieber für ein Spiel vor Ort, anstatt vor dem Flimmerkasten zu hocken.
Torsten Casper (Manager ASC 09 Dortmund):
Wir sind natürlich nicht glücklich über die Anstoßzeiten sowie die Sonntagsspiele. Wir haben mehrfach das Gespräch mit dem Verband gesucht, aber gegen den DFB kommt man nicht an. Wenn der BVB ein Heimspiel zur gleichen Zeit hat, wird es uns ins Mark treffen. Wir haben ein Stammpublikum von rund 600 Zuschauern und ich denke, dass wir Einbußen von etwa 100 Fans hätten. Das tut finanziell sehr weh. Aber gegen die Borussia zieht jeder Dortmunder Amateurverein den Kürzeren. Deshalb wäre es klasse, wenn die ganze Geschichte in einem Jahr wieder fällt. Wenn nicht, müssen wir versuchen, wieder eine Nische zu finden. Wenn der BVB sonntags spielt, müssen wir halt auf Samstag oder Freitags ausweichen.
Spricht von einem "Todestoß": Buers Vorsitzender Norbert Bauer.
Norbert Bauer (Vorsitzender SSV Buer):
„Die Sonntagsspiele in der Bundesliga sind das Todesurteil für den Amateursport. Wenn die Funktionäre beim DFB oder beim FLVW argumentieren, dass dies nicht so ist und die Vereine schon vorher kaum Zuschauer gehabt hätten, dann ist das völlig weltfremd. Wir hatten mal vor Jahren ein Spiel gegen den SC Schaffrath, da sind in der Halbzeit die Hälfte der Zuschauer abgehauen, weil Schalke um 17 Uhr spielte. Bei der Anstoßzeit um 15.30 Uhr wird das noch schlimmer. Aber das betrifft nicht nur die Besucher, sondern bei uns haben auch viele Spieler und ehrenamtliche Helfer im Verein eine Schalke-Dauerkarte. Die fallen uns dann teilweise auch noch weg. Wenn dazu noch die Abgaben an den Verband verdoppelt werden oder demnächst wieder der Sportgroschen in Höhe von 50 Cent eingeführt wird, dann ist das der endgültige Todesstoß für viele kleine Klubs.“
Gerd Wirbitzky (Sportlicher Leiter Spvgg Herten):
Auf der einen Seite kann man verstehen, dass alles versucht wird um die finaziellen Mittel für den Profifußball zu optimieren. Aber das darf nicht zu Lasten der Basis geschehen. Ohne den Jugend- und Amateurbereich verliert der Profifußball seinen Unterbau. Grade wir kleinen Vereine leben von dem Stammzuschauern, der seit Jahren immer wieder zum Fußballplatz kommt, sein Würstchen isst, sein Bierchen trinkt und den Verein unterstützt. Außerdem wurden auch noch die Gebühren vom Verband erhöht, ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll. Im Endeffekt ist es ein Kampf gegen Windmühlen.
Thomas Brümmer (Sportlicher Leiter FC Brünninghausen):
Der BVB steht bei uns der Region natürlich über allem. Auch ein Teil unserer Spieler sprintet direkt nach dem Abpfiff unter die Dusche und ab zum BVB wenn die ein Sonntagsspiel haben. Einige besitzen Dauerkarten. Diese Überschneidungen nerven natürlich. Wenn ich sehe was die Amateurfußballer leisten: Die gehen Woche für Woche ihrer Arbeit nach, trainieren drei-, vier Mal und schürfen sich am Wochenende die Knie auf Asche auf. Da kann ich über das ewige Rumgeheule der Profis nach mehr Geld nur lachen und frage mich was die eigentlich alle wollen.