Immer wieder verschwinden Traditionsvereine von der Fußball-Landkarte, weil sie auf ihren Mitgliederversammlungen keine Leute finden, die bereit sind mitzuhelfen. Dieses Schicksal hätte vor wenigen Wochen beinahe den Dortmunder Kreisligisten FC Hangeney ereilt. Nur weil sich der langjährige Vorstand letztlich doch zum Weitermachen entschloss, existiert der Club aus dem Westen der Stadt vorerst weiter. „Eine Auflösung wollte hier wirklich niemand“, sagt Hangeneys erster Vorsitzender Steffen Kirchner.
Der Wittener Bezirksligist Türkischer SV steht vor einer ganz ähnlichen Situation, nachdem sich die bisher maßgebenden Personen zurückzogen. „Es kann nicht funktionieren, wenn immer nur zwei oder drei Leute Einsatz zeigen“, sagt Vorstandsmitglied Murat Sariboga. Eine neue Vereinsführung soll Anfang Mai im zweiten Anlauf gewählt werden. Häufig bedarf es erst des Droh-Szenarios der Vereinsauflösung, damit sich doch noch Mitglieder bereits erklären, einen Posten zu übernehmen. Ehrenamt ist out. Wo der Druck durch Beruf oder Familie größer wird, bleibt für das Hobby Fußball kaum noch Zeit. Viele Vereinsspitzen sind überaltert. Es mangelt am Engagement der „mittleren Generation“, also den 30-50-Jährigen. Es ist zu befürchten, dass noch so mancher Club in den kommenden Jahren mit Problemen bei der Nachfolger-Suche konfrontiert wird.
Gleichzeitig fehlt es den denjenigen, die Zeit und Lust haben, sich mit speziellen Themen wie Finanzen oder Spielbetrieb auseinander zu setzen. Denn schon in der Kreisliga muss ein Vorstand Managerqualitäten besitzen. „Den Vereinen wird viel mehr abverlangt als früher. Da reicht es nicht, wenn es nur ehrenamtliche Helfer gibt“, sagt Sabrina Gesell, die beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) die Vereinsmanager-Lehrgänge organisiert.
In diesen Lehrgängen können Funktionäre eine Lizenz erwerben, mit der sie sich dann offiziell „Manager“ nennen können. „Aber die Tendenz ist rückläufig“, sagt Gesell. Für viele sei die Teilnahme ein Zeit- und Geldproblem. Dennoch meint die Vereinsberaterin des FLVW: „Der Bedarf ist vor allem in den unteren Ligen weiter da.“
Gefragt sind so vor allem spezielle Kurse zu Themen wie Steuern, Finanzen oder Buchhaltung. „In diesen Bereichen ändert sich ja nahezu jährlich etwas“, betont Gesell. In Kooperation mit dem Landessportbund baute der FLVW zudem eine Beratung auf, die Ratschläge bei Problemen gibt. „Wir versuchen, auf vielfältige Weise zu helfen.“ Dazu zählt auch das Pilotprojekt der „Vereinsassistentenausbildung“, in dem jungen Sportlern ein Einblick in allgemeine Fragen der Vorstandsarbeit gewährt wird.