Ausgangslage: Vier sieglose Partien in Folge auf der einen, sechs Spiele ohne Niederlage auf der anderen Seite. In Nürnberg erlaubte die jüngste Historie einen Hinweis auf die in den Klubs jeweils herrschende Stimmung. Für den VfL Bochum, der nach der Corona-Pause mit den beiden Achtungserfolgen gegen Heidenheim (3:0) und Kiel (2:1) viel Selbstbewusstsein gesammelt hatte, galt somit der Auftrag, einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt zu gehen. Auf sechs Punkte - die Nachholspiele von Dynamo Dresden außen vor - hatte die Mannschaft von Thomas Reis den Vorsprung auf den Relegationsrang vergrößert.
Vor der Partie in Nürnberg musste der Coach aber umbauen. Cristian Gamboa fehlte wegen einer Gelbsperre, Robert Tesche hatte im Heimspiel gegen Kiel zwar ordentlich gespielt, aufgrund der Belastung der Englischen Woche aber etwas müde gewirkt. Für Gamboa lief Ex-Kapitän Stefano Celozzi auf, der zuletzt im November 2019 ein Zweitliga-Spiel gemacht hatte. Tesche nahm auf der Bank Platz, für ihn spielte Vitaly Janelt, der nach überstandener Rückenverletzung wieder vollständig einsatzbereit war. Danny Blum (Wadenverletzung), Simon Zoller (Knieverletzung) und Saulo Decarli (Fuß-OP) fehlten aufgrund von Verletzungen.
VfL Bochum hat in der Schlussphase Glück
Analyse des Spiels: Kaum zwei Minuten waren gespielt, da unterlief Innenverteidiger Maxim Leitsch ein Fauxpas. Sein als Rückpass geplantes Zuspiel auf Torhüter Manuel Riemann landete bei Robin Hack, der jedoch nicht am VfL-Schlussmann vorbeikam. In der Folge gingen beide Teams nur selten ins Risiko. Der erste Durchgang verging ohne nennenswerte Szenen vor den beiden Toren, einzig der Schussversuch von Robert Zulj (31.) kam dem Wesen einer Torchance näher.
Die erste echte Möglichkeit hatte Kapitän Anthony Losilla, der Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia nach einem Freistoß von Robert Zulj mit einem Kopfball prüfte (60.). Knapp vier Minuten später versuchte es der eingewechselte Manuel Wintzheimer aus knapp 20 Metern - wieder war Mathenia zur Stelle. Einige Sekunden nach dieser Möglichkeit setzte sich Jordi Osei-Tutu im Nürnberger Strafraum durch, legte in die Mitte, wo Milos Pantovic wartete. Oliver Sorg aber konnte die Gefahr bannen (64.). Die Hereinnahme des 21-jährigen Wintzheimer, der für Silvere Ganvoula in die Partie gekommen war (57.), zeichnete sich aus. Der VfL wurde in der Offensive aktiver.
Der frühere Schalker Bundesliga-Trainer Jens Keller reagierte und stärkte die Offensive: Die Stürmer Fabian Schleusener und Adam Zrelak kamen für Nikola Dovedan und Hanno Behrens. Dennoch blieb der VfL die gefährlichere Mannschaft. In der 72. Minute köpfte Losilla nach einem Freistoß am Tor vorbei. In Summe aber war das Spiel zäh. Denn die Möglichkeiten, die sich auf beiden Seiten von Zeit zu Zeit ergaben, waren keine hochkarätigen. Zudem ließen beide Teams Spitzigkeit und Tempo vermissen. Der VfL hatte in der Schlussphase Glück, als Hack in der 84. Minute nur die Latte traf.
VfL-Kapitän Losilla mit starkem Spiel
Erkenntnis des Spiels: Die Gäste können mit dem Zähler deutlich besser leben als der FCN. Am Ende aber spielte das Glück eine große Rolle für den Bochumer Punktgewinn. Wie lange das wohl hält? In Karlsruhe verließ sich das Team auf Torhüter Manuel Riemann, in Nürnberg rettete die Latte die Elf von Trainer Reis vor dem Rückstand - und so auch vor der ersten Niederlage nach sechs sauberen Partien in Folge.
Gewinner des Spiels: Üblicherweise hält sich Anthony Losilla gepflegt zurück und macht die wichtige Arbeit im Hintergrund. In Nürnberg aber war der 34 Jahre alte Kapitän einer der auffälligeren Bochumer. Er hatte zwei gute Torchancen, spulte die meisten Kilometer ab (12) und gewann die meisten Zweikämpfe aller Akteure (23). Außerdem gab er die meisten Schüsse aufs Nürnberger Tor ab (3).
Ausblick: Bereits am kommenden Freitag kann der VfL einen weiteren abstiegsgefährdeten Klub auf Abstand halten: Auch der FC St. Pauli, der im Abendspiel (18.30 Uhr/Sky) an der Castroper Straße ist, steht in der unteren Tabellenhälfte. Vielleicht gibt es dann Schützenhilfe aus Ostwestfalen: Der FCN reist zums Tabellenführer Arminia Bielefeld.
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