Das Stadion am Badeweiher. Hier feierte der VfB Hüls einst die Meisterschaft in der Fußball-Oberliga. Hier waren schon der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund zu Gast. Hier sahen 3.000 Zuschauer das Aufstiegs-Relegationsspiel zur Regionalliga gegen die SV Elversberg. Heute spielt der VfB in der Bezirksliga. Geblieben sind Erinnerungen an eine glanzvolle Ära, geblieben ist das schmucke Stadion im Schatten des Chemieparks Marl, zu dem sich der Verein lange zugehörig fühlte. Geblieben ist aber auch Stadionsprecher Carsten Schwarma. Seit 1999 macht er den Job in der professionell ausgestatteten Kabine, die ins Klubhaus integriert ist. Seit 21 Jahren, in denen so viel passiert ist.
Nein, gelitten habe er mit dem Verein so gut wie nie, sagt Schwarma. Obschon es dafür Gründe gegeben habe. 2013, der VfB spielte in der Regionalliga, zog sich Hauptsponsor Evonik zurück. Der einstige Regionalligist zog seine Mannschaft zwei Jahre später aus der Oberliga zurück, meldete für die Bezirksliga, die Zuschauerzahlen sanken rapide. „Aber ob 3.000 Zuschauer da sind oder drei, war mir immer egal. Wer ins Stadion kommt, zahlt dafür und hat das Recht, unterhalten zu werden“, findet der 39-Jährige.
Schwarma leistet jede Menge Arbeit
Und außerdem: „Dass der VfB am Tropf eines großen Sponsors hängt, war mir immer klar. Und auch, dass es mal irgendwann keinen höherklassigen Fußball mehr geben wird, wenn es kein Geld mehr geben sollte.“ Die Strukturen blieben auch ohne den großzügigen Geldgeber. „Dank viel Herzblut“, wie Schwarma sagt. Und zwischen den Zeilen schwingt mit, dass er sein Engagement in diese Feststellung einschließt.
Internetauftritt, Öffentlichkeitsarbeit, Stadionsprecher - und außerdem noch stellvertretender Abteilungsleiter. Diese vier durchaus arbeitsintensiven Bereiche verantwortet der gebürtige Marler, der in der Nähe des Sportparks am Badeweiher aufgewachsen ist. Aus reiner Leidenschaft: „Ich fand den Amateurfußball immer geiler als das Profi-Geschäft“, berichtet er. Das brachte ihn als kleinen Jungen sogar dazu, ein unter Fans des Revierklubs Schalke absolutes Tabu zu brechen.
Ein schwarz-gelber Fanschal im Schalke-Gebiet
Er erinnert sich: „In den Neunzigern war es Mode, in der Schule einen Fan-Schal zu tragen.“ Weil er sich dem damaligen Oberligisten SpVg Marl, dem höchstklassigen Verein der Grimme-Stadt, näher fühlte als den Knappen, komplettierte nicht etwa ein blau-weißer, sondern ein schwarz-gelber Schal sein Outfit. Sonntags ging es für ihn ins inzwischen stillgelegte Volksparkstadion. „Ich wollte dem Fußball immer nahe sein“, erinnert er sich. Das ist bis heute so geblieben - auch wenn es „nur“ als passiver Begleiter geht. „Es gibt schätzungsweise zehn Millionen gute Kicker in Deutschland. Ich bin einer der restlichen 70 Millionen“, sagt er augenzwinkernd.
Das Niveau des Fußballs, den er Sonntag für Sonntag unterstützend begleitet, hat abgenommen. Der häufig betitelte „ewige Oberligist“ stieg zwar aus der Bezirks- in die Landesliga auf, aber auch wieder ab. Nun misst sich der Klub mit der Konkurrenz aus dem näheren regionalen Umfeld. Für Carsten Schwarma ist der Fußball Fußball geblieben, die Leidenschaft ist weiterhin da: „Spiele gegen Vestia Disteln und die Sportfreunde Stuckenbusch haben auch einen besonderen Reiz.“