Seit November 2015 ist Knappmann, der in Düsseldorf geboren wurde und in Verl lebt, Cheftrainer des SC Westfalia Herne. In den nächsten Jahren soll sich das auch nicht ändern.
RevierSport hat mit dem 39-jährigen Familienvater und A-Lizenzinhaber über seine Vertragsverlängerung gesprochen.
Christian Knappmann, Sie haben Ihren Vertrag bis 2023 verlängert, warum? Diese Frage ist leicht zu beantworten: Ich genieße beim Vorstand, den Spielern und den Fans absolutes Vertrauen, ich kann sportlich meine Vorstellungen wirklich zu einhundert Prozent verwirklichen. Das wird es so nirgendwo mehr geben für mich. Das alles weiß ich sehr zu schätzen. Es macht mich stolz und dankbar.
Haben Sie in der jüngeren Vergangenheit Anfragen anderer Klubs gehabt, falls ja: Warum haben Sie diese abgelehnt? Ja, es gab genügend Anfragen und Angebote. Diese Offerten passten aber nicht zu mir, meinen Vorstellungen und meiner Qualität. Gleichzeitig gab es auch Phasen, da bin ich ehrlich, in denen ich leer war und mir etwas Neues gewünscht hätte. Ich habe mir aber etwas geschworen: Ich laufe als Trainer nicht mehr weg, so wie ich es als Spieler immer tat. Ich will kein Wandervogel mehr sein. Deswegen habe ich die schweren Phasen mit vielen positiven Gedanken und schönen Momenten mit meiner Westfalia vertrieben. Ich bin hier noch lange nicht fertig.
Im Amateurfußball dürfte solch eine lange Verlängerung einmalig sein - und das noch in der Corona-Krise... Da kann und will ich nicht widersprechen. Diese Wertschätzung ist außergewöhnlich. Ich habe dadurch eine Bringschuld, welche ich mit all meiner körperlichen und geistigen Kraft erbringen werde.
Was haben Sie mit der Westfalia noch vor? Ich will Spiele gewinnen mit meinen Jungs, Woche für Woche. Mein großer Traum ist es, mit meiner Westfalia in der Regionalliga um Punkte an der Essener Hafenstrasse und bei meinem Freund Stefan Vollmerhausen am Aachener Tivoli zu kämpfen. Gleichwohl ist mir bewusst, wie unrealistisch das zum jetzigen Zeitpunkt klingt.
Herne befindet sich immer noch in der Insolvenz. Erschwert diese Tatsache nicht ihre Ambitionen? Ich weiß, dass die Insolvenz Ende Dezember die Rettung des Gesamtvereines war. Ulrich Zerrath und sein Partner Lukas Rox haben Unmenschliches geleistet und dem Verein ermöglicht weiterzuleben. Der neue Vorstand wird mit seinen Qualitäten dafür sorgen, dass solch eine Disbalance nie wieder entsteht. Deshalb erschwert die Insolvenz nichts, sondern sie war nötig, um überhaupt wieder von wirklichen Ambitionen sprechen zu dürfen
Sie sind ein fußballverrückter Typ. Wie kommen Sie in der Corona-Spielpause zurecht? Diese Zeit macht mir wirklich sehr zu schaffen. Jeder der mich kennt, weiß, dass Fußball mein Leben bestimmt. Ich habe keine anderen Interessen außer meiner Familie und diesem Sport.
Glauben Sie, dass die aktuelle Oberliga-Saison noch fortgeführt wird? Nein! Das ist unter seriösen Umständen und ohne Wettbewerbsverzerrungen nicht mehr zu realisieren.
Was wäre Ihr idealstes Szenario? Ich habe vollstes Vertrauen in unseren Staffelleiter Reinhold Spohn und seine Kollegen. Sie werden etwas entscheiden, was am Ende und ohne Emotionen für alle vertretbar ist. Ich persönlich würde keinen Verein absteigen lassen, da Erndtebrück und Hamm sportlich noch nicht abgestiegen sind. Gleichzeitig hätten es zwei Teams verdient aufzusteigen und für ihre Mühen belohnt zu werden.