Aber in Lyon lief es dann doch nicht nach Wunsch. Was war los?
Spaßvogel II: Giovane Elber als Tänzer. (Foto: firo)
Die erste Saison war ich enttäuscht, nicht vom Verein, sondern von mir selbst, weil ich nicht das gezeigt habe, was ich konnte. Ich dachte allerdings, dass das erste Jahr immer schwer ist und ich im nächsten Jahr richtig durchstarten kann. Leider passierte dann die Verletzung. Ich wurde zuerst in Lyon operiert und später in Deutschland ein zweites Mal. Dann habe ich mir gesagt, dass ich in Lyon nicht bleiben kann, weil ich dem Mannschaftsarzt nicht mehr in die Augen schauen konnte. Denn ich wusste, er hatte Fehler gemacht. Der Präsident von Lyon wollte es nicht akzeptieren. Also bat ich darum gehen zu dürfen, ohne Geld zu fordern, worauf das Angebot von Gladbach kam.
Auch eine unglückliche Zeit.
Ich wurde in Gladbach vor falsche Tatsachen gestellt. Man hatte große Pläne und wollte eine starke Mannschaft aufbauen fürs nächste Jahr. Sie planten mit mir trotz meiner schweren Verletzung. Doch auf einmal war der Trainer weg (Dick Advocaat, Anm. der Red.) und es kam ein neuer (Horst Köppel), mit dem ich gar nicht zu recht kam. Ich hab mir den Arsch aufgerissen, weil ich unbedingt spielen wollte. Ich habe alles getan und gegeben im Training um wieder zu spielen, aber leider hatte der Trainer immer eine andere Meinung von meinem Zustand. Er redete mir ein, dass ich noch verletzt sei. Dann bin ich von mir aus gegangen, weil der Respekt nicht mehr da war. Ich wollte nur, dass die Mannschaft in der ersten Liga bleiben kann. Ich selbst versuchte es woanders.
Haben Sie den Wechsel zu Gladbach bereut?
Ja, ein bisschen. Ich war überzeugt, dass man in Gladbach mit diesen Fans und diesem Stadion etwas aufbauen kann. Aber leider ist es nicht passiert. Es war schade für die Fans, ihnen wurde viel versprochen, und es haben auch viele Trikots mit meinem Namen gekauft. Sie haben mich aber nur zweimal auf dem Platz gesehen. Das ist leider auch Fußball.
Mit dem Wechsel nach Brasilien folgte auf das Tief noch einmal ein Hoch. Wie war es, die Karriere in der Heimat ausklingen zu lassen?
Es war nur eine Saison in Brasilien. Aber ich hatte hier noch nie gespielt und es machte mir sehr viel Spaß. Auch wenn es ganz anders ist als in Europa und nicht so gut organisiert: Das Schönste war mein erstes Spiel in der Heimat, in dem ich gleich mein erstes Tor erzielte. Dieses Glücksgefühl war absoluter Wahnsinn. Denn natürlich hatte ich Angst, nie mehr zu spielen. In Gladbach machten sie mich durch Training kaputt. Es wurde nicht darauf geachtet, dass mein Sprunggelenk operiert wurde, und ich musste Sprungtraining machen. Das führte dann leider ja auch zu meinem frühzeitigen Karriereende.
Sie sind noch immer der erfolgreichstes ausländische Torjäger der deutschen Bundesliga, waren ein Weltklassespieler, und machten dennoch nur 15 Länderspiele. Sind Sie eher glücklich über die paar Länderspiele, die Sie trotz der großen Konkurrenz machen durften, oder tut es ihnen weh, dass es nicht mehr wurden?
Ich war immer stolz, in der Nationalmannschaft zu spielen und dabei zu sein. Wenn man sieht, wie viele Brasilianer in dieser Welt spielen, dann ist es eine Ehre, unter den 18 oder 20 besten brasilianischen Spielern zu sein. Aber klar will man immer spielen und ist nie zufrieden. Leider hatte ich zu meiner Zeit große Konkurrenz: Romario, Bebeto, Ronaldo in seiner besten Form – es war sehr schwer. Trotzdem bin ich weder enttäuscht, dass ich zu wenig gespielt habe, noch, dass ich nie bei einer WM gespielt habe. Zum Schluss sage ich: Alles, was ich in meiner Karriere erreicht habe, hätte ich mir niemals erträumt. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles gleich machen. Ich habe gar nichts verpasst und habe bei allem, was ich gemacht habe viel gelernt, für das ganze Leben.