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Im Interview: Marek Lesniak - „Außer Fußball kann ich nichts“
Jubel für die Baumaschinen

Im Interview: Marek Lesniak - „Außer Fußball kann ich nichts“
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Nach einem Tor besprang Marek Lesniak einst den Zaun, um den dahinter postierten Baumaschinen zuzujubeln. Doch hätte er danach bloß mehr auf Sektempfängen rumgehangen – dann wäre er heute wohl mehr als nur Trainer in der Landesliga.

Sie waren zeitweise so populär, dass Sie von gegnerischen Fans mit Standing Ovations verabschiedet worden.

Als ich mit Preußen Münster gegen meinen alten Club Fortuna Düsseldorf spielte, sind die Fortuna-Fans bei meiner Auswechslung aufgestanden. Das war neben dem Spiel gegen Bayern vielleicht der schönste Moment in meiner Karriere. Die Fans haben meinen Namen skandiert, und ich musste dabei ein paar Tränen verdrücken. Ich wusste, dass man mich in Düsseldorf nicht vergessen hatte, sie hatten mich in ihr Herz geschlossen. Ich glaube daher auch heute noch: Erfolgreich und beliebt ist vor allem der, der bodenständig bleibt und hart arbeitet.

Was Sie ja zu Genüge getan haben. Sie galten stets als der große Arbeiter unter den Stürmern.

Da ist schon was Wahres dran. Ich war jedenfalls nie der typische Torjäger, der vorne herumsteht und auf Bälle wartet, bei denen er nur noch die Fußspitze hinhalten muss. Ich habe mir die Bälle erkämpft, sie mir aus dem Mittelfeld geholt. Wahrscheinlich habe ich deswegen auch nicht so viele Tore geschossen. Ich war eher ein Vorbereiter. Ich glaube, dass die Trainer und Fans gerade diese Uneigennützigkeit und diese Kampfbereitschaft schätzten. Vielleicht habe ich deswegen auch fast immer gespielt.

Meinen Sie, dass diese Spielweise einen guten Stürmer auszeichnet?

Gewiss. Aber ein richtig guter Stürmer muss Tore machen, er muss eigentlich vorne stehen. Deswegen heißen sie ja Stürmer. Aber es muss eben auch Spieler geben, die für die Torjäger arbeiten.

Welcher heutige Bundesliga-Stürmer kommt Ihrer Spielweise am nächsten?

Miroslav Klose. Nicht nur weil er viel auflegt, sondern auch weil er viel läuft. Und Kuranyi auf Schalke macht das genauso. Beide schießen aber mehr Tore als ich. (lacht)

Wenn Sie auf Ihre aktive Karriere zurückblicken: Gibt es da etwas, das Sie heute anders machen würden?

Vielleicht hätte ich kommunikativer und geselliger sein müssen, vor allem im Beisammensein von Leuten, die im Verein etwas zu sagen haben. Ich habe in den aktiven Jahren nie an den Trainern oder am Vorstand geklebt, ich habe mich nie ausgeweint, mich nie angebiedert. Ich habe einfach Fußball gespielt. Heute fehlen mir oftmals die Kontakte, um in wirklich renommierten Erstligavereinen einen Job zu finden.

Ist das vielleicht auch ein Grund, weshalb Sie auch als Spieler nie bei einem richtig großen Verein gelandet sind?

Ja, vielleicht. Als ich in Leverkusen war, hätte ich nach Italien gehen können. Ich hatte ein Angebot aus Verona. Reiner Calmund hat den Wechsel aber unterbunden. Später gab es noch Angebote aus Schalke oder Dortmund, doch die Ablösesumme war einfach zu hoch. So ging ich nach Wattenscheid. Und ich will mich nicht beklagen, Wattenscheid war eine schöne Zeit. Und Reiner Calmund bin ich sehr dankbar, dass er mir diesen Wechsel ermöglicht hat.

Für Sie stand also nie zur Option, sich mal eine Saison mit der Reservistenrolle abzugeben?

Nein, ich wollte immer Fußball spielen. Sobald ich merkte, dass ich mehr auf der Bank saß, als ich spielte, habe ich mich nach einem anderen Verein umgeschaut. Und dann bin ich auch gewechselt, selbst wenn ich bei meinem neuen Club weniger verdiente.

Haben Sie heute noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?

Nicht wirklich. Wenn man sich im Stadion sieht, dann grüßt man sich und lacht gemeinsam über alte Zeiten. Oliver Neuville habe ich bis vor kurzem noch häufiger getroffen. Er lebte bei uns um die Ecke. Souleyman Sané sehe ich auch noch manchmal, er wohnt immer noch in Wattenscheid.

Kann man als Fußballprofi überhaupt richtige Freundschaften pflegen?

Nur teilweise. Ich habe ja auch in Leverkusen ein paar sehr gute Freunde gehabt, Andreas Fischer, Rüdiger Vollborn oder Ion Lupescu. Aber so richtige Freundschaften müssen sich natürlich entwickeln. Und dafür fehlt einem als Fußballprofi oft die Zeit. Viele haben Familien, andere wohnen nicht direkt in der Stadt und wiederum andere wechseln nach wenigen Monaten den Verein. Dann hat man sich vielleicht gerade besser kennen gelernt, und schon wohnt der neue beste Freund 500 Kilometer entfernt.

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