Die Sportanlage „Am Hessenteich“
Beim Betreten des altehrwürdigen Stadions „Am Hessenteich“ wird der Spagat deutlich, den der Vorstand mit seinen Helfern vollbracht hat: Linker Hand liegen gepflegte überdachte Stehplätze: gefegte Stufen; ein ordentlicher Schaukasten mit aktuellen Hinweisen; die Sprecherkabine ist frisch in den Vereinsfarben gestrichen. Die Stufen rechts befinden sich dagegen noch in bemitleidenswertem Zustand: Steine bröckeln, Gräser wachsen, so dass dieser Teil der Tribüne sogar abgesperrt ist. Nicht, dass die Langendreer den Platz bräuchten. Nur zur Weltmeisterschaft der Behinderten im vergangenen Jahr, als auf der Anlage das Spiel Australien gegen Mexiko ausgetragen wurde, war die Hütte voller. „Ein Riesenerfolg mit vielen Zuschauern“, erzählt Tobinski.
Bei den eigenen Heimspielen jedoch schauen meist nur um die hundert Leute zu. Mehr als dreißig Mal so viele würden Platz finden. „Für einen B-Ligisten ein Wahnsinnsstadion“, weiß der Präsident. Und der stört sich weniger an den leeren Rängen als an der Einstellung der Menschen: „Sobald wir drei Spiele in Folge gewinnen, gucken beim vierten Spiel zehn Leute mehr zu, die ich schon jahrelang nicht mehr hier gesehen habe.“ Wenn die Mannschaft dann verliert, fehlen sie beim nächsten Spiel wieder. Das seien die Altvorderen, die meinen, alles besser zu können, so Lindemann. Doch anstatt zu helfen, wissen sie bloß alles besser: „Dieser Spieler tauge nichts; jenes Spiel hätte man mit einem Bein gewonnen.“ Es sind die üblichen Kommentare vom Spielfeldrand, die den Präsidenten ärgern. Alltag in der Kreisliga.
„Früher war das noch anders“, erinnert sich der ehemalige Torhüter Heinz Kleist an die Verbandsligazeit. „Da gab es noch eine Kameradschaftunter den Spielern und im ganzen Verein.“ Er selbst steht noch immer im Kasten der 04er. Mittlerweile in der Altherren-Liga. Einen anderen Verein habe es für ihn nie gegeben. 14 Jahre fing er die Schüsse auf das Tor der ersten Mannschaft ab. Erreichte die Verbandsliga, spielte gegen den BVB aus Dortmund und den VfL aus Bochum.
Doch mit dem Zukauf anderer Akteure ging auch die Kameradschaft verloren. Spielten bis in die achtziger Jahre größtenteils noch „echte“ Bochumer, standen später zunehmend Auswärtige auf dem Feld. „Denen fehlt natürlich die Identifikation mit dem Verein und den Menschen, die für ihn leben“, resümiert Kleist. Sie lockte das schnelle Geld, mit dem der damalige Hauptsponsor Buderus den Verein ausreichend versorgt hatte. Heute, nachdem Buderus seine Unterstützung zurückgezogen hat, investiert der Klub vermehrt in die Jugendarbeit.
Zwölf Nachwuchsmannschaften sind von Langendreer gemeldet. Der sportliche Leiter Tobinski, dem diese Arbeit sichtlich am Herz liegt sieht darin eine Chance, in die Erfolgsspur zurück zu finden:„Natürlich muss man auch weiterhin Spieler dazu gewinnen, aber wir hoffen, in der Zukunft auch aus der Jugend Spieler in die Erste hoch ziehen zu können.“ Dabei achtet die Vereinsführung darauf, die jungen Spieler auch sozial stärker an den Verein zu binden. So sitzen selbst beim Testspiel am Abend noch einige von ihnen auf der Tribüne. Lautstark kommentieren sie die Leistung der Spieler. Aber dabei schelten sie nicht das missglückte Tackling oder den unpräzisen Pass, vielmehr bejubeln die Jungs die gelungenen Aktionen ihres Teams.
Trainingsalltag in der Kreisliga B. Aber immerhin auf Rasen...