Mithilfe der Bande verschaffte sich Ali Bilgin freien Weg zum Tor, dann ließ er den heranstürmenden Keeper mit einer Körpertäuschung ins Leere rutschen und schob den Ball ins leere Tor. Der Treffer des früheren Profis von Rot-Weiss Essen im Duell von RWE mit der SG Wattenscheid war einer der schönsten beim 18. NRW-Traditionsmasters am Sonntag.
Und auch wenn es für Bilgin und die Essener nach der knappen Halbfinal-Niederlage gegen den späteren Sieger 1. FC Köln nicht für die Titelverteidigung reichte, hatte der 43-Jährige sichtbar Spaß in der ausverkauften Halle in Mülheim.
"Mit den Jungs auf dem Platz zu stehen, fühlt sich immer super an. Wir haben einen guten Mix aus Jünger und Alt im Kader und verstehen uns sehr gut", sagte Bilgin im Gespräch mit RS.
Als RWE im Vorjahr das Turnier gewann, musste der einstige Mittelfeldmann aussetzen. Er hatte sich 2022 beim Traditionsmasters einen Achillessehnenriss zugezogen. "Das konnte ich so nicht stehen lassen und wollte deshalb unbedingt noch einmal dabei sein", erklärte er.
Der gebürtige Essener, der zwischen 2000 und 2006 124 Pflichtspiele in der 2. Bundesliga und Regionalliga für Rot-Weiss bestritt (24 Tore), hat seinen Lebensmittelpunkt seit vielen Jahren in Istanbul. Die Entwicklungen an der Hafenstraße hat er aber weiterhin ganz genau im Blick.
Und Bilgin warnte schon im Sommer im RS-Interview, dass RWE vor einer großen Herausforderung steht, die starke Vorsaison zu bestätigen. Seine Prognose sollte sich bewahrheiten. "Die Erwartungshaltung ist nach dem letzten Jahr gewachsen. Wenn du nicht schnell schaffst, dem im Kollektiv gerecht zu werden, kann es schwierig werden", sagte er ein halbes Jahr später. "Wie schwierig es werden kann, haben wir in der Halbserie gesehen. Wenn man einmal in die Spirale gerät, ist es sehr schwierig herauszukommen."
Daher kann der frühere Mittelfeldspieler, der mit Fenerbahce Istanbul in der Champions League auflief, den Trainerwechsel von Christoph Dabrowski zu Uwe Koschinat nachvollziehen. "Die Verantwortlichen sind näher dran, sie horchen in die Mannschaft, sprechen mit Spielern und dem Trainer", so Bilgin. "Sie müssen auch schwierige Entscheidungen treffen, es ist schließlich ein ganz wichtiges Jahr für Rot-Weiss Essen."
Die Zuschauer sind für mich das größte Plus
Ali Bilgin
Für Bilgin ist Koschinat ein geeigneter Nachfolger von Dabrowski - trotz des Rumpel-Starts mit einer Niederlage in Osnabrück (0:2) und einem Remis gegen Stuttgart II (2:2). "Von Außen betrachtet passt er sehr gut zur Mannschaft. Es dauert natürlich etwas, bis Trainer und Mannschaft zusammenwachsen. Je schneller das geht, desto größer ist die Chance, den Abstieg zu vermeiden."
Was den Klassenerhalt betrifft, bleibt Bilgin zuversichtlich. Da die Essener seinen Wunsch nach Wintertransfers mit den Verpflichtungen von Dominik Martinovic und Klaus Gjasula am Montag erfüllten. Und weil sich der Drittligist auf seine Fans verlassen können. Bilgin: "Die Zuschauer sind für mich das größte Plus."