Als die U23 von Borussia Dortmund in diesem Sommer den 19-jährigen Jordi Paulina vorstellte, dürften selbst die meisten Kenner zunächst verwundert gewesen sein. Der Offensiv-Allrounder kommt vom USV Hercules aus der vierten holländischen Liga, wo er seiner Mannschaft mit zehn Toren in 32 Spielen zum vierten Platz verhalf.
Für Aufsehen sorgten Paulina und Hercules allerdings im niederländischen Pokal, wo ihnen in der 2. Runde eine waschechte Sensation gelang. Als krasser Außenseiter kegelten sie am 12. Dezember 2023 Rekordmeister Ajax Amsterdam durch ein Tor in der 93. Minute zum 3:2 aus dem Wettbewerb. Mittendrin auch der junge Paulina, der über die volle Distanz auf dem Platz stand und das zwischenzeitliche 1:0 für Hercules vorbereitete.
"Bei diesem Spiel fing alles an", blickte Paulina im Gespräch mit "Voetbal International" zurück, der anschließend "nur zum Spaß" sein allererstes TikTok mit seinen persönlichen Highlights aus der Partie hochlud. Was er dabei nicht erwartete: Der Clip mit dem Titel "19 Jahre alter Amateurspieler gegen Ajax" ging viral und sammelte - Stand 27. Juni - 721.000 Aufrufe und über 40.000 Gefällt-mir-Angaben.
Berater werden auf Paulina aufmerksam
Neben begeisterten Fans sahen das Video auch zahlreiche Berater, die so auf den Youngster aufmerksam wurden und sich an ihn wendeten. Paulina allerdings wollte nicht gleich bei einer Berateragentur unterschreiben, sondern wartete auf konkrete Angebote - und die lieferte unter anderem der Deutsch-Tunesier Makram Naceur, der ihn via Instagram kontaktierte, wie er im Gespräch mit "transfermarkt.de" erklärte.
"Ich dachte: Wie kann ein Amateurfußballer mit so viel Selbstbewusstsein gegen so gut bezahlte Fußballstars antreten?", blickte der Berater auf das TikTok-Video zurück - und lieferte zwei konkrete Interessenten. Werder Bremen habe sich mit Paulina beschäftigt, der junge Niederländer mit Wurzeln aus Curacao entschied sich jedoch für den BVB, wo er beim Probetraining überzeugte und einen Vertrag bis 2027 erhielt.
Paulina hatte den Profifußball fast schon abgehakt
Dabei war der Traum, als Profifußballer durchzustarten für Paulina fast schon geplatzt. 2021 hatte er die Akademie des FC Utrecht verlassen müssen. "In den letzten zwei Jahren in Utrecht hatte ich mir bereits Fragen gestellt: Ist es wirklich das, was ich will?", blickte er gegenüber "Voetbal International" zurück. "Ich hatte auch ein bisschen die Freude am Fußball verloren. Da ich den FC Utrecht verlassen habe, konnte ich mich wieder auf die Schule konzentrieren und mit meinen Kumpels Fußball spielen." Im letzten Jahr begann er sogar ein Psychologiestudium in Amsterdam.
Doch nun lebt der Profi-Traum wieder - und das mehr denn je. Spätestens als Paulina am Tag seiner Unterschrift in Dortmund den BVB-Profis begrüßen konnte, die nebenan einen Medientag hatten, da wusste auch er: "Es ist jetzt alles sehr real."