Der Frust der MSV-Anhänger war schon bei der Heimpleite gegen Verl vor einer Woche riesengroß. Wenige Tage nach der Entlassung von Torsten Ziegner war die Stimmung im Sportpark Höhenberger nach Abpfiff noch angespannter. Es wurde viel diskutiert, unzählige wütende Fans saßen auf dem Zaun und wollten eine Erklärung für den Negativlauf der vergangenen Wochen. „Heskamp raus“-Rufe ertönten von den Rängen.
Nicht nur die Kurve hatte die Schnauze gestrichen voll. Sebastian Mai, der nach dem Spiel deutliche Worte fand, hatte absolutes Verständnis für die Reaktion. „Das ist absolut gerechtfertigt und wäre bei mir genauso, wenn ich im Block stehen würde. Die Jungs fahren ganz viele Kilometer für den Verein und wir bekommen es nicht hin, sie auf dem Platz mal zu beschenken. Das tut weh und uns allen wahnsinnig leid. Der Gang war sehr schwer, gehört aber genauso dazu wie ein Trainerwechsel, Siege oder Niederlagen.“
Was der Routinier lobte, war die Art und Weise, wie der Dialog am Spielfeldrand abgelaufen ist. „Es ist sehr produktiv, was da kommt. Wir wurden nicht beleidigt oder bespuckt. Sie haben versucht uns aufzubauen und vor Augen zu führen, was es bedeutet und wo wir sind. Das finde ich gut und habe ich auch schon anders erlebt. Es ist positiv, dass es so gesittet war.“
Auch Präsident Ingo Wald war froh, dass „alles friedlich geblieben ist. Die Spieler müssen es auch akzeptieren, dass sie kritisiert werden. Wichtig ist, dass die Fans alle noch bei uns sind. Schlimmer wäre es, sie würden wortlos gehen. Ich bin mir sicher, dass wir sie zurückholen können.“
Dass die Kritik an seiner Person lauter wird und auch Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp durch die Unruhen im Umfeld vermehrt im Fokus steht, sei Wald bewusst. „Der Druck wird größer, klar. Aber dem müssen wir uns stellen. Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht und müssen das aushalten.“
Der MSV muss unter Engin Vural, der mindestens in den nächsten beiden Drittligaspielen weiter auf der Bank sitzen wird, schnell Fortschritte machen und den Turnaround schaffen. Der Präsident vertraut dem U19-Trainer in vollen Zügen. „Ich persönlich würde mich freuen, wenn er sich längerfristig durchsetzen kann. Wir kommunizieren offen und ehrlich. Er weiß Bescheid und wir sind guter Dinge.“
Vural soll also die Zeit bekommen, Veränderungen herbeizuführen. Keine leichte Situation, denn die Zebras benötigen dringend das erste Erfolgserlebnis in der bisherigen Krisen-Saison 2023/2024. Die Folgen eines möglichen Abstiegs könnten existenzgefährdend sein.