Trainer Marc Fascher, der auf den gesperrten Joe Vunguidica und den verletzten Kapitän Stefan Kühne verzichten musste, vertraute gegen die zweite Reservemannschaft der Liga exakt der Mannschaft, die am letzten Sonntag nicht über ein torloses Remis gegen Werder Bremen II hinausgekommen war.
Strömender Regen und ein tiefer Rasen – für feinen Kombinationsfußball waren die Bedingungen im Preußenstadion alles andere als optimal und so entwickelte sich in der ersten halben Stunde eine größtenteils zerfahrene Partie. Ungenauigkeiten prägten das Bild auf beiden Seiten, Torraumszenen waren eine Rarität, Fernschüsse dagegen ein probates Mittel, mit dem es Stuttgarts Tobias Rathgeb schon früh versuchte, das Tor von Daniel Masuch aber weit verfehlte (2.).
Während sich die Gäste auf Konterfußball konzentrierten, mühte sich der SCP um einen kontrollierten Spielaufbau. Den ersten Ansatz einer Chance gab es nach einer Flanke von Patrick Huckle konnte VfB-Torhüter Andre Weis das Leder vor Sercan Güvenisik abfangen (11). Kurze Zeit später zog Benjamin Siegert aus der Distanz volley ab, zielte aber genau auf den Schlussmann (17.). "Wir hatten in der ersten Halbzeit in der Offensive nicht die Ruhe, um bestimmte Situationen konsequent zu Ende zu spielen", analysierte Fascher.
Mehr bekamen die Zuschauer auch lange nicht zu sehen. Der VfB verteidigte sehr eng und nahm Siegert und Massimo Ornatelli immer wieder die geschickt die Geschwindigkeit. Nach einem Stellungfehler in der Münsteraner Defensive hatten die Schwaben gar die große Chance auf den Führungstreffer, Daniel Vier köpfte jedoch freistehend aus acht Metern vorbei (29.).
Kurz vor der Pause spielten die Münsteraner dann endlich einmal zielstrebig und kombinationssicher nach vorne. Jürgen Duah eroberte am eigenen Strafraum den Ball, spielte lang auf den bis dato blassen Güvenisik, der legte ab auf Ornatelli und dessen toller Pass landet beim früh eingewechselten Philip Heise – Daniel Chitsulo musste mit leichten Beschwerden vom Feld -, der Weis mit einem guten Schuss prüfte (40.).
Auch im zweiten Durchgang verstanden es die Preußen nicht, die Rolle einer Mannschaft, die im Spiel daheim gegen tief stehende Stuttgarter das Spiel machen muss, auszufüllen. Zu ideenlos agierten die Offensivakteure, zu inkonsequent in den Zweikämpfen die gesamte Mannschaft. Bestraft wurde dies in der 54. Minute, als Steffen Lang nach einem Stockfehler von Clement Halet im Strafraum den Ball bekam und aus spitzem Winkel zum 0:1 vollendete.
"Aufwachen, aufwachen", skandierten die 5.705 Zuschauer nach dem Treffer ob des müden und mitunter kraftlosen Auftritts ihrer Mannschaft. Fascher versuchte durch die Hereinnahmen von Wojciech Pollok und Julian Loose seinen Teil zum geforderten frischen Wind beizutragen und hätte damit beinahe schnell Erfolg gehabt. Nach einer abgewehrten Flanke bekam Loose den Ball halbrechts im Strafraum, scheiterte mit seinem Gewaltschuss aber am guten Andre Weis (72.).
Im direkten Gegenzug verhinderten Daniel Masuch und die Latte nach einem Fernschuss von Pascal Breier die Entscheidung (73.), ehe erneut nur eine Minute später Massimo Ornatelli das Gebälk des VfB-Gehäuses aus kurzer Distanz erzittern ließ (74.).
Mit diesem Chancen-Doppelpack nahm die Partie noch einmal richtig Fahrt auf. Münster spielte deutlich engagierter, versuchte viel, kam aber nicht zu den ganz großen Möglichkeiten. Die hatten dagegen die munter konternden Gäste, die nach einem Versuch von Soufian Benyamina zum zweiten Mal Aluminium trafen (77.) und in Breier eine hundertprozentige Chance vergaben, als dieser aus sechs Metern verzog (84.). "Leider haben wir nicht das 2:0 gemacht", ärgerte sich VfB-Coach Jürgen Kramny. "Der Dreier wäre verdient gewesen, aber wir haben die Arbeit der zweiten Halbzeit durch das Gegentor über den Haufen geworfen."
Als schon alles auf die ersten Niederlage der Saison hindeutete, gelang nach einer Ecke doch noch der Ausgleich. Clement Halet stieg ziemlich unbedrängt hoch, verlängerte an den langen Pfosten, wo Jürgen Duah in Tiefflieger-Manier mit einem Flugkopfball kurz über der Grasnarbe den 1:1-Endstand besorgte (87.). "Positiv ist, dass die Mannschaft Moral bewiesen hat und wir weiterhin ungeschlagen sind. Auf Dauer befriedigen die Unentschieden aber nicht", kommentierte Fascher.
Aufgrund der Länderspielpause haben die Preußen nun zwei Wochen Zeit, bis die nächste Partie in der Meisterschaft ansteht. Die hat es dann aber in sich, denn das Derby beim VfL Osnabrück steht auf dem Programm. Bereits am kommenden Mittwoch (31. August) trifft der SCP zudem in der ersten Runde des Westfalenpokal auf Westfalenligist Hammer SpVg.