Am Sonntag hat Neururer noch mit Enke telefoniert. „Ich habe versucht, ihm Mut zuzusprechen, dass er wieder die Nummer eins im deutschen Tor wird“, erinnert sich der Fußballlehrer an sein letztes Gespräch mit seinem ehemaligen Torwart, mit dem er bei Hannover 96 zusammengearbeitet hat. „Er wirkte mir gegenüber eher positiv und hat mir gesagt, dass er alles daran setzen wird, um bei der WM in Südafrika im Kasten zu sein.“
Der 54-Jährige hat nichts von den Depressionen des Torwarts gemerkt. „Er hat wie immer einen hervorragenden Eindruck gemacht. Er war ein herausragender Fußballer, aber insbesondere ein herausragender Mensch. Einer, der weit über den Tellerrand des Fußballes hinausgeschaut und sich vor allem im sozialen Bereich stark und uneigennützig engagiert hat. Wenn es einen Musterprofi gibt, dann war er es.“
Neururer wusste zwar, dass ihn der Tod seiner Tochter Lara vor drei Jahren mitgenommen hat. „Doch ich habe ihn damals dafür bewundert, wie stabil und stark er mit dieser schrecklichen Situation umgangen ist“, bemerkt Neururer. „Dass er allerdings solche großen Probleme hatte, konnte man überhaupt nicht ahnen.“
Teresa Enke trauert um ihren Mann Robert.
Und aus diesem Grund appelliert der Coach auch an die gesamte Branche: „Man sollte sich mal ernsthafte Gedanken über diese scheiß Oberflächlichkeit machen. Ist ein Spieler gut, gib es die Note eins, ist er schlecht, ist es eine sechs. Mehr zählt nicht mehr.“ Neururers Wunsch: „Wir sollten uns alle mal wieder mit mehr Respekt begegnen. Wir sind alle Menschen und da gibt es mehr, als nur die Marke eines Spielers, Trainers oder Funktionärs.“
Neururers Mitgefühl gilt nun der Familie um Enkes Witwe Teresa. „Seine Angehörigen haben nun viele Probleme. Ich hoffe, dass sie damit nicht allein gelassen werden. Es sind durch den Abschiedsbrief zwar einige Fragen beantwortet worden, dennoch ist sein Tod einfach unerklärlich.“