Jens Keller wollte keine leeren Versprechungen machen. „Wenn man auf die Tabelle schaut, bringt es nichts, mittelfristig zu denken. Man merkt der Mannschaft ihre Verunsicherung an. Ich muss jetzt schauen, dass sie wieder an sich glaubt“, sagte der 48-Jährige bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer von Bundesligaabsteiger 1. FC Nürnberg. Es gehe jetzt erst einmal „vor allem darum“, fügte er an, „wieder Spaß zu vermitteln und Selbstvertrauen aufzubauen. Die Mannschaft hat das Zeug dazu, bessere Leistungen abzuliefern“.
Trotzdem zauberte der Nachfolger von Damir Canadi mit seinem verhaltenen Optimismus nach Wochen der Tristesse den FCN-Verantwortlichen mal wieder ein Lächeln ins Gesicht. Das Wort Aufstieg nahmen am Mittwoch aber weder Keller noch Sportvorstand Robert Palikuca in den Mund.
„Wir wollen zunächst mal wieder in ruhiges Fahrwasser kommen“, sagte Palikuca angesichts von Platz 14 und der mit 27 Gegentreffern aktuell schlechtesten Defensive im Unterhaus: „Mittelfristig wollen wir aber eine Mannschaft aufbauen, die im oberen Tabellendrittel andere Ziele verfolgt.“
Derby zum Einstand
Keller, der bei den Franken einen Vertrag bis 2021 unterschrieb, stimmte dieser Einschätzung voll und ganz zu: „Wenn man sich die Tordifferenz anschaut, weiß man, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Wir müssen die Stabilität finden und die Defensive stärken“, sagte der frühere Schalke-Coach, der die Königsblauen zweimal in die Champions League geführt hatte.
Bevor Keller nach 225 Tagen Pause am Nachmittag seine erste Trainingseinheit am Valznerweiher leitete, verbreitete der frühere Profi aber immerhin Aufbruchsstimmung beim neunmaligen deutschen Meister, der so schnell wie möglich wieder ins Oberhaus zurückkehren will. Er sei „sicher, dass wir mit dieser fußballbegeisterten Region im Rücken unsere Ziele erreichen werden“. Palikuca hatte bei seinem Amtsantritt im Sommer einen Zweijahresplan ausgerufen.
Bei seiner bislang letzten Mission als Feuerwehrmann beim FC Ingolstadt war Keller gescheitert und nach nur zwölf Zweitligaspielen als dritter FCI-Cheftrainer in einer Saison beurlaubt worden. Die Situation könne man nur bedingt vergleichen, so Keller, der über seinen Rauswurf beim späteren Zweitligaabsteiger nicht viel reden wollte.
Stattdessen sprach er lieber voller Vorfreude von seinem ersten Einsatz als Club-Coach im richtungweisenden Derby bei der SpVgg Greuther Fürth am 24. November. „Ein geileres Spiel gibt es nicht. Solche Derbys sind etwas ganz Besonderes. Ich finde es gut, dass es gleich zur Sache geht.“ SID