Die kleine Feier zu seinem 55. Geburtstag im heimischen Bad Nenndorf am Donnerstag war für Dieter Hecking die letzte nennenswerte und auch willkommene Atempause. Denn den Trainer des Zweitliga-Tabellenführers Hamburger SV erwartet eine hochspannende Premiere: Am Montag (20.30 Uhr/Sky) sitzt der Routinier am Millerntor gegen den FC St. Pauli erstmals als Coach bei einem Stadtderby auf der Bank.
Regionale Derbys als Trainer von Borussia Mönchengladbach (gegen den 1. FC Köln) und als Coach des 1. FC Nürnberg (gegen die SpVgg Greuther Fürth) hat Hecking schon miterlebt, jetzt freut er sich auf ein neues persönliches Kapitel: „Ich wünsche mir vor allem eine gesunde sportliche Rivalität.“
Und natürlich einen ähnlichen sportlichen Ausgang wie im März, als der HSV beim Lokalrivalen souverän mit einem 4:0-Erfolg auftrumpfte. Ein fataler Pyrrhus-Sieg, wie sich allerdings später herausstellen sollte: Unter Ex-Trainer Hannes Wolf gab es bis zum Saisonende nur noch einen einzigen Dreier, die schon sicher geglaubte sofortige Bundesliga-Rückkehr wurde fahrlässig verspielt.
Als Wolf-Nachfolger soll es nun Hecking im zweiten Anlauf richten und der Ex-Polizist hat tatsächlich aktuell Sicherheit und Ordnung in das HSV-Spiel gebracht. 13 von 15 möglichen Punkten, mehr Tore, mehr gewonnene Zweikämpfe, eine größere Laufleistung - Heckings Zahlen stimmen. Dennoch will er Außenseiter St. Pauli vor dem direkten Duell nicht unterschätzen: „Dort hat man in der Vergangenheit sehr viel richtig gemacht.“
Aber auch die Arbeit Heckings im Volkspark wird geschätzt, ehemalige HSV-Größen wie der einstige Erfolgsmanager Günter Netzer beobachten ihn genau. „Er passt in dieser Situation außerordentlich gut“, sagte der Ex-Nationalspieler in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost, relativierte aber auch: „Es ist noch ein langer Weg.“
Um diesen weiterhin erfolgreich zu beschreiten, wären drei Punkte gegen die Kiezkicker sehr hilfreich. Dass man einen Derby-Triumph indes total überschätzen kann, diese schmerzvolle Erfahrung musste auch der FC St. Pauli machen. 2011 war man nach einem 1:0-Sieg beim HSV fest vom Klassenerhalt überzeugt, danach folgte nur noch ein Punkt als zwölf Partien - und der Bundesliga-Abstieg. sid