Wir haben uns einen Tag nach der ersten Saisonpleite der Bielefelder mit dem 49-jährigen Ex-Profi, der über 300 Zweitligaspiele absolvierte und zwei Jahre in Bielefeld unter Vertrag stand, unterhalten.
Ansgar Brinkmann, wie haben Sie die Niederlage in Hamburg erlebt?
Ich stehe ab und zu mit einigen Freunden im Fanblock der Arminia. Das war in Hamburg mal wieder der Fall. Es war ein geiles Erlebnis das Spiel mit 3500 Arminen in der Kurve zu erleben. Das muss man sich mal vor Augen halten: 3500 Bielefelder an einem Montagabend in Hamburg. Das gab es lange nicht mehr. Da sieht man mal wie groß die Euphorie rund um die Arminia ist. Leider haben wir dieses Spiel verloren.
Wie kam es zu dieser Pleite Ihrer Meinung nach?
Ich habe den HSV in dieser Saison noch nicht so giftig, aggressiv gesehen, wie gegen uns. Die Hamburger haben es verstanden in den ersten 30 bis 40 Minuten so zu agieren, wie man das in der 2. Bundesliga tun muss. Danach haben sie Fußball gespielt und uns gezeigt, wie eiskalt man vor dem Tor sein muss. Wir haben unsere Möglichkeiten gehabt. Waren aber in einigen Situationen einfach zu naiv. Der HSV ist hinten großes Risiko gegangen. Das war schon echt verrückt. Ich bin gespannt, wie lange das gut gehen wird.
Was fehlt der Arminia zu einem echten Top-Team?
Das nötige Kleingeld (lacht). Wenn man ganz oben mitmischen will, dann muss man auch mal Geld in die Hand nehmen und einen Kracher wie zum Beispiel Simon Terodde verpflichten. So ein Mann macht den Unterschied und entschiedet sieben Spiele in der Saison im Alleingang. Wer in Mathe aufgepasst hat, der weiß, dass das dann 21 Punkte sind. Solche Transfers sind bei der Arminia aktuell nicht zu realisieren.
Trotzdem: In Bielefeld wird unter Trainer Jeff Saibene tolle Arbeit geleistet...
Definitiv! Als Saibene im Abstiegskampf zur Arminia kam, war ich sehr skeptisch. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt keinen Mann aus dem Ausland geholt, der die 2. Liga nicht kennt. Jetzt muss ich sagen, dass die Verantwortlichen, die damlas die letzte Patrone hatten, alles richtig gemacht haben. Saibene ist ein toller Trainer, der die Empathie für das Kollektiv und jeden einzelnen Spieler besitzt. Man sieht auf dem Rasen, dass ein Plan dahinter steckt und die Mannschaft sehr intelligent spielt und kämpft.
Das letzte Mal war die Arminia vor zehn Jahren in der Bundesliga. Wann ist Bielefeld wieder erstklassig?
Ich hoffe, dass das bald sein wird. Aber in dieser Saison wird das verdammt eng. Die 2. Bundesliga ist sehr hart und schwer zu spielen. Das werden auch Hamburg und Köln merken. Wenn es in die Hexenkessel nach St. Pauli, Dresden, Union Berlin oder zur Arminia geht, dann muss man richtig fighten und ehrlichen Fußball zeigen. Sonst hat man keine Chance. Ich glaube, dass am Ende Hamburg und Köln aufsteigen werden. Es wird aber kein Spaziergang. Auf Platz drei tippe ich eine Mannschaft wie Union Berlin. Für uns Arminen wird es in dieser Spielzeit nicht langen. Aber wir werden einen guten einstelligen Tabellenplatz belegen.
Autor: Krystian Wozniak