Didi Hamann gilt als Mann, der seine Meinung mithilfe von klaren Worten kundtut, der nicht viel drum herumredet. So auch nach dem 1:2 von Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart an diesem Samstag. Als der Ex-Profi das Spiel bei Sky in seiner Rolle als TV-Experte analysierte, wiederholte er sich mehrfach. Die BVB-Spieler müssten „endlich erwachsen werden“, sagte Hamann immer wieder.
Anlass dafür war die Leistung, die Dortmund bei der Heimpleite im ersten Spiel unter Niko Kovac geboten hatte. „Sie wollten heute, aber sie konnten in gewissen Situationen einfach nicht.“ Nachdem der BVB durch ein Eigentor von Waldemar Anton (50.) und einen Treffer von Jeff Chabot (61.) mit 0:2 in Rückstand geraten war, kam der Gastgeber nur noch zum Anschlusstreffer durch Julian Brandt (89.).
„Du hattest nie das Gefühl, dass sie ein zweites Tor machen. Es war kein Pech. Sie haben wieder verdient verloren“, resümierte Hamann. Der 51-Jährige weiter: „Sie wollten keine Fehler machen unter dem neuen Trainer. Dabei müssen sie die Handbremse lösen und einfach mal machen.“
Nach der vierten Niederlage im sechsten Bundesligaspiel des Jahres rückt die Qualifikation für die Champions League weiter in die Ferne. Dass der BVB nur auf einem enttäuschenden elften Platz steht, lastet Hamann trotz der Nebengeräusche in der Führungsetage und der Trainerwechsel in erster Linie der Mannschaft an. „Der Trainer kann sie unterstützen, ihnen gut zureden. Aber, selbst wenn er den besten Matchplan hat: Auf dem Platz sind sie auf sich alleine gestellt und müssen Verantwortung übernehmen.“
Am Gegner aus Stuttgart könne sich der BVB ein Beispiel nehmen. „Sie sind vor 18 Monaten fast abgestiegen, haben unter der Woche noch gespielt. Sie kommen hierhin, ackern, haben nicht viele Torchancen, aber sind effektiv.“ Den BVB kritisierte Hamann hingegen deutlich. „Wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, gehören sie zu den schlechtesten Teams der Liga.“
Vor allem gegen die Führungsspieler teilte er aus: „Guirassy kommt im Sommer für viel Geld. Dann muss er halt auch mal aus dem Nichts ein Tor machen. Das Selbstvertrauen dafür musst du dir erarbeiten.“ Neben Guirassy zählte Hamann auch die Sommer-Zugänge Waldemar Anton und Pascal Groß an. „Ich habe immer gesagt, dass ich den BVB besser sehe als er in der Tabelle steht. Aber allmählich fange ich an zu zweifeln, ob die Spieler so gut sind, wie ich gedacht habe.“
Die Realität des BVB heißt jedenfalls Platz elf, die Champions-League-Ränge liegen in weiter Ferne. Die Zeit, Kritikern wie Hamann eines Besseren zu belehren, wird knapper.