Zum prestigesträchtigen Niedersachsen-Derby zwischen Zweitliga-Tabellenführer Eintracht Braunschweig und Hannover 96 ist die Polizei aus Furcht vor gewaltbereiten Problemfans am Sonntag (13.30 Uhr) mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch aus anderen Bundesländern werden Hundertschaften zur Verstärkung herangezogen. Die Ordnungshüter rechnen mit 500 bis 750 potenziell gewaltbereiten Anhängern - da rückt die sportliche Brisanz des Spiels fast in den Hintergrund.
"Wir gehen nicht davon aus, dass die alle im Stadion sein werden", sagte Einsatzleiter Roger Fladung mit Blick auf die möglichen Problemmacher. Braunschweigs Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt betonte: "Wir wissen alle, dass es ein sehr brisantes Derby ist." Ein solches Spiel lebe "natürlich von diesen Emotionen". Doch immer wieder kippte in der Vergangenheit diese Stimmung in blanke Gewalt.
Zuletzt trafen beide Mannschaften in der Bundesliga-Saison 2013/14 zweimal aufeinander. Das Hinspiel im November 2013 in Hannover (0:0) wurde von schweren Krawallen überschattet. Tage zuvor war ein lebendiges Schwein mit 96-Schal durch die Innenstadt getrieben worden. Vor dem Rückspiel im April 2014 hatten Unbekannte ein totes Lamm am Zaun des 96-Trainingsgeländes aufgehangen. 96-Präsident Martin Kind sprach von einem "brutalen Signal".
Die Eintracht gewann die Partie mit 3:0, und vor Ort blieb die Lage weitgehend friedlich. Hannover 96 hatte Auswärtskarten-Inhaber dazu verpflichtet, mit vom Verein organisierten Bussen zur Partie nach Braunschweig zu fahren. Die Eintrittskarten wurden erst im Bus gegen Vorlage des Personalausweises ausgegeben. Die umstrittene Maßnahme wurde nachher von einem Gericht verboten und wird am Sonntag nicht wiederholt.
Hannover 96 hat fünf Fan-Busse organisiert, die Westfalenbahn setzt einen Entlastungszug ein, aber eine individuelle Anreise der Anhänger ist wieder möglich. Scharfe Sicherheitsvorkehrungen sollen vor Ort Ausschreitungen verhindern. Ein Braunschweiger Fan-Verein hat für den Spieltag eine Demonstration zum Stadion angemeldet. "Nach Überzeugung von Polizei und Stadtverwaltung soll die Demo mit 200 bis 300 angezeigten Teilnehmern die ausgesprochenen Aufenthalts- und Betretungsverbote aushebeln", teilte die Stadt Braunschweig mit.
All das lässt leicht vergessen, dass es auch sportlich um viel geht. Nur fünf Punkte trennen Hannover 96 von der Eintracht. Will das 96-Team den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht verlieren, braucht es einen Sieg. "Es ist überraschend, dass das Derby zu einem Duell um die Spitzenplätze geworden ist", sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht.