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MSV: Llambi vs. Kentsch
"Er hat keine Ahnung von seinem Job"

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MSV: Llambi macht Kentsch für das Lizenzfiasko verantwortlich

Das Lizenzfiasko des MSV hat die Fans schockiert. Auch Joachim Llambi, Chefjuror bei Let’s dance, und seit frühester Kindheit MSV-Fan, ist entsetzt.

Der 49-Jährige ist in Duisburg geboren und aufgewachsen, begann nach dem Abitur 1984 am neusprachlichen Gymnasium Neudorf eine Ausbildung zum Bankkaufmann in der Sparkasse Duisburg. Danach arbeitete der Deutsch-Spanier als Makler an der Düsseldorfer und Frankfurter Börse, kennt sich mit Zahlen also bestens aus und nimmt im RS-Interview auch kein Blatt vor den Mund.

Die Fans des MSV Duisburg haben im Zuge des Lizenzentzuges gemeinsam einen friedlichen Demo-Marsch für Dienstag, 4. Juni 2013, organisiert. Der Marsch wird unter dem Motto „Getrennt in den Farben – vereint in der Sache“ durchgeführt. Der Demomarsch hat bereits prominente Fürsprecher und Teilnehmer gefunden. Neben Oberbürgermeister Sören Link, haben „Legende“ Joachim Hopp und Comedian Markus Krebs ihre Zusage zur Teilnahme gegeben. Gemeinsam wird man um 19:02 Uhr vom Duisburger Hauptbahnhof/Osteingang zur Schau-ins-Land Arena laufen. Als Strecke wurde der Weg über die Neudorferstraße, Koloniestraße, Sternbuschweg, Kalkweg zur Arena ausgewählt. Die Veranstalter appellieren an die Vernunft der Fans, denn bei der bereits genehmigten Veranstaltung herrscht ein Verbot von Pyrotechnik, Glasflaschen und Gewaltaufrufen.

In seinen Augen ist der Rückzug Walter Hellmichs sowie die Installation Roland Kentschs der Fehler gewesen, der nun zum möglichen Untergang geführt hat.

Herr Llambi, wie haben Sie vom negativen Lizenzentscheid des MSV erfahren? Ich habe es am Mittwochabend im Videotext gelesen und war schockiert. Ich kann zwar nur noch selten ins Stadion kommen, weil ich mittlerweile in Frankfurt wohne, dennoch ist der MSV mein Verein und die jetzige Situation ist für den Klub sowie die Stadt eine Katastrophe, denn der MSV ist das Aushängeschild. Was hat Duisburg sonst? Den Zoo, na toll.

Sie sind Finanzexperte. Wie erklären Sie sich den wirtschaftlichen Untergang der Zebras? Dafür gibt es sehr viele Faktoren. In den letzten Jahren wurden zu viele Spieler ge- und wieder verkauft, genauso wie Trainer. Durch die fehlende Identifikation mit der Mannschaft sank der Zuschauerschnitt. Gravierender ist aber, dass der MSV von den Geldern der öffentlichen Hand und nicht aus der Privatwirtschaft lebt. Dort fließen schließlich andere Summen. Ich bin in der Sparkasse Duisburg groß geworden, die ja noch immer einer der Großsponsoren ist. Aber sie wird sicherlich nicht so viel bezahlen, wie es ein privates Unternehmer machen würde.

Es gibt aber noch private Gönner. Schon, aber zu wenige. Beispielsweise hat sich Duisport, dessen Vorstandsvorsitzender Erich Staake mit meiner Ex-Frau Sylvia Putzmann zusammen ist, fast vollständig zurückgezogen. Warum? Weil in den letzten zweieinhalb Jahren zu viel Mist in diesem Verein gebaut wurde, denn so eine Geschichte passiert nicht von heute auf morgen.

In den letzten zweieinhalb Jahren? Ja, denn damals hat sich Walter Hellmich zurückgezogen. Grundsätzlich hat Herr Hellmich den Verein sehr gut geführt. Der MSV hatte eine solide wirtschaftliche Basis, konnte den Verpflichtungen nachkommen und hat für einen kontinuierlichen Aufbau der Mannschaft gesorgt. Das heißt aber nicht, dass Herr Hellmich alles richtig gemacht hat. Auch er hätte wissen müssen, dass die Stadionmiete von rund fünf Millionen Euro schlichtweg zu hoch ist. Man kann den MSV schließlich nicht mit dem BVB vergleichen. Ich kann nur mit den großen Hunden pinkeln, wenn ich auch das Bein hochkriege. Weil in Dortmund allerdings ganz andere Dimensionen herrschen und Duisburg ein traditionell schwaches wirtschaftliches Umfeld hat, war das ein Fehler.

Sehen Sie Hellmichs Rücktritt dennoch als Knackpunkt? Ja, denn erst nach seiner Amtszeit brach das Chaos aus. Allerdings kann ich nicht verstehen, warum er sich jüngst wieder eingemischt hat. Wenn ich mich vom Acker mache und dann plötzlich doch wieder die großen Reden schwinge, passt es nicht zusammen.


Wer ist an diesem Desaster schuld? Roland Kentsch. Er hat bereits Arminia Bielefeld in die Pleite geführt. Dass er danach überhaupt noch einmal die Frechheit besessen hat, weiterzumachen, ist ein Witz. Er muss jetzt endlich mal die Sache auf den Tisch legen und sich erklären. Er sitzt doch in allen möglichen Ausschüssen der DFL und müsste wissen, wie er eine Lizenz erstellt. Anscheinend weiß er es aber nicht, also hat er keine Ahnung von seinem Job.

Sie haben bereits die fehlende Kontinuität innerhalb des Teams angesprochen. Was meinen Sie genau? Trainer wie Milan Sasic oder Kosta Runjaic, selbst wenn sie fachlich sehr gut sind, stehen doch nicht für einen langfristigen Aufbau einer Mannschaft. Sie holen Spieler, merken, dass es nicht passt, und hauen sie wieder raus. Sportlich muss ich deshalb auch Ivica Grlic mit ins Boot nehmen. Der Verein wird schließlich am Erfolg gemessen und der war bis zum 17. Spieltag der abgelaufenen Saison einfach nicht vorhanden. Auch ich kann auch mit den aktuellen Spielern nichts mehr anfangen, denn sie sind alle erst ganz frisch da.

Mit Maurice Exslager ist aber auch ein Urgestein dabei. „Exe“ ist aber kein Kandidat für die erste Elf. Wenn ich auf die 70er oder 80er Jahre zurückschaue, dann hatten wir eine gewachsene Mannschaft, mit der sich jeder Duisburger identifizieren konnte. Jetzt werden jedes Jahr nur noch 14 Vögel raus- und 14 Neue wieder reingeholt. Das muss aufhören.

Haben Sie noch die Hoffnung, dass das Schiedsgericht das Urteil revidiert? Natürlich hoffe ich darauf, allerdings sehe ich kaum Chancen.

Für den deutschen Fußball wäre der Untergang des MSV eine Vollkatastrophe, oder? Für den deutschen Fußball würde ich nicht sagen, denn der MSV war schon mal in der dritten Liga. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit den Zebras zum Auswärtsspiel nach Langenfeld gefahren bin. Für den MSV ist es allerdings schlimm, denn aus der vierten oder vielleicht sogar fünften Liga sind viele andere Vereine schon nicht mehr aufgetaucht. Doch wenn die Verantwortlichen des Klubs so viel Mist produzieren, müssen sie halt dafür büßen. Schade nur, dass es vorrangig die Fans trifft, die dazu nichts können.

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