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MSV: Bocks Angriff
"Eitelkeiten, Egoismen, Machtkämpfe"

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MSV: Ex-Boss Bock greift Verantwortliche namentlich an

Das drohende Lizenz-Aus des MSV Duisburg sowie die ungewisse Zukunft der Zebras sorgt überall für heiße Diskussionen und birgt jede Menge Zündstoff.

Stephan Bock, ehemalige Vizechef des Vereins, war der erste Vorstand nach dem Rücktritt Walter Hellmichs im Dezember 2010. Zwölf Monate hielt es der Duisburger Allgemeinmediziner, der zu den renommiertesten Ringärzten in Deutschland zählt und unter anderem die Klitschko-Brüder betreut, im Haifischbecken des MSV aus.

Dann musste er aber nach einer Schlammschlacht zusammen mit seinem „Boss“ Dieter Steffen die Segel streichen. Sein Nachfolger, Andreas Rüttgers, ist auch schon nicht mehr im Amt, sodass mittlerweile der dritte Vorstand nach Hellmich unter der Führung von Udo Kirmse entscheidet.

Top-Manager wurde links liegen gelassen

Im RS-Interview spricht Bock die Missstände im Verein offen an.

Stephan Bock, was sagen Sie zur Nichterteilung der Lizenz? Ich bin schockiert. Es ärgert mich kolossal, dass der Verein durch persönliche Eitelkeiten, Egoismen und Machtkämpfe zu Grunde gerichtet wird. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich mit den aktuellen Verantwortlichen nichts mehr zu tun habe. Auf der anderen Seite hoffe ich nicht, dass sie mit ihrem Ablenkungsmanöver durchkommen.

Was meinen Sie damit? Die aktuellen Funktionäre schieben unseren größten Gönner Walter Hellmich und Geschäftsführer Roland Kentsch vor. Damit wollen sie allerdings nur ihre eigenen Fehlleistungen kaschieren. Sollten Hellmich und Kentsch einpacken, können die anderen ihr Süppchen nämlich weiter kochen. Das wäre aber fatal.

Die Fans des MSV Duisburg haben im Zuge des Lizenzentzuges gemeinsam einen friedlichen Demo-Marsch für Dienstag, 4. Juni 2013, organisiert. Der Marsch wird unter dem Motto „Getrennt in den Farben – vereint in der Sache“ durchgeführt. Der Demomarsch hat bereits prominente Fürsprecher und Teilnehmer gefunden. Neben Oberbürgermeister Sören Link, haben „Legende“ Joachim Hopp und Comedian Markus Krebs ihre Zusage zur Teilnahme gegeben. Gemeinsam wird man um 19:02 Uhr vom Duisburger Hauptbahnhof/Osteingang zur Schau-ins-Land Arena laufen. Als Strecke wurde der Weg über die Neudorferstraße, Koloniestraße, Sternbuschweg, Kalkweg zur Arena ausgewählt. Die Veranstalter appellieren an die Vernunft der Fans, denn bei der bereits genehmigten Veranstaltung herrscht ein Verbot von Pyrotechnik, Glasflaschen und Gewaltaufrufen.

Wen meinen Sie? Es gibt im Verein zwei Lager. Auf der einen Seite steht unser Nachfolger Rüttgers, zusammen mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden Markus Räuber. Die beiden sowie ihre Mitstreiter werden von Sparkassenchef Hans-Werner Tomalak gesteuert und sorgen vor allem im Internet für die Stimmung gegen Hellmich und Kentsch. Auf der anderen Seite stehen eben Hellmich, Kentsch sowie Aufsichtsratsmitglied Dr. Gerd Görtz. Die herrschenden Grabenkämpfe im Verein sind aber erst unter Tomalak entstanden. Er war ja auch dafür verantwortlich, dass Dieter Steffen und ich gehen mussten. Wir waren seine ersten Opfer, jetzt ist es der MSV.

Auf wessen Seite stehen Sie? Auf keiner. Die Politik unter Hellmich hat auch zu dieser Situation geführt, weil er alles und jeden überrollt hat. Hätte er mal die Satzung reformiert, dann hätten wir das Problem der Machtkämpfe nie gehabt. Was dann aber seit seinem Rücktritt geschehen ist, ist einfach nur beschämend. Leider sind diese Leute immer noch am Werk.


Warum gibt es die Grabenkämpfe? Eine gute Frage, die ich den genannten Personen auch gestellt habe. Ich wollte wissen, welche Intention sie verfolgen, doch bis heute habe ich keine fundierte Antwort darauf bekommen. Daraus schließe ich, dass es Tomalak und Co. nicht um den Verein, sondern nur um Macht und Einfluss geht.

Warum melden Sie sich erst jetzt zu Wort? Ich habe die Angst, dass sich alle auf Hellmich konzentrieren, die anderen Amateure, die genau so Schuld tragen, ungeschoren davonkommen. Nach den ganzen dilletantischen Fehlern muss es in allen Gremien einen Neuanfang geben und es darf nicht nur ein Bauernopfer vorgeschoben werden.

Sie hatten mit Steffen aber doch auch die Chance, den MSV auf einen wirtschaftlich gesunden Weg zu bringen. Stimmt, aber die wurde uns leider zerstört. Ich habe damals den Kontakt zur „Klitschko Management Group“ hergestellt. Die KMG bringt Unternehmen und Persönlichkeiten mit dem Ziel zusammen, gemeinsam erfolgreich zu sein. Bernd Boente, immerhin Sportmanager des Jahres 2011, wollte uns Kontakt zu vielen privaten Sponsoren herstellen und den MSV kostenlos beraten. Zwischen ihm und mir war schon alles klar, aber die Gremien wollten seine Hilfe nicht.

Warum nicht? Als er zum Manager des Jahres ausgezeichnet wurde, war ich mit Herrn Kentsch vor Ort, bin auch zwei Mal mit Herrn Hellmich zu ihm gefahren. Alle Gremien wussten, dass es Interesse der KMG gab. Spätestens nach der Auflösung des Vertrags mit der „Hellmich Marketing“ wäre es nur logisch gewesen, Herrn Boente anzusprechen. Aber dieser Kontakt ist absichtlich nie verfolgt worden. Warum, weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass es persönliche Eitelkeiten waren, weil ich dann vielleicht mit meinem Namen ihm Spiel gewesen wäre. Diesen Vorwurf richte ich nicht an die Herren Kentsch und Hellmich alleine, sondern an alle Personen, die damals beim MSV in den Gremien gesessen haben. Ich muss sogar sagen, dass Herr Hellmich von allen am engagiertesten war, aber er hatte ja keine Funktion mehr. Doch im Rahmen seiner Möglichkeiten hat er geholfen.

Waren sich die Verantwortlichen der Konsequenzen nicht bewusst? Das weiß ich nicht. Fest steht nur: Sie haben sich nicht gekümmert, sondern lieber gestritten. Ein weiteres Beispiel für deren Unfähigkeit ist, dass der MSV Fitnessgeräte für die Westenderstraße haben wollte. Ich habe meine Kontakte genutzt und die Geräte, die uns keinen Cent gekostet hätten, organisiert. Sie hätten nur abgeholt werden müssen, doch niemand hatte Zeit, sich darum zu kümmern. Und das bei einem Verein, dem das Wasser bis zum Hals steht! Die Verantwortlichen haben lieber ihre Intrigen gesponnen. Der Verwaltungsrat des e. V. ist nämlich genauso aufgestellt wie die Piratenpartei: Durch die ewigen Machtkämpfe ist das Gremium nicht handlungsfähig.

Das hat sich geändert, oder? Nein. Normalerweise müsste die Macht im Verein beim Vorsitzenden liegen. Aber Udo Kirmse hat sie nicht. Es wurde extra ein Kandidat ausgewählt, den die Leute herumschubsen können. Herr Kirmse ist bei den ganzen Querelen die ärmste Sau. Wie unverschämt die Leute sind, zeigt eine weitere Tatsache. Drei Tage vor Ablauf der Frist zur Lizenzierung und damit fast zwei Jahren, nachdem er sein Interesse signalisiert hatte, wurde Herr Boente plötzlich vom MSV angerufen, er solle doch mal bitte 2,5 Millionen Euro besorgen. Eine Dreistigkeit, weil genau diese Bettler vorher nicht mit ihm sprechen wollten. Das ist leider der heutige MSV!

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