Der 57-Jährige wird neuer Trainer des akut vom Abstieg bedrohten Zweitligisten VfL Bochum. Im SID-Interview spricht er über seine Liebe zum VfL, seine neue Aufgabe und den Moment, der sein Leben auf den Kopf stellte.
Peter Neururer, nach dreieinhalb Jahren haben Sie im Profifußball eine neue Aufgabe gefunden. Wahrscheinlich haben Sie blitzschnell zugesagt, oder?
Ich habe keine Hundertstelsekunde gezögert. Das ist der VfL Bochum! Das ist ein Verein, für den ich in jeder Situation alles tun würde. Ich habe immer gesagt: Es gibt drei Vereine, für die ich alles tue. Und der VfL Bochum gehört definitiv dazu. Ihre neue Aufgabe ist eine klassische für einen 'Feuerwehrmann'. Sechs Spieltage vor dem Saisonende ist der VfL Tabellen-16. Das würde den Gang in die Relegation bedeuten.
Ich habe bekanntlich schon viel gemacht als Trainer, aber das ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die ich je hatte. Der VfL ist in einer traurigen Lage. Es wäre sicherlich schöner, in einer anderen Situation zurückzukehren. Aber so ist es eben.
Sie haben Bochum bereits von 2001 bis 2005 trainiert, den Klub in den UEFA-Cup geführt. Am Ende war Ihr Name mit dem Bundesliga-Abstieg verbunden. Schmerzt Sie das heute noch?
Das ist schade, dass ich beim VfL noch mit einer misslichen Situation verbunden werde. Nach dem Abstieg 2005 hätte ich ja noch einen Vertrag bis 2007 gehabt.
Die Zeit ist knapp. Sonntagmittag spielt Ihre neue Mannschaft bei Energie Cottbus. Was kann ein Trainer tun, der kurz vor Saisonende ein völlig verunsichertes Team übernimmt?
Das sagen alle Trainer, aber es stimmt: Ich kann nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. Und das so schnell wie möglich.
Vor zehn Monaten haben sie wahnsinniges Glück gehabt, Sie überlebten einen Herzinfarkt. Nun stürzen Sie sich in den Stress, in den Abstiegskampf. Sehen Sie keine Gefahren?
Nein. Von dem Herzinfarkt hatte ich mich schon nach vier Wochen erholt. Das Einzige, was ich noch davon merke, ist: Ich bin fitter geworden. Und ich rauche nicht mehr. Diese Freizeit, die war für mich Stress in den letzten Jahren.
Dennoch: Dass ein Trainer so kurz nach einer lebensbedrohlichen Situation wieder auf der Bank sitzt, ist etwas Besonderes.
Mein Engagement ist ja nicht nur wegen des Herzinfarkts außergewöhnlich - es ist sowieso außergewöhnlich, sich da freiwillig reinzustürzen in dieser Lage. Aber ich mache es gerne. Ich habe ja lange genug auf eine Chance gewartet.