85 Minuten waren gespielt. Fast im Stile eines Südamerikaners hatte sich Florian Brügmann dem Ball vom starken Rechten auf den linken Fuß gelegt und ihn unhaltbar im Ingolstädter Tor zum Ausgleich versenkt. Danach war er nicht mehr zu halten. Der kleine Außenverteidiger hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. Verständlich, denn mit einem kapitalen Stellungsfehler war er für den Rückstand seines Teams mitverantwortlich. "Ich schwöre, ich habe Caiuby in meinem Rücken überhaupt nicht gesehen. Und dann kam der Hühne mit solch einer Wucht, dass ich chancenlos war", so der Außenverteidiger.
Doch der Rechtsverteidiger, der zu Saisonbeginn auf der ungewohnten linken Seite spielen musste, zeigte bei seinem Startelf-Debüt keine Nerven, spielte beharrlich weiter, sodass man ihm am Ende durchaus eine ordentliche Leistung bescheinigen konnte.
Brügmann: "Ich habe mir den Ball beim Ausgleich so schön auf den linken Fuß gelegt, da konnte ich gar nicht mehr danebenschießen." Vielleicht hatte sich der Torschütze zuvor an die Ratschläge seines Vaters erinnert, der als sein Jugendtrainer immer wieder großen Wert darauf legte, dass die Trainingsübungen immer auch mit dem schwächeren Fuß wiederholt wurden. "Jetzt will ich nur noch auf meine Couch, die Beine hochlegen und vielleicht vorher noch ein leckeres Schnitzel essen", plante der Verteidiger seinen Abend, den er getrost ruhig ausklingen lassen konnte.
Sein Treffer kam übrigens nicht von ungefähr, denn Mitte der zweiten Halbzeit gab es schon einmal eine Situation, in der der Rechtsfuß seinen Drang zum Tor unter Beweis stellte. Doch aus 20 Metern rauschte sein Abschluss über die Querlatte. "Solch ein Erlebnis bleibt für immer. Zumal es ein sehr schönes Tor war. Ich habe erst kurz vor dem Anpfiff erfahren, dass ich dieses Mal als rechter Verteidiger spiele. Das ist für mich immer noch einfacher, als auf der linken Seite", erklärt der gelernte Rechtsverteidiger.
Optimistisch Richtung Zukunft
Und dann ging er noch einmal auf die Bedeutung des späten Ausgleichs ein: "Auch wenn dieses 1:1 eigentlich zu wenig ist, war der Treffer unheimlich wichtig, denn sonst hätte die Gefahr bestanden, dass wir in ein völlig negatives Fahrwasser geraten. Aber ich denke, mit dieser Moral können wir zuversichtlich auf die nächsten Aufgaben schauen." Und dann hatte Brügmann nur noch eine gravierende Entscheidung zu treffen. Wer bekommt sein Trikot? "Das muss ich mir noch genau überlegen. Wahrscheinlich der, der mich am hartnäckigsten fragt", so Brügmann.