Das Horrorszenario war schon skizziert. Zehn Minuten vor dem Spielende befand sich der VfL Bochum im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt beim Stande von 0:1 auf Abstiegskurs. Doch der verdiente Ausgleich von Florian Brügmann fünf Minuten vor dem Schlusspfiff bescherte dem Gastgeber beim 1:1 (0:1) nicht nur einen hochverdienten Punkt, sondern vertrieb zugleich auch die düstersten Wolken.
Die Partie allerdings zeigte einmal mehr, dass der VfL Bochum im Umbruch noch nicht so weit ist, wie erhofft. Obwohl nämlich die Offensive im Vergleich zur Ligakonkurrenz namhaft besetzt ist, stehen nach acht Spielrunden gerade einmal fünf Treffer zu Buche. Und das hat nicht nur mit Pech zu tun, wie bei Leon Goretzkas Freistoß an den linken Innenpfosten (64.). Trainer Andreas Bergmann weiß, woran das liegt: „Uns fehlt im Abschluss einfach die letzte Überzeugung.“
Vorher war der Coach, ebenso wie die VfL-Gemeinde, wieder einmal emotional hin- und hergerissen, denn statt der Führung durch Slawo Freier und Alexander Iashvili (5./6.), lagen die Hausherren nach nicht einmal zehn Minuten zurück. Noch vor Monaten wäre die Mannschaft an solch einem Rückstand noch emotional zerbrochen. Doch wenn auch fußballerisch beim VfL noch längst nicht alles läuft, eins hat die Mannschaft inzwischen verinnerlicht: Im Kohlenpott und ganz besonders in Bochum darf man zwar schlecht spielen aber nie den letzten Willen vermissen lassen.
Selten in den letzten Jahren aber hat sich eine Bochumer Mannschaft so vehement gegen auch eigene Unzulänglichkeiten mit so viel Leidenschaft gewehrt. Bergmann: „Berücksichtig man noch, dass wir vor dem Spiel durch Verletzungen und später durch den Ausfall von Christoph Kramer wiederholt gezwungen waren, die Mannschaft auf mehreren Positionen zu verändern, bin ich mit dem Unentschieden durchaus zufrieden.“
Blackout
Und weil der Trainer bei diesem jungen Team stets auch an die moralische Aufrüstung denken muss, beschäftigte er sich nach dem Ende der Pressekonferenz mit einem Youngstar, der unfreiwillig die Spielgeschichte schrieb. „So ein Gegentor darf im Profifußball eigentlich nicht fallen. Da hatte Flo einen totalen Blackout. Umso mehr freue ich mich, dass ihm das Tor gelungen ist. Er hat nach dem Fehler nie aufgesteckt.“
Der Coach ist nun froh, dass wieder eine normale Trainingswoche ansteht, bevor es am nächsten Samstag zum Spitzenreiter Braunschweig geht (Anstoß 13 Uhr). „Ich hoffe, dass Kramer, Marc Rzatkowski und Carsten Rothenbach ins Training zurückkehren. Auch die Langzeitverletzten Mirkan Aydin, Faton Toski und Jonas Acquistapace kommen ins Mannschaftstraining zurück. Das stimmt mich für die nächsten Wochen optimistisch“, blickt Bergmann zuversichtlich voraus.