Frank Goosen, Kabarettist, ist so einer – bekennender VfL-Fan, das Herz zuweilen auf der Zunge und immer mit dem Blick für das Machbare.
So mag es nicht überraschen, dass er jetzt von den Verantwortlichen des Klubs überzeugt wurde, für den Aufsichtsrat zu kandidieren. Im RS-Interview erklärt er, wie es dazu kam und wo er in diesem Gremium sein Betätigungsfeld sieht.
Wie kam es zu der Nominierung für den Aufsichtsrat?
Ich hab einen Anruf vom Aufsichtsratvorsitzenden Werner Altegoer bekommen, der mich gefragt hat, ob ich nicht mitarbeiten möchte. Das hat mich erst einmal sehr gefreut, weil diese Anfrage meines Geburtsvereins quasi eine Ehre für mich ist. Ich habe dann ein bisschen überlegt, wie das wohl aussieht, wenn ich das mache, wie meine Anhänger darauf reagieren, was ich bewegen kann und ob vielleicht nicht alle zu viel davon erwarten. Nach einer Woche des Nachdenkens habe ich mich dann entschlossen, es doch zu machen, weil ich die Mitarbeit im Aufsichtsrat als eine unheimlich spannende Sache empfinde.
Hat Sie der Anruf des als sehr konservativ geltenden Vorsitzenden Altegoer überrascht?
Das nicht, denn ich habe in der Vergangenheit schon des Öfteren mit ihm telefoniert und deshalb bin ich auch nicht zusammengezuckt, als der Name auf meinem Handydisplay auftauchte. Ich weiß, dass man mit ihm vortrefflich streiten kann, wenn man sich Auge in Auge gegenübersitzt. Und es gibt sicher auch Themen, die wir sehr kontrovers diskutiert haben. Aber letztlich hat keiner von uns beiden je gesagt: „Mit dem kann ich nicht, mit dem will ich nicht.“
Vorausgesetzt Sie werden gewählt, mit welchen Erwartungen und Zielen gehen Sie in dieses Amt?
Ich werde versuchen, dass ich die Dinge, die ich in der Vergangenheit auch schon kritisch angemerkt habe, als Diskussion in das Gremium hineintrage, um dann zu sehen, wie sich das entwickelt. Ich sage nicht, dass wir jetzt hier alles umstülpen müssen. Und ich werde auch nicht sagen, dass ab sofort alles jetzt so gemacht wird, wie ich das will. Ich weiß nämlich genau, dass ich in bestimmten Themenfeldern keine Kompetenz habe. Das bedeutet: Ich habe keine wirtschaftliche Kompetenz und außer von meinen eigenen von Finanzen keine Ahnung. Außerdem habe ich keine sportliche Kompetenz, die über die eines interessierten VfL-Fans hinaus geht.
Aber wo sehen Sie ihr Betätigungsfeld?
Nun, ein bisschen glaube ich mich auszukennen mit dem Thema: Wie stellt man sich nach außen hin dar. Und da bin ich seit 20 Jahren in diversen Jobs, in denen ich auch permanent in der Öffentlichkeit beurteilt werde und in denen ich mir Gedanken machen muss, wie das, was ich tue, nach außen ankommt. Dies, kombiniert mit meiner Leidenschaft für Fußball, versuche ich dann in Zukunft in die Vereinsarbeit einzubringen. Und dann gucken wir mal, was dabei heraus kommt.
Ein zusätzliches Amt bedeutet zwangsläufig auch zusätzliche Arbeit.
Ja, natürlich ist mir das bewusst, aber Gott sei Dank bin ich in der luxuriösen Situation, dass ich meine Zeit relativ frei einteilen kann. Ich denke deshalb, dass ich das schon auf die Reihe bekommen werde.
Das neue Amt wird Ihnen neue Einblicke gewähren, wie schwer es ist, das VfL-Schiff durch die rauhe Profi-See zu steuern?
Ich habe ohnehin nie geglaubt, dass es einfach ist, einen Klub wie den VfL Bochum mit seinen bescheidenen Möglichkeiten auf Kurs zu halten. Ich habe aber in den letzten Jahren am VfL kritisiert, dass man Sachen, über die sich eigentlich alle einig sind, so richtig zu kommunizieren. Wobei wir wieder bei der Außendarstellung sind.
Nennen Sie doch einmal ein Beispiel.
Wenn ich immer nur höre, was man alles nicht erreichen kann, dann nimmt das niemanden mit ins Boot. Dann bekommst du die Leute einfach nicht auf deine Seite, unter den schweren Bedingungen an einem Strang zu ziehen. Ich habe lange mit Ansgar Schwenken gesprochen, das man seine Ziele vielleicht einmal anders formulieren sollte. Denn wenn ein Klub wie der VfL in den letzten 40 Jahren 34 Jahre im Oberhaus verbracht hat, dann ist das erst einmal eine Erfolgsbilanz, um die uns viele Traditionsklubs beneiden.